Drake (German Edition)
auf Escorial getragen, als sie ihn über den Frame kontaktiert hatte. Das Hellgrün war nicht zu übersehen gewesen. Unter dem Pullover lugte ein zerknittertes weißes T-Shirt am Hals hervor. Caitlyn wusste nicht, ob sie seinen Kleidungsstil angesichts einer Besprechung bei den Sternbergs kritisieren oder wegen Unbekümmertheit bewundern sollte.
Statt eines Kaffees hatte ihm eine unbekannte arabische Schönheit (Roya?) eine Karaffe mit Wasser auf den geschwungenen Glastisch gestellt. Neben Werfel schwebte unhöflicherweise sein persönlicher Frame, dessen Spiegelung in dem Tisch die aufgerufene Datenmenge optisch noch vervielfachte und Werfel damit als einen Mann präsentierte, der keine Zeit verlieren wollte.
Reine Wichtigtuerei, befand Caitlyn. Die Expedition auf Escorial war abgeschlossen. Niemand würde den Planeten in Zukunft vermissen. Alle Daten und Bilder der Expedition waren gespeichert und ausgewertet. In Three-Dee und mit allen Kommentaren und Wortwechseln während des Aufenthalts auf dem Planeten. Selbstverständlich auch der jämmerliche Auftritt Werfels kurz vor dem Start des Cargos und der eindeutige Beweis, dass ihm Verotroicx mehr oder weniger das Leben gerettet hatte.
Das Cargo war mit einem fluchenden Piloten und etlichen Beulen in den Hangars der Unit Eleven angekommen. Nichts, was man nicht reparieren oder ersetzen konnte. Die Arack war verloren. Zerstört und begraben unter einem Haufen von matschigen Kugeln. In den Werkstätten von SUPPLY wurde bereits von den Larrys eine neue Spinne montiert. Material war reichlich vorhanden und in den Archiven der Unit gab es sämtliche Konstruktionsprogramme von allen Geräten. Wahrscheinlich würde die neue Spinne perfekter sein als die zerstörte auf Escorial. Die Programme würden die Erfahrungen und die Messwerte, die Werfel mit seiner Arack gemacht hatte, zugrunde legen und das neue Gerät weiter verbessern.
Werfel konnte sich also sein eifriges Gehabe mit seinem Frame sparen.
Caitlyn zupfte eine Fussel von ihrem Kostüm. Vielleicht hätte sie heute doch besser etwas weniger Strenges anlegen sollen. Die feinen grauen Streifen in der dunklen Jacke ließen sie bestimmt zu sachlich und zu penibel erscheinen. Verotroicx trug die offizielle Arbeitskluft der FORCE , dunkelblau mit gelben Lettern auf dem Rücken. Anscheinend beeindruckte ihn eine Besprechung im Salon der Sternbergs nicht im Geringsten, auch nicht, wenn sie vollkommen außer der Reihe angesetzt war.
Hyatt Sternberg stand wie immer vor seinem geliebten Fenster, allen Anwesenden den Rücken zugewandt, und blickte stumm hinunter auf Escorial.
Vor einer Stunde hatte er Caitlyn von dieser Besprechung in Kenntnis gesetzt. Er hatte es folgendermaßen ausgedrückt: »Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass in einer Stunde eine außerordentliche Sitzung im Salon stattfindet. Teilnehmen werden meine Schwester, Commander Verotroicx, der wissenschaftliche Leiter Raphael Werfel, Sie und ich. Captain Hoffmann ist entschuldigt, er ist verständlicherweise zu sehr mit dem nächsten Durchgang beschäftigt.«
Also warteten alle in einer leicht gespannten Stimmung nur noch auf Charlotte Sternberg.
Die Einzigen, die etwas Bewegung und Unbekümmertheit in den großen Raum trugen, waren Estella und ihre Kolleginnen, alle in den neuesten Designerstücken gekleidet. Kaum wahrnehmbare Düfte folgten ihnen wie unsichtbare wehende Schleifen. Caitlyn kam nicht umhin, die Eleganz und Leichtigkeit zu bewundern, mit der die Mädchen die Kleidung trugen und damit auftraten, als würden sie sich in einem teuren Club in London oder New York bewegen. Mit dem knallroten Fetzen zum Beispiel, den Edda (oder war es Caprice?) mit einer schraubenähnlichen Verbindung an dem hinteren Teil ihres Stirnbandes befestigt hatte und dessen Sinn zwischen Schmuckstück und wertlosem Stoff schwankte, würde Caitlyn in der Unit Eleven mehr als nur heitere Kommentare auslösen. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Warum eigentlich nicht? Der Fetzen würde ihrem morgendlichen Auftritt einen zusätzlichen Effekt verleihen. Vielleicht sollte sie einmal einfach mehr wagen.
In diesem Moment kam Sternberg mit raschen Schritten von seiner Empore herunter.
Gleichzeitig verschwanden die Mädchen wie huschende Feen in irgendwelchen verborgenen Winkeln.
Caitlyn straffte ihren Rücken, denn urplötzlich war Charlotte Sternberg anwesend.
Sie war nicht mehr als eine gleitende Bewegung im Hintergrund mit kurzem Gegenlicht auf dem Profil und
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