Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Morgen begann ein neuer Tag, ohne Not und Zwang. Mittendrin befand sich Lauscher, der stumme Riese, tanzte ungelenk, aber lachend auf einem Tisch, und alle lieÃen ihn hochleben.
Nachdenklich schritt Goren die Treppe hinab. Er zwang sich, seine Gedanken nach vorn zu richten. Herr von Drakenhort , dachte er. Jetzt ist es also doch soweit. Wer hätte das gedacht, damals in Guldenmarkt, als sie mich alle verspotteten? Darauf bin ich nie vorbereitet worden. Aber ich werde es mal versuchen. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich immer noch gehen. SchlieÃlich, wer will mich hindern?
Der Saal war leer, bis auf Schattenwanderer, der sich auf dem Thron niedergelassen hatte, mit einem Pokal Wein in der Hand.
»Steht dir gut«, grinste Goren. »Ãbst du schon in weiser Voraussicht?«
»Beschrei es nicht. Meine Gemahlin drohte bereits damit.« Täuschte er sich, oder huschte da der Ansatz eines Lächelns über das mondbleiche Gesicht des Kriegerfürsten? »Mal sehen, was sich ergibt. Ich habe ja ein gutes Gastgeschenk, vielleicht schaffen wir es nun, uns zu versöhnen.« Er zog das Grimoire hervor und hielt es hoch.
»Ich hatte gehofft, dass du es Nadel abnehmen konntest. Was wirst du damit anfangen?«
»Ich weià es noch nicht. Die Erzmagier sind begierig darauf, aber vielleicht vernichte ich es auch. Andererseits ⦠wer weiÃ, ob nicht eines Tages andere wie die Klirrenden kommen. Und es ist ein wertvolles historisches Zeugnis. SchlieÃlich sind wir nun auf uns allein gestellt. Vielleicht sollte ich eine dritte Kaste erschaffen â die der Hüter.«
Goren nickte. »Ich kann es kaum glauben, dass Menor dich begleiten soll«, sagte er dann schüchtern und fast ein wenig neiderfüllt.
»Ja, ich denke, er kann ⦠den Nyxar einiges beibringen durch seine LeichtfüÃigkeit, seinen unerschütterlichen Optimismus, seine Treue und seine Spontanität«, antwortete der Kriegerfürst überraschend. »Ein Versuch ist es wert, und schlägt er fehl, dann werden wir beide weiterziehen und mal nachsehen, was es mit den Schleiern so auf sich hat.«
Zum ersten Mal lächelte Schattenwanderer nun ganz offen. »Ich habe sehr viel von dir gelernt, junger Goren, und es hat mich gefreut, dich getroffen und eine Weile begleitet zu haben.«
»Es klingt seltsam, wenn jemand wie du ein Wort wie Freude ausspricht und sich für Lehren bedankt«, meinte Goren. »Tatsächlich aber ist es so, dass ich tief in deiner Schuld stehe. Nein â das ganze Volk der Drakhim. Ohne dich, und dann auch noch durch den Einsatz der Fürstin Rotmond, wären wir untergegangen. Deshalb sei versichert: Solltest du jemals in Not sein und Hilfe brauchen, wir werden da sein. Du brauchst uns nur zu rufen. Egal wohin, selbst in die Schleier hinein.«
Der Kriegerfürst erhob sich. Er überragte den ebenfalls hochgewachsenen, breitschultrigen Goren um eine dreiviertel Handspanne, und er war noch schwerer. Ein groÃer, stolzer und unbeugsamer Mann, der niemals aufgab, nach Wahrhaftigkeit zu suchen. Schattenwanderer, der einst Sichelschatten gewesen war und es wieder sein würde.
Goren war stolz darauf, die Freundschaft dieses Mannes gewonnen zu haben. Das bedeutete ihm mehr als alles andere. Er reichte Schattenwanderer die Hand, der sie fest drückte.
»Das Blut der Nyxar und der Drakhim ist nunmehr durch einen Bund vereint«, sagte der Kriegerfürst. »Leb wohl, Fürst Goren, und alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg.«
Er hatte schon die halbe Halle durchquert, als Goren es nicht mehr aushielt.
 »Wo ist Sternglanz?«, fragte er.
Schattenwanderer verharrte und drehte sich ihm leicht zu. »Sie muss sich noch erholen«, antwortete er. »Du wirst sie bald sehen, Goren. Gedulde dich ein wenig. Das Mädchen hat viel durchgemacht, um dich zurückzuholen.«
Er schluckte. » Sie hat ...?«
»Nur sie vermochte es, Junge. Muss ich dir erst erklären, warum?«
Goren schüttelte den Kopf. Er strahlte.
Nunmehr allein, trat Goren auf den Balkon hinaus und atmete tief durch. Unter ihm herrschte völliges Chaos, aber es sollte den Drakhim einmal vergönnt sein. Er sah zu, wie die Menschen, die Orks, die Zwerge und die Elfen Drakenhort verlieÃen und rasch über die Ebenen galoppierten, jeder in eine andere Richtung. Zuletzt, als sich die Staubwolke der anderen schon gelegt hatte, sah er zwei Reiter
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