Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
Berichte und bisher hat
kein Erwachsener den Mut aufgebracht zuzugeben, ebenfalls von einem Alptraum
geplagt worden zu sein.«
Jackson fuhr sich mit beiden Händen durch das
dunkle Haar und unter seinem dünnen, engen T-Shirt spielten die Muskeln. Er sah
von Jonas zu Matthew, als erwartete er eine Falle. »Kinder hatten Alpträume?«
Kate nickte. »Letzte Nacht, als sich plötzlich ein
undurchdringlicher Nebel gebildet hat, ist etwas äußerst Bizarres passiert.
Heute Morgen waren viele Kinder ganz durcheinander und in Tränen aufgelöst und
einige waren traumatisiert von einem Traum, den sie anscheinend alle
miteinander hatten.«
»Worum ging es in dem Traum?« Zum ersten Mal, seit
sie den Raum betreten hatte, setzte sich Jackson, aber er presste seine Hände
immer noch auf seinen Kopf, als hätte er furchtbare Kopfschmerzen.
»Sie haben einen Knochenmann in einem langen Mantel
und mit einem alten Hut beschrieben.«
Jackson zögerte, da es ihm offensichtlich immer
noch widerstrebte, sein Problem mit ihr zu erörtern. Er sah von Jonas zu Matt
und kapitulierte schließlich. »Der Mantel und der Hut waren altmodisch,
vielleicht aus schwerem Wollstoff. Er hatte kein wirkliches Gesicht, nur
weißgraue Knochen. Eine Frau und ein Baby und ein Schäfer kamen auch vor. Oder
zumindest jemand mit einem Schäferstab.« Er rieb sich mit einer Hand das
Gesicht. »Ich mache Jagd auf echte Menschen, auf echte Bedrohungen, aber dieses
Ding, das kam von einem Ort, an den ich nicht gehen kann, und ich spüre, dass
alle in Gefahr sind.« Er sah Kate an. »Noch beunruhigender als der Traum selbst
war das Gefühl, das er bei mir hinterlassen hat. Die Gefahr war real. Ich weiß,
das klingt verrückt, aber verdammt noch mal, die Gefahr war real!«
Matt erstarrte. Es hatte nie allzu viel gegeben,
wovor sich Jackson Deveau fürchtete, und seine eigene Sterblichkeit gehörte
gewiss nicht dazu, und doch schien er von diesem Alptraum tief erschüttert zu
sein.
»Dann haben Sie es also auch gespürt. Dass die
Bedrohung real ist«, sagte Kate und beugte sich zu Jackson vor.
Jackson wich zurück. Matt hatte vergessen, Kate zu
sagen, dass der Deputy vor Körperkontakt zurückschreckte. »Ich weiß, dass es so
ist.« Er sah Jonas und Matt an. »Ihr beide glaubt wahrscheinlich, ich sei
komplett übergeschnappt, aber ich schwöre euch, was auch immer dieses Ding in
meinem Traum war, es hat es darauf abgesehen, unter uns zu wandeln.«
»Er benutzt den Nebel«, erklärte Kate. Hier hatte
sie es nicht mit einem Kind zu tun, das sich mit Weihnachtsgeschichten und
einem liebevollen Lächeln beschwichtigen ließ. Sie hatte einen erwachsenen Mann
vor sich, einen Krieger, und was er brauchte, war die nackte Wahrheit. Nichts
anderes würde er akzeptieren können. Er brauchte Tatsachen, die ihm
bestätigten, dass er nicht den Verstand verlor. »Was auch immer es oder er ist,
er gewinnt an Kraft. Ich glaube, das Erdbeben hat ein Siegel aufgebrochen, das
ihn tief im Innern der Erde unter Verschluss gehalten hatte. Matthew und ich
haben im Keller der alten Mühle eine zerbrochene Abdeckung gefunden. Etwas ist
in Form von widerwärtigem Dampf aus einem Spalt herausgekommen. Ich habe
denselben Gestank im Nebel gerochen.« Sie sah Jackson fest in die Augen. »Falls
Sie meinen, den Verstand zu verlieren, trifft das auch auf mich zu. Und auf
Matthew. Und auf sämtliche Kinder von Sea Haven.«
In dem Moment hörte Matthew wieder den magischen
Klang, der einer aufgewühlten Seele absoluten Frieden brachte. Er konnte ihn
mittlerweile erkennen und nahm die Energie wahr, die durch den Raum wogte. Sie
ging von Kate aus und bewegte sich zu dem Menschen hin, mit dem sie sprach. Er
nahm aber auch wahr, dass sie die negative Energie in sich aufsog, sie in ihrem
Innern aufnahm und sie von ihrem eigentlichen Opfer fernhielt.
»Das erleichtert mich wirklich. Ich dachte, diesmal
verliere ich tatsächlich den Verstand. Ich habe manchmal Alpträume und ich kann
mit ihnen umgehen, aber dieser Traum letzte Nacht kam geradewegs aus einem
Horrorfilm.« Jackson schüttelte den Kopf. »Ich werde also doch nicht in eine
Anstalt gesperrt.«
»Du bist der Einzige, der jemals so denkt«, sagte
Jonas mit ruhiger Stimme. »Fällt deinen Schwestern etwas dazu ein, Kate? Das
fällt eher in euren Bereich als in unseren.« Er wies mit dem Kopf auf die
beiden anderen Ranger. »Wir können eure Soldaten sein, aber ihr werdet uns
Anhaltspunkte geben und uns in die richtige Richtung weisen
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