Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
erklingen ließen.
Er drehte den Kopf, um die Bewegungen des Schattens
zu verfolgen, als er über das Meer glitt. Ein Wal kam an die Wasseroberfläche,
um Luft zu holen, und drei Delphine sprangen durch die Luft und versprühten in
hohem Bogen kleine Wassertröpfchen über den Wellenkämmen. Alle vier setzten
sich als Silhouetten gegen den blutroten Himmel ab. Der Rachen des Schattens
war weit aufgesperrt, als er wieder auf den Strand blickte, auf dem vier Frauen
mit hoch zum Himmel erhobenen Armen tanzten und mit ihren nackten Füßen ein
kompliziertes Muster in den Sand stampften.
Der Wind heulte, stimmte ein gellendes Pfeifen an,
stürzte sich in heftigen Böen auf die Erscheinung und trieb sie weit hinaus,
bis sie nur noch ein Pünktchen am Horizont war. Als Jonas sich wieder umsah,
war das Feuerwerk aus funkelndem Licht verschwunden und der Wind hatte sich
gelegt. Kein Hauch wehte mehr. Jonas warf einen Blick auf den Strand und sah
Sarah, Kate, Abigail und Hannah regungslos im Sand liegen.
»Steig ein, Damon.« Jonas riss die Wagentür auf.
»Mach schnell.«
Damon befolgte die Anweisung. Er war immer noch von
diesem eigenartigen Grauen gepackt. »Was zum Teufel geht hier vor? Ich habe ein
Feuerwerk gesehen und sonst gar nicht, aber trotzdem hatte ich ...«
»Angst«, beendete Jonas seinen Satz. »Ich weiß
nicht, was zum Teufel sich heute Abend hier abgespielt hat, und ich bin
keineswegs sicher, ob ich es wissen will. Jetzt mach schon, ich muss dich
schleunigst nach Hause bringen.«
»Wo ist Sarah?«
»Sie ist gemeinsam mit ihren Schwestern am Strand.
Ich gehe gleich zu ihnen, aber die Dinge, die ich zu sagen habe, sollte ich
ihnen besser allein sagen.« Grimmig schlug der Sheriff die Wagentür zu und fuhr
schneller als es die Vernunft gebot, um Damon in seinem Haus in Sicherheit zu
bringen. »Du bleibst im Haus und schaltest die Alarmanlage ein, um die Sarah
diesen ganzen Wirbel veranstaltet hat. Ich komme später vorbei, um mich zu
vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Jackson Deveau, mein Deputy, wird heute
Nacht mehrfach an deinem Haus vorbeifahren.«
Jonas hätte für die Rückfahrt zum Strand die Sirene
eingeschaltet, wenn er damit schneller vorangekommen wäre. Er war so wütend,
dass sogar ihm selbst klar war, welchen Fehler er machte. Er wusste, dass er
sich unbedingt von den Drakes hätte fernhalten sollen, bis seine Wut verraucht
und die Furcht von seinem Körper abgefallen war. Aber er konnte die Frauen
nicht einfach erschöpft am Strand liegen lassen.
So lief er zügig über den nassen Sand, und mit
jedem Schritt, den er machte, steigerte sich seine Wut. »Was zum Teufel habt
ihr alle euch dabei gedacht?« Der Anblick ihrer bleichen Gesichter, denen die
Erschöpfung deutlich anzusehen war, steigerte seinen Zorn noch mehr. »Ihr habt
euch auf etwas eingelassen, worauf ihr euch unter gar keinen Umständen hättet
einlassen dürfen.«
Sarah hob matt eine Hand und bedeutete ihm
fortzugehen. Hannah blickte gar nicht auf und Kate und Abbey wandten ihm ihre
bleichen Gesichter zu und starrten ihn aus riesigen Augen an. Er ließ sich
mitten zwischen ihnen auf die Knie sinken und rieb der Reihe nach ihre Arme, um
sie zu wärmen.
»Was war das, Sarah?«, fragte er.
»Willst du es wirklich wissen?«
Ihre Stimme klang derart geschwächt, dass er beinah
den Mund gehalten hätte. Hannah gab ihm ausnahmsweise keine frechen Antworten
und alle Drakes wirkten verängstigt.
»Ja, zum Teufel, ich will es wissen.«
»Der Tod. Du hast den Tod gesehen, Jonas. Und
darin, dass du ihn sehen konntest, besteht deine Verbindung zu uns und gerade
deshalb bist du so eng mit uns verbunden.« Sarah warf einen Blick auf ihre
Schwestern und sah Jonas dann wieder ins Gesicht. »Du besitzt eine Gabe, genau
wie wir. Aber du leugnest sie. Wir dagegen heißen unsere Gaben mit offenen
Armen willkommen. Der Tod hat dir sein Gesicht gezeigt und er wird
zurückkommen. Wir haben ihn geschwächt, aber er wird zurückkommen. Sogar schon
sehr bald. Er hat Damon zu fest im Griff.« Bei ihren letzten Worten überschlug
sich ihre Stimme fast.
Sofort streckten ihre Schwestern die Hände aus und
legten sie auf sie. Es war ganz offensichtlich zu erkennen, dass sie Sarah
trösten wollten. Jonas rückte näher zu Hannah und hob ihren Oberkörper behutsam
hoch, damit sie den Kopf auf seinen Schoß legen konnte. Dann zog er Abigail
näher zu sich, bis ihr Kopf auf seinem Oberschenkel lag. Schließlich kamen
Sarah und Kate an die Reihe. Er
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