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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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reizt mich auch zugleich. Ich glaube,
Daß Sie nicht Unrecht haben. – Die Idee
Ist kühn, und eben darum, glaub' ich,
Gefällt sie mir. Ich will sie reifen lassen.
Weiß sie der Prinz?
    Marquis.
Er sollte, war mein Plan,
Aus Ihrem Mund zum ersten Mal sie hören.
    Königin.
Unstreitig! Die Idee ist groß. – Wenn anders
Des Prinzen Jugend –
    Marquis.
Schadet nichts. Er findet
Dort einen Egmont und Oranien,
Die braven Krieger Kaiser Carls, so klug
Im Kabinet als fürchterlich im Felde.
    Königin (mit Lebhaftigkeit).
Nein! die Idee ist groß und schön – Der Prinz
Muß handeln. Lebhaft fühl' ich das. Die Rolle,
Die man hier in Madrid ihn spielen sieht,
Drückt mich an seiner Statt zu Boden – Frankreich
Versprech' ich ihm; Savoyen auch. Ich bin
Ganz Ihrer Meinung, Marquis, er muß handeln.
Doch dieser Anschlag fordert Geld.
    Marquis.
Auch das liegt schon
Bereit –
    Königin.
Und dazu weiß ich Rath.
    Marquis.
So darf ich
Zu der Zusammenkunft ihm Hoffnung geben?
    Königin.
Ich will mir's überlegen.
    Marquis.
Carlos dringt
Auf Antwort, Ihre Majestät. – Ich hab'
Ihm zugesagt, nicht leer zurück zu kehren.
(Seine Schreibtafel der Königin reichend.)
Zwei Zeilen sind für jetzt genug –
    Königin. (nachdem sie geschrieben).
Werd' ich
Sie wiedersehn?
    Marquis.
So oft Sie es befehlen.
    Königin.
So oft – so oft ich es befehle? – Marquis!
Wie muß ich diese Freiheit mir erklären?
    Marquis.
So arglos, als Sie immer können. Wir
Genießen sie – das ist genug – das ist
Für meine Königin genug.
    Königin (abbrechend).
Wie sollt' es
Mich freuen, Marquis, wenn der Freiheit endlich
Noch diese Zufluch in Europa bliebe!
Wenn sie durch ihn es bliebe! – Rechnen Sie
Auf meinen stillen Antheil –
    Marquis. (mit Feuer).
O, ich wußt' es,
Ich mußte hier verstanden werden –
    Herzogin Olivarez (erscheint an der Thüre).
    Königin (fremd zum Marquis).
Was
Von meinem Herrn, dem König, kommt, werd' ich
Als ein Gesetz verehren. Gehen Sie,
Ihm meine Unterwerfung zu versichern.
    (Sie gibt ihm einen Wink. Der Marquis geht ab.)
Vierter Auftritt.
    Galerie.
    Don Carlos und Graf Lerma .
    Carlos.
Hier sind wir ungestört. Was haben Sie
Mir zu entdecken?
    Lerma.
Eure Hoheit hatten
An diesem Hofe einen Freund.
    Carlos (stutzt).
Den ich
Nicht wüßte! – Wie? Was wollen Sie damit?
    Lerma.
So muß ich um Vergebung bitten, daß
Ich mehr erfuhr, als ich erfahren durfte.
Doch, Eurer Hoheit zur Beruhigung,
Ich hab' es wenigstens von treuer Hand,
Denn, kurz, ich hab' es von mir selbst.
    Carlos.
Von wem
Ist denn die Rede?
    Lerma.
Marquis Posa –
    Carlos.
Nun?
    Lerma.
Wenn etwa mehr, als Jemand wissen darf,
Von Eurer Hoheit ihm bewußt sein sollte,
Wie ich beinahe fürchte –
    Carlos.
Wie Sie fürchten?
    Lerma.
– Er war beim König.
    Carlos.
So?
    Lerma.
Zwei volle Stunden
Und in sehr heimlichem Gespräch.
    Carlos.
Wahrhaftig?
    Lerma.
Es war von keiner Kleinigkeit die Rede.
    Carlos.
Das will ich glauben.
    Lerma.
Ihren Namen, Prinz,
Hört' ich zu öftern Malen.
    Carlos.
Hoffentlich
Kein schlimmes Zeichen.
    Lerma.
Auch ward heute Morgen
Im Schlafgemache seiner Majestät
Der Königin sehr räthselhaft erwähnt.
    Carlos (tritt bestürzt zurück).
Graf Lerma?
    Lerma.
Als der Marquis weggegangen,
Empfing ich den Befehl, ihn künftighin
Unangemeldet vorzulassen.
    Carlos.
Das
Ist wirklich viel.
    Lerma.
Ganz ohne Beispiel, Prinz,
So lang mir denkt, daß ich dem König diene.
    Carlos.
Viel! Wahrlich viel! – Und wie? wie, sagten Sie,
Wie ward der Königin erwähnt?
    Lerma (tritt zurück).
Nein, Prinz,
Nein! Das ist wider meine Pflicht.
    Carlos.
Wie seltsam!
Sie sagen mit das Eine und verhehlen
Das Andre mir.
    Lerma.
Das Erste war ich Ihnen,
Das Zweite bin ich dem Monarchen schuldig.
    Carlos.
– Sie haben Recht.
    Lerma.
Den Marquis hab' ich zwar
Als Mann von Ehre stets gekannt.
    Carlos.
Dann haben
Sie ihn sehr gut gekannt.
    Lerma.
Jedwede Tugend
Ist fleckenfrei – bis auf den Augenblick
Der Probe.
    Carlos.
Auch wohl hier und da noch drüber.
    Lerma.
Und eines großen Königs Gunst dünkt mir
Der Frage werth. An diesem goldnen Angel
Hat manche starke Tugend sich verblutet.
    Carlos.
O ja.
    Lerma.
Oft sogar ist es weise, zu entdecken,
Was nicht verschwiegen bleiben kann.
    Carlos.
Ja, weise!
Doch, wie Sie sagen, haben Sie den Marquis
Als Mann von Ehre nur gekannt?
    Lerma.
Ist er
Es noch , so macht mein Zweifel ihn nicht schlechter.
Und Sie, mein Prinz, gewinnen

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