Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
sein, nicht gern
Entlassen sein mit diesem schweren Herzen.
Behandeln Sie mich gnädiger. Es ist
Mein dringendes Bedürfniß, ist mein letzter,
Verzweifelter Versuch – ich kann's nicht fassen,
Nicht standhaft tragen wie ein Mann, daß Sie
Mir Alles, Alles, Alles so verweigern.
Jetzt lassen Sie mich von sich. Unerhört,
Von tausend süßen Ahnungen betrogen,
Geh' ich aus Ihrem Angesicht. – Ihr Alba
Und Ihr Domingo werden siegreich thronen,
Wo jetzt Ihr Kind im Staub geweint. Die Schaar
Der Höflinge, die bebende Grandezza,
Der Mönche sünderbleiche Zunft war Zeuge,
Als Sie mir feierlich Gehör geschenkt.
Beschämen Sie mich nicht! So tödtlich, Vater,
Verwunden Sie mich nicht, dem frechen Hohn
Des Hofgesindes schimpflich mich zu opfern,
Daß Fremdlinge von Ihrer Gnade schwelgen,
Ihr Carlos nichts erbitten kann. Zum Pfande,
Daß Sie mich ehren wollen, schicken Sie
Mich mit dem Heer nach Flandern.
    Philipp.
Wiederhole
Dies Wort nicht mehr, bei deines Königs Zorn.
    Carlos.
Ich wage meines Königs Zorn und bitte
Zum letzten Mal – Vertrauen Sie mir Flandern.
Ich soll und muß aus Spanien. Mein Hiersein
Ist Athemholen unter Henkershand –
Schwer liegt der Himmel zu Madrid auf mir,
Wie das Bewußtsein eines Mords. Nur schnelle
Veränderung des Himmels kann mich heilen.
Wenn Sie mich retten wollen – schicken Sie
Mich ungesäumt nach Flandern.
    Philipp (mit erzwungener Gelassenheit).
Solche Kranke
Wie du, mein Sohn, verlangen gute Pflege
Und wohnen unterm Aug' des Arzts. Du bleibst
In Spanien; der Herzog geht nach Flandern.
    Carlos (außer sich).
O, jetzt umringt mich, gute Geister –
    Philipp (der einen Schritt zurücktritt).
Halt!
Was wollen diese Mienen sagen?
    Carlos (mit schwankender Stimme).
Vater,
Unwiderruflich bleibt's bei der Entscheidung?
    Philipp.
Sie kam vom König.
    Carlos.
Mein Geschäft ist aus.
    (Geht ab in heftiger Bewegung.)
Dritter Auftritt.
    Philipp bleibt eine Zeitlang in düstres Nachdenken versunken stehen – endlich geht er einige Schritte im Saal auf und nieder. Alba nähert sich verlegen.
    Philipp.
Seid jede Stunde des Befehls gewärtig,
Nach Brüssel abzugehen.
    Alba.
Alles steht
Bereit, mein König.
    Philipp.
Eure Vollmacht liegt
Versiegelt schon im Kabinet. Indessen
Nehmt Euren Urlaub von der Königin
Und zeiget Euch zum Abschied dem Infanten.
    Alba.
Mit den Geberden eines Wüthenden
Sah ich ihn eben diesen Saal verlassen.
Auch Eure königliche Majestät
Sind außer sich und scheinen tief bewegt –
Vielleicht der Inhalt des Gesprächs?
    Philipp (nach einigem Auf- und Niedergehen).
Der Inhalt
War Herzog Alba.
(Der König bleibt mit dem Aug' auf ihm haften, finster.)
– Gerne mag ich hören,
Daß Carlos meine Räthe haßt , doch mit
Verdruß entdeck' ich, daß er sie verachtet .
    Alba (entfärbt sich und will auffahren).
    Philipp.
Jetzt keine Antwort. Ich erlaube Euch,
Den Prinzen zu versöhnen.
    Alba.
Sire!
    Philipp.
Sagt an:
Wer war es doch, der mich zum ersten Mal
Vor meines Sohnes schwarzem Anschlag warnte?
Da hört' ich Euch und nicht auch ihn . Ich will
Die Probe wagen, Herzog. Künftighin
Steht Carlos meinem Throne näher. Geht.
    (Der König begibt sich in das Kabinet. Der Herzog entfernt sich durch eine andere Thüre.)
    Vierter Auftritt.
    Ein Vorsaal vor dem Zimmer der Königin.
    Don Carlos kommt im Gespräch mit einem Pagen durch die Mittelthüre. Die Hofleute, welche sich im Vorsaal befinden, zerstreuen sich bei seiner Ankunft in den angrenzenden Zimmern.
    Carlos.
Ein Brief an mich? – Wozu denn dieser Schlüssel?
Und Beides mir so heimlich überliefert?
Komm näher. – Wo empfingst du das?
    Page (geheimnißvoll).
Wie mich
Die Dame merken lassen, will sie lieber
Errathen, als beschrieben sein –
    Carlos (zurückfahrend).
Die Dame?
(Indem er den Pagen genauer betrachtet.)
Was? – Wie? – Wer bist du denn?
    Page.
Ein Edelknabe
Von Ihrer Majestät der Königin –
    Carlos (erschrocken auf ihn zugehend und ihm die Hand auf den Mund drückend).
Du bist des Todes. Halt! Ich weiß genug.
    (Er reißt hastig das Siegel auf und tritt an das äußerste Ende des Saals, den Brief zu lesen. Unterdessen kommt der Herzog von Alba und geht, ohne von dem Prinzen bemerkt zu werden, an ihm vorbei in der Königin Zimmer. Carlos fängt an heftig zu zittern und wechselweise zu erblassen und zu erröthen. Nachdem er gelesen hat, steht er lange sprachlos, die Augen starr auf den Brief geheftet. – Endlich wendet er sich zu dem Pagen.)
    Sie gab dir selbst den

Weitere Kostenlose Bücher