Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
lauschte den Geräuschen des Meeres, ließ sich
von der vertrauten Melodie beruhigen und wartete darauf, dass er wieder einen
klaren Kopf bekam.
»Warum ist der Tod hinter Damon her?« Er kam sich
blöd dabei vor, diese Frage zu stellen. Wenn die Drakes ihre magischen Kräfte
einsetzten, zog er es vor, weit weg zu sein. Er wusste, was sie taten, und er
hatte es sogar als feststehende Tatsache akzeptiert, doch für alles, was ihm zu
unheimlich war, suchte er automatisch rationale Erklärungen. Er konnte gar
nicht anders. Aber der heutige Abend ließ sich nicht fein säuberlich in eine
Schublade packen. Er dachte im Traum nicht daran, jemals zuzugeben, dass er
Dinge sah oder Gaben oder dergleichen besaß oder dass Flüche auf ihm lasteten,
für die er keine wissenschaftliche Erklärung finden konnte.
Sarah zuckte die Achseln. »Ich glaube, für den Tod
spielt es keine Rolle, wen er sich holt. Hauptsache, er bekommt jemanden, und
ich möchte nicht, dass dieser Jemand Damon ist - oder du.«
»Ich?«
»Du hast dich vor ihn gestellt. Du hast dich dem
Tod gegenübergestellt. Warum hast du das getan?«
»Verdammt noch mal, Sarah. Es war ein Schatten. Ein
Schatten auf der Felswand, der so aussah, als wollte er sich Wilder
einverleiben. Ich hatte Angst um ihn. Ich habe lediglich das getan, was mir
richtig erschien.«
»Du hast seine Aufmerksamkeit auf dich gelenkt. Das
ist alles andere als ratsam«, sagte Sarah. »Mit manchen Dingen sollte man nicht
spaßen.«
»Und was ist mit euch? Ihr seid ihm doch bestimmt
schon längst aufgefallen. Und wagt es bloß nicht, mich jemals wieder in dieser
Form zu beschützen. Ich will nicht, dass einer von euch etwas zustößt, weil ihr
versucht, mich vor so etwas zu beschützen. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich
an diesen ganzen Hokuspokus glaube. Und wenn ich nicht daran glaube, kann er
mir ohnehin nichts anhaben.« Er hätte sie am liebsten alle miteinander
geschüttelt, bis sie wieder Verstand annahmen, und gleichzeitig wollte er sie
eng an sich ziehen, um sie allesamt zu beschützen. Er wünschte sich einen
Verbrecher aus Fleisch und Blut, jemanden, den er sehen und gegen den er
kämpfen konnte. Das war ihm allemal lieber als dieser wesenlose Feind. Er zwang
sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen, obwohl sein Herz immer noch heftig
pochte, weil er solche Ängste um die Schwestern ausgestanden hatte. »Tut das
bloß nie wieder. Ich beschütze euch, nicht umgekehrt. So war es bei uns schon
immer und so wird es auch immer bleiben. Ich bringe euch jetzt alle rauf ins
Haus und koche euch Tee, es sei denn, ich beschließe, eine oder zwei von euch
ins Meer zu werfen. Ich will nie wieder über diesen Vorfall reden und ich
schwöre euch, wenn ihr ihn zur Sprache bringt, streite ich alles ab.«
Was er sagte, klang nicht allzu plausibel. Es hatte
weder Hand noch Fuß, aber das war ihm ganz egal. Er wollte sie nur möglichst
schnell nach Hause bringen, denn er wusste, dass sie in ihrem Haus in
Sicherheit waren. Und dann würde er sich ernsthaft überlegen, ob es nicht
vielleicht das Beste war, wenn er sich ordentlich betrank.
8.
Was ich gern wüsste, Sarah«, sagte Damon und
stellte sein Glas Eistee ab, als sie sich auf seine Veranda setzten. Damon und
Sarah verbrachten inzwischen jede Minute, die sie erübrigen konnten, gemeinsam.
Sie unternahmen Spaziergänge am Strand. Sie arbeiteten an der Alarmanlage für
sein Haus. Träge Tage voller Gelächter und geflüsterter Vertraulichkeiten.
Damon kostete jeden einzelnen Moment aus, den er in Sarahs Haus verbrachte, und
es machte ihm Spaß, ihre Schwestern besser kennen zu lernen. An Sarahs Seite
ging ihm nie der Gesprächsstoff aus und er begeisterte sich für ihre
Geschichten und für ihre Aufgeschlossenheit. Sarah hatte Sonnenschein in sein
Leben gebracht.
Sie griff in seine Chipstüte und lächelte ihn an.
Über ihnen kreisten die Möwen und blickten hoffnungsvoll auf sie hinunter.
Damon hatte in der Zwischenzeit keine weiteren Schwierigkeiten mit
unerwünschten nächtlichen Besuchern gehabt und wusste es zu schätzen, dass der
Sheriff regelmäßig an seinem Haus vorbeifuhr und sich in der Umgebung umsah.
Damon schüttelte den Kopf, denn ihr Lächeln hatte
ihn geblendet. Mit diesem Lächeln konnte sie jeden klaren Gedanken
verscheuchen. »Sarah, hast du Angst um mich oder um alle anderen? Mir ist
aufgefallen, dass sich immer etwas Undurchdringliches zwischen mich und jeden
schiebt, dem wir zufällig begegnen. Anfangs habe ich es nicht
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