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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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    Philipp.
Der Herzog bleibt, und der Infant mag reden.
    Carlos (sich gegen Alba wendend).
So muß ich denn von Ihrer Großmuth, Herzog,
Den König mir als ein Geschenk erbitten.
Ein Kind – Sie wissen ja – kann Mancherlei
An seinen Vater auf dem Herzen tragen,
Das nicht für einen Dritten taugt. Der König
Soll Ihnen unbenommen sein – ich will
Den Vater nur für diese kurze Stunde.
    Philipp.
Hier steht sein Freund.
    Carlos.
Hab' ich es auch verdient,
Den meinigen im Herzog zu vermuthen?
    Philipp.
Auch je verdienen mögen? – Mir gefallen
Die Söhne nicht, die beßre Wahlen treffen,
Als ihre Väter.
    Carlos.
Kann der Ritterstolz
Des Herzogs Alba diesen Auftritt hören?
So wahr ich lebe, den Zudringlichen,
Der zwischen Sohn und Vater unberufen
Sich einzudringen nicht erröthet, der
In seines Nichts durchbohrendem Gefühle
So dazustehen sich verdammt, möcht' ich
Bei Gott – und gält's ein Diadem – nicht spielen.
    Philipp (verläßt seinen Sitz mit einem zornigen Blick auf den Prinzen).
Entfernt Euch, Herzog!
    (Dieser geht nach der Hauptthüre, durch welche Carlos gekommen war; der König winkt ihm nach einer andern.)
    Nein, ins Kabinet,
Bis ich Euch rufe.
Zweiter Auftritt.
    König Philipp. Don Carlos .
    Carlos (geht, sobald der Herzog das Zimmer verlassen hat, auf den König zu und fällt vor ihm nieder, im Ausdruck der höchsten Empfindung).
Jetzt mein Vater wieder,
Jetzt wieder mein, und meinen besten Dank
Für diese Gnade. – Ihre Hand, mein Vater. –
O süßer Tag! – Die Wonne dieses Kusses
War Ihrem Kinde lange nicht gegönnt.
Warum von Ihrem Herzen mich so lange
Verstoßen, Vater? Was hab' ich gethan?
    Philipp.
Infant, dein Herz weiß nichts von diesen Künsten.
Erspare sie, ich mag sie nicht.
    Carlos (aufstehend).
Das war es!
Da hör' ich Ihre Höflinge – Mein Vater!
Es ist nicht gut, bei Gott! nicht Alles gut,
Nicht Alles, was ein Priester sagt, nicht Alles,
Was eines Priesters Creaturen sagen.
Ich bin nicht schlimm, mein Vater – heißes Blut
Ist meine Bosheit, mein Verbrechen Jugend.
Schlimm bin ich nicht, schlimm wahrlich nicht – wenn auch
Oft wilde Wallungen mein Herz verklagen,
Mein Herz ist gut –
    Philipp.
Dein Herz ist rein, ich weiß es,
Wie dein Gebet.
    Carlos.
Jetzt oder nie! – Wir sind allein.
Der Etikette bange Scheidewand
Ist zwischen Sohn und Vater eingesunken.
Jetzt oder nie! Ein Sonnenstrahl der Hoffnung
Glänzt in mir auf, und eine süße Ahnung
Fliegt durch mein Herz – Der ganze Himmel beugt
Mit Schaaren froher Engel sich herunter,
Voll Rührung sieht der Dreimalheilige
Dem großen schönen Auftritt zu! – Mein Vater!
Versöhnung! (Er fällt ihm zu Füßen.)
    Philipp.
Laß mich und steh auf!
    Carlos.
Versöhnung!
    Philipp (will sich von ihm losreißen.)
Zu kühn wird mir dies Gaukelspiel –
    Carlos.
Zu kühn
Die Liebe deines Kindes?
    Philipp.
Vollends Thränen?
Unwürd'ger Anblick! – Geh aus meinen Augen.
    Carlos.
Jetzt oder nie! – Versöhnung, Vater!
    Philipp.
Weg
Aus meinen Augen! Komm mit Schmach bedeckt
Aus meinen Schlachten, meine Arme sollen
Geöffnet sein, dich zu empfangen – So
Verwerf' ich dich. – Die feige Schuld allein
Wird sich in solchen Quellen schimpflich waschen.
Wer zu bereuen nicht erröthet, wird
Sich Reue nie ersparen.
    Carlos.
Wer ist das?
Durch welchen Mißverstand hat dieser Fremdling
Zu Menschen sich verirrt? – Die ewige
Beglaubigung der Menschheit sind ja Thränen,
Sein Aug' ist trocken, ihn gebar kein Weib –
O, zwingen Sie die nie benetzten Augen,
Noch zeitig Thränen einzulernen, sonst,
Sonst möchten Sie's in einer harten Stunde
Noch nachzuholen haben.
    Philipp.
Denkst du den schweren Zweifel deines Vaters
Mit schönen Worten zu erschüttern?
    Carlos.
Zweifel?
Ich will ihn tilgen, diesen Zweifel – will
Mich hängen an das Vaterherz, will reißen,
Will mächtig reißen an dem Vaterherzen,
Bis dieses Zweifels felsenfeste Rinde
Von diesem Herzen niederfällt. – Wer sind sie,
Die mich aus meines Königs Gunst vertrieben?
Was bot der Mönch dem Vater für den Sohn?
Was wird ihm Alba für ein kinderlos
Verscherztes Leben zur Vergütung geben?
Sie wollen Liebe? – Hier in diesem Busen
Springt eine Quelle, frischer, feuriger,
Als in den trüben, sumpfigsten Behältern,
Die Philipps Gold erst öffnen muß.
    Philipp.
Vermeßner,
Halt ein! – Die Männer, die du wagst zu schmähn,
Sind die geprüften Diener meiner Wahl,
Und du wirst sie verehren.
    Carlos.
Nimmermehr.
Ich fühle mich.

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