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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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wir 22 Stunden Zeit zur Evakuation, danach wird es auf Blue Boy ungemütlich. Der Umläufer kommt dem Planeten gefährlich nahe.«
    »Umläufer?«
    »Wir haben ihn so bezeichnet. Ein richtiger Mond ist er nicht. Höchstens einem Asteroiden ähnlich. Eine Kartoffel von etwa 1500 Kilometer Länge. Der Brocken ist ein sogenannter Trägheitsellipsoid. Er verhält sich ungefähr so wie der Saturnmond Hyperion, das heißt seine Bahn ist nicht unbedingt vorhersehbar. Sie gleicht Schlingerbewegungen, die zusätzlich durch die Bahnen der anderen Monde beeinflusst werden. Für die jetzige Umlaufbahn des Umläufers gilt noch ein Spezialfall. Fast alle Monde figurieren sich in einer oberen Konjunktion und stehen damit beinahe in einer Reihe. Ihre Anziehungskräfte wirken in dem Maße, dass sie den Umläufer in eine noch niedrigere Umlaufbahn als sonst üblich zwingen. Kommt etwa alle zwanzig bis dreißig Jahre vor und führt dann zu einer kleinen Katastrophe auf dem Planeten. Das Meer wird praktisch richtig durchgemischt. Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, aber ein Aufenthalt dort unten ist nicht sehr ratsam.«
    »Wieso hat George uns nicht darauf aufmerksam gemacht?«
    »George ist in astronomischer Hinsicht auf instabile Vorgänge wie Berührungen, Treffer oder Armageddons programmiert. Für das System Hide Hellions Eye ist die außergewöhnlich niedere Umlaufbahn des Umläufers ein ganz natürlicher Vorgang und ist somit für George nicht besonders auffällig. Für ihn liegt der Fall an der Grenze zu einer Interpretation, die er wahrscheinlich auch angeregt hat, aber anscheinend hat er keinen Zuhörer gefunden.« Er grinste sarkastisch. »Kein Wunder, es sind ja alle im Urlaub. Übrigens haben wir den Umläufer Apocalypse getauft und hoffen darauf, dass der Namen in Sternbergs Sinn ist.«
    Verotroicx sagte nichts darauf. Angesichts der Umstände war er zutreffend.
    »Okay, eine letzte Frage noch: Wie viele Leute werden wir evakuieren können?«
    Fogelman antwortete nicht sofort. »Wir tun, was wir können. Wenn wir die niedrigere Umlaufbahn erreicht haben, verkürzen sich die An- und Abflugzeiten auf jeweils eine halbe Stunde. Notfalls bringen wir die Leute nicht direkt in die Unit Eleven, sondern setzen sie vor den geöffneten Schleusen ab. Mit ihren Protex können sie die restliche Strecke leicht alleine schaffen.«
    »Wie viele, Werner?«
    Fogelman sah ihn nun direkt an.
    »Genau kann ich es dir nicht sagen, vielleicht eintausend, aber nur, wenn wir die Menschen in die Cargos hineinstopfen und stapeln.«
    Verotroicx atmete tief durch. Das war weitaus weniger, als er erhofft hatte. Ganz abgesehen davon, war es unmöglich, eine höhere Anzahl von Personen in den Cargos zu transportieren. Es gab nur 15 Sitze für Passagiere und 3 weitere für das Flugpersonal, und in denen mussten sich die Leute wegen der hohen Beschleunigung durch die Atmosphäre sitzend aufhalten. Ein Stehen oder Liegen war unmöglich.
    »Danke.« Er unterbrach die Verbindung und widerstand der Versuchung, sofort mit Sternberg zu sprechen und ihm dabei gleich seine übertriebenen Touristenreisen vor Augen zu halten. Das Zeichen von Sternberg blinkte sowieso schon die ganze Zeit über auf dem Frame. Und das von Werfel. Und Mulholland.
    Nach einem kurzen Überlegen aktivierte er mit einem Lync den Kontakt mit Vic.
    »Mensch, Vero, wo bleibst du denn?«, fing sie sofort an, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. »Die drehen hier alle durch! Katz hat sich mit seinen Leuten im Hangar verschanzt und lässt keinen rein. Sternberg hüpft hier herum wie ein Verrückter und droht damit, alle Meuterer zu entlassen!«
    »Sag ihm, ich bin gleich da. Beruhige ihn so weit es geht und hol ihn von der Menge weg. Ich muss mit ihm später unter vier Augen reden!«
    »Sag es mir ehrlich, ist es so schlimm?«, fragte sie.
    »Wir müssen schnell handeln. Tu, was ich dir gesagt habe, und setze dich energisch durch«, wich er ihr aus.
    Sie nickte unsicher. Dann war sie vom Frame verschwunden.
    Gerade, als er sich in Bewegung setzen wollte, bemerkte er, dass die Afghanen ihr Geheul beendet hatten und nun ungeduldig am Strand auf und ab liefen. Draußen, am Eingang der Lagune, entstanden kleine Kräuselungen auf der glatten Meeresoberfläche. Zu sehen war jedoch nichts. Erst als die erste Schildkröte im flachen Wasser erschien, war ihm die Ursache klar. Weitere gerippte Rückenpanzer wurden sichtbar. Ohne Zögern hetzten die Afghanen in spritzenden Wasserfontänen auf die

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