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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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seiner herrlichen Natur! Auf Freiheit
Ist sie gegründet – und wie reich ist sie
Durch Freiheit! Er, der große Schöpfer, wirft
In einen Tropfen Thau den Wurm und läßt
Noch in den todten Räumen der Verwesung
Die Willkür sich ergötzen – Ihre Schöpfung,
Wie eng und arm! Das Rauschen eines Blattes
Erschreckt den Herrn der Christenheit – Sie müssen
Vor jeder Tugend zittern. Er – der Freiheit
Entzückende Erscheinung nicht zu stören –
Er läßt des Uebels grauenvolles Heer
In seinem Weltall lieber toben – ihn,
Den Künstler, wird man nicht gewahr, bescheiden
Verhüllt er sich in ewige Gesetze;
Die sieht der Freigeist, doch nicht ihn . Wozu
Ein Gott? sagt er: die Welt ist sich genug.
Und keines Christen Andacht hat ihn mehr,
Als dieses Freigeists Lästerung, gepriesen.
    König.
Und wollet Ihr es unternehmen, dies
Erhabne Muster in der Sterblichkeit
In meinen Staaten nachzubilden?
    Marquis.
Sie,
Sie können es. Wer anders? Weihen Sie
Dem Glück der Völker die Regentenkraft,
Die – ach, so lang – des Thrones Größe nur
Gewuchert hatte – stellen Sie der Menschheit
Verlornen Adel wieder her. Der Bürger
Sei wiederum, was er zuvor gewesen,
Der Krone Zweck – ihn binde keine Pflicht,
Als seiner Brüder gleich ehrwürd'ge Rechte. [1]
    Wenn nun der Mensch, sich selbst zurückgegeben,
Zu seines Werths Gefühl erwacht – der Freiheit
Erhabne, stolze Tugenden gedeihen –
Dann, Sire, wenn Sie zum glücklichsten der Welt
Ihr eignes Königreich gemacht – dann ist
Es Ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen.
    König (nach einem großen Stillschweigen).
Ich ließ Euch bis zum Ende reden – Anders,
Begreif' ich wohl, als sonst in Menschenköpfen,
Malt sich in diesem Kopf die Welt – auch will
Ich fremdem Maßstab Euch nicht unterwerfen.
Ich bin der Erste, dem Ihr Euer Innerstes
Enthüllt. Ich glaub' es, weil ich's weiß. Um dieser
Enthaltung willen, solche Meinungen,
Mit solchem Feuer doch umfaßt, verschwiegen
Zu haben bis auf diesen Tag – um dieser
Bescheidnen Klugheit willen, junger Mann,
Will ich vergessen, daß ich sie erfahren
Und wie ich sie erfahren. Stehet auf.
Ich will den Jüngling, der sich übereilte,
Als Greis und nicht als König widerlegen.
Ich will es, weil ich's will – Gift also selbst,
Find' ich, kann in gutartigen Naturen
Zu etwas Besserm sich veredeln – Aber
Flieht meine Inquisition. – Es sollte
Mir leid thun –
    Marquis.
Wirklich? Sollt' es das?
    König (in seinem Anblick verloren).
Ich habe
Solch einen Menschen nie gesehen. – Nein,
Nein, Marquis! Ihr thut mir zu viel. Ich will
Nicht Nero sein. Ich will es nicht sein – will
Es gegen Euch nicht sein. Nicht alle
Glückseligkeit soll unter mir verdorren.
Ihr selbst, Ihr sollet unter meinen Augen
Fortfahren dürfen, Mensch zu sein.
    Marquis (rasch).
Und meine
Mitbürger, Sire? – O! nicht um mich war mir's
Zu thun, nicht meine Sache wollt' ich führen.
Und Ihre Unterthanen, Sire? –
    König.
Und wenn
Ihr so gut wisset, wie die Folgezeit
Mich richten wird, so lerne sie an Euch,
Wie ich mit Menschen es gehalten, als
Ich einen fand.
    Marquis.
O! der gerechteste
Der Könige sei nicht mit einem Male
Der ungerechteste in Ihrem Flandern
Sind tausend Bessere als ich. Nur Sie –
Darf ich es frei gestehen, großer König? –
Sie sehn jetzt unter diesem sanftern Bilde
Vielleicht zum ersten Mal die Freiheit.
    König (mit gemildertem Ernst).
Nichts mehr
Von diesem Inhalt, junger Mann. – Ich weiß,
Ihr werdet anders denken, kennet Ihr
Den Menschen erst, wie ich – Doch hätt' ich Euch
Nicht gern zum letzten Mal gesehn. Wie fang ich
Es an, Euch zu verbinden?
    Marquis.
Lassen Sie
Mich, wie ich bin. Was wär' ich Ihnen, Sire,
Wenn Sie auch mich bestächen?
    König.
Diesen Stolz
Ertrag' ich nicht. Ihr seid von heute an
In meinen Diensten. – Keine Einwendung!
Ich will es haben. (Nach einer Pause.) Aber wie? was wollte
Ich denn? War es nicht Wahrheit, was ich wollte?
Und hier find' ich noch etwas mehr – Ihr habt
Auf meinem Thron mich ausgefunden, Marquis.
Nicht auch in meinem Hause?
(Da sich der Marquis zu bedenken scheint).
Ich versteh' Euch
Doch – wär' ich auch von allen Vätern der
Unglücklichste, kann ich nicht glücklich sein
Als Gatte?
    Marquis.
Wenn ein hoffnungsvoller Sohn,
Wenn der Besitz der liebenswürdigsten
Gemahlin einem Sterblichen ein Recht
In diesem Namen geben, Sire, so sind Sie
Der Glücklichste durch Beides.
    König (mit finstrer Miene).
Nein, ich bin es nicht!
Und daß ich's nicht bin,

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