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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Besatzung höchste Bewunderung eingebracht hatte. Hyatt Sternberg konnte danach gar nicht anders entscheiden, als ebenfalls auf dem Planeten zu bleiben. Nach anfänglichen Beschimpfungen über die Unfähigkeit seiner Angestellten wegen der schlampigen Information über den Umläufer war er im Laufe der letzten Stunden immer kleinlauter geworden und hatte schließlich seine Kommentare ganz eingestellt. Ein Segen für die Leute, die voll und ganz mit der Evakuierung beschäftigt waren.
    Demzufolge schwebten nun 701 weitere Personen in Gruppen und mit Seilen verbunden über der Nachtseite von Blue Boy. Unter ihnen war auch Verotroicx. Hoffmann hatte vorgeschlagen, ihn ebenfalls in den Orbit zu bringen, damit sich nicht alle Führungspersonen an ein und demselben Ort aufhielten. Vielleicht konnte er auch direkt auf den einen oder die andere beruhigend einwirken, bis sie abgeholt wurden.
    Auf ihre Abholung mussten sie noch warten. Auf Empfehlung der SCIENCE hatten sich alle Cargos auf eine höhere Umlaufbahn zurückgezogen. Ebenfalls auf die Nachtseite.
    Man wollte die Auswirkungen des Umläufers auf der Tagseite zunächst abwarten, obwohl den Cargos angeblich keinerlei Gefahr drohte. Trotzdem, auch die SCIENCE schien sich wohler zu fühlen, wenn der Umläufer wieder im All verschwunden war.
    Zwei Meldungen hatten den laufenden Bericht über die Evakuierung unterbrochen. Zum einen die aufwendige Demontierung von Werfels Arack, deren Einzelteile anschließend über die Kante des Tafelberges hochgezogen und durch das riesige Fenster ins Innere der Anlage gebracht worden waren, und zum anderen der tragische Tod eines Besatzungsmitgliedes, das in der Umlaufbahn an Herzversagen gestorben war. Eine medizinische Hilfe war unmöglich gewesen.
    Weiterhin gab es noch eine dritte aufsehenerregende Meldung, die von Caitlyn Mulholland jedoch zunächst als geheim eingestuft wurde: Werfels Entdeckung eines metallischen Gerippes in der Anlage. Selbst Sternberg wusste noch nichts davon. Sie hatte den Bericht vorerst zurückgestellt. Darüber konnte man sich später Gedanken machen.
    Der Durchgang des Umläufers mit dem katastrophalen Einfluss auf die Planetenoberfläche würde nicht länger als eineinhalb Stunden dauern. Danach würde der Mond erst wieder in 15 Jahren in die Nähe von Blue Boy gelangen. Dann aber in mehr als 600 000 Kilometern Entfernung, mit weit weniger Einfluss auf den Planeten. Jason SCIENCE hatte die Daten des Umläufers von George berechnen lassen. Niemals war der Mond dem Planeten so nahe gekommen, dass es zu einer absoluten Katastrophe gekommen war, und niemals würde das in der Zukunft passieren, trotz der ungewöhnlichen Annäherungen.
    »Es hängt mit den besonderen Verhältnissen dieses Systems zusammen«, hatte er erklärt. »Die übrigen Monde zerren den Umläufer immer wieder von Blue Boy weg. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er irgendwann einmal mit einem der anderen Monde kollidiert, als dass er Blue Boy gefährlich werden könnte. Seine Umlaufbahn wird in ferner Zukunft sogar kreisförmiger werden. Dann wird er mit seiner Masse auf die Planetenoberfläche keine dramatische Wirkung mehr ausüben. Ich rede hier allerdings von ein paar Millionen Jahren.«
    George hatte endlose Tabellen geliefert, die belegten, dass der Umläufer vor etwa 55 Jahren dem Planeten ähnlich nahe gekommen war. Das nächste Mal würde es in 87 Jahren sein.
    »Dort kommt er!«, sagte Captain Hoffmann und deutete auf einen winzigen Lichtpunkt links oben auf dem Frame.
    Karrol Hoffmann war ein großer grauhaariger Mann Ende fünfzig. Seine Ambitionen schienen sich ausschließlich auf das Navigieren des Schiffes zu konzentrieren. Bisher war von ihm noch keine Kritik oder ein Kommentar zu den ehrgeizigen Plänen der Sternbergs über seine Lippen gekommen. Doch manchmal glaubte Caitlyn Mulholland so etwas wie Ironie in seinen blauen Augen zu entdecken. Aber nur für einen winzigen Moment, dann verdeckten heruntergezogene, buschige Augenbrauen wieder die Seele dieses Mannes. Sie schätzte ihn als undurchsichtig, aber völlig loyal ein, was den Sternberg-Trust betraf, ein Privatleben schien für ihn ein Fremdwort zu sein. Jedenfalls hatte sie bisher in der Unit Eleven noch nichts darüber vernommen. Ein wahres Wunder bei dem hohen Klatsch- und Tratschbedürfnis.
    Sonst immer in Hemd und Krawatte, saß Hoffmann heute in korrekter Uniform neben ihr, wie es zu einem offiziellen Ereignis gebührte. »Es geht los«,

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