Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
die ganze Ortschaft, Menschen, die sie hatten aufwachsen sehen und ihr nur das Beste wünschten. Es gab so viele andere junge Frauen, die nicht so glücklich dran waren, sie hatten niemanden, der ihnen half, das Trauma von Vergewaltigungen und körperlichen Misshandlungen zu überstehen.
Jackson nahm sie an den Händen und zog sie hoch. »Komm schon. Lass uns den Sonnenaufgang ansehen.«
Elle stand langsam auf und ließ das Laken fallen, bis sie in einem Hemd und ihrer bloßen Haut vor ihm stand. »Warum hast du mich nicht gefragt, warum ich mir nicht die Haare von dir waschen lasse?« Jackson ließ sie los und tappte zur Kommode, um eine Trainingshose herauszuziehen. Er reichte sie Elle, und sein Blick glitt mit entwaffnender Sanftmut, die sie nie mit ihm in Verbindung gebracht hätte, über sie. »Du bist noch nicht so weit. Wenn du so weit bist, wirst du es mir sagen.«
Sie berührte ihr Haar. »Ich habe mein Haar immer geliebt. Mom hat gesagt, es sei das Schönste an mir, meine krönende Pracht.«
»Das Schönste an dir sind deine Augen.« Er legte seinen Kopf schief, um sie zu betrachten. »Vielleicht aber auch dein Mund. Du hast einen sündhaft schönen Mund. Mit deinem Lächeln kannst du den Verkehr zum Stillstand bringen. Aber ich liebe dein Haar. All dieses feurige Rot erinnert mich daran, was für eine kleine Dynamitstange du in Wirklichkeit bist.«
»Davon ist nicht mehr viel übrig.« Sie schlüpfte in die Trainingshose.
»Du bist reichlich kaputt, aber noch lange nicht am Ende.« Er zog sich ein Hemd an und nahm zwei Decken und zwei Pullover, ehe er ihr bedeutete voranzugehen.
Bomber schmiegte sich an Elles Bein, als wollte er sie führen, und sie ließ ihre Hand auf seinen Kopf sinken und fühlte sich durch die Gegenwart des Hundes gleich viel sicherer.
»Zwei weitere Hunde kommen demnächst«, kündigte Jackson an, als er mit der Hand über ihrem Kopf die Tür aufstieß.
Elle zog die Stirn in Falten, als sie unter seinem Arm durch die Tür ging. »Zwei weitere Hunde? Was soll das heißen?«
»Schutzhunde. Ich habe ihnen schon einiges beigebracht. Eine Freundin von mir richtet sie ab. Die beiden, die herkommen, sind sehr begabt, und ich habe schön öfter mit ihnen gearbeitet. Lisset verkauft sie, und daher habe ich sie gebeten, mir die erste Wahl zu lassen, wenn sie so weit ist, sie fortzugeben.«
»Lisset?« Sie hatte ihn noch nie von einer anderen Frau reden hören. Nicht ein einziges Mal. Und sie hatte auch nie das leiseste Gerücht gehört, er sei mit einer Frau gesehen worden. Oder erlebt, dass er einen Anruf von einer Frau entgegennahm. Jonas hatte nie eine andere Frau erwähnt.
Elle sah ihn sich genauer an, seine breiten Schultern, seinen flachen Bauch und die schmalen Hüften. Er hatte einen sehr hübschen Hintern, der ihr schon oft aufgefallen war. »Lass das.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Du siehst verflixt gut aus.«
»Nein, das tue ich nicht.« Er nahm sie an der Hand, als sie den Weg einschlug, der zum Strand hinunterführte. »Nicht dort unten. Wir setzen uns hier oben unter die Bäume und sehen uns den Sonnenaufgang an.«
»Ich dachte, wir gingen runter zum Strand.« Es hatte ihr gefehlt, über den Strand zu laufen, den kühlen Sand zwischen ihren Zehen zu fühlen und den Wind, der vom Meer her wehte, in ihrem Gesicht zu spüren.
»Wir dürfen nicht riskieren, dass Sand in deine Wunden kommt.«
»Doch, das können wir.« Sie reckte ihr Kinn in die Luft. »Ein bisschen Sand macht mir nichts aus.«
Das war das erste Mal, dass sie sich wieder wie Elle benahm.
Das Grün ihrer Augen wurde zu einer funkelnden smaragdfarbenen Herausforderung, und Jackson fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog. »Ich bin sicher, dass es dir nichts ausmacht, Liebes, und sobald deine Schwester Libby ihren Arsch hochkriegt und sich hierher bemüht, um die offenen Wunden zu heilen, kannst du dich im Sand herumwälzen, so lange du willst. Bis dahin werden wir uns aber unter die Bäume setzen und von hier oben aus aufs Meer blicken.«
Sie kniff die Lippen zusammen. »Jackson, da ist doch nichts dabei.«
Er streckte mit trügerischer Lässigkeit einen Arm nach ihr aus, schlang seine Finger um ihren Nacken und zog sie Schritt für Schritt langsam zu sich. »Wenn du ein kluges Mädchen gewesen wärst, dann wärst du bei deinen Schwestern geblieben. Dann hätten sie sich mit dir auseinander gesetzt und Einwände erhoben, wenn du mit offenen Wunden am Strand spazieren gehen wolltest.
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