Dramatische Werke
tragen?
Max.
Die Regimenter, die mir anvertraut sind,
Dem Kaiser treu hinwegzuführen, hab' ich
Gelobt; dies will ich halten oder sterben.
Mehr fordert keine Pflicht von mir. Ich fechte
Nicht gegen dich, wenn ich's vermeiden kann,
Denn auch dein feindlich Haupt ist mir noch heilig.
(Es geschehn zwei Schüsse. Illo und Terzky eilen ans Fenster.)
Wallenstein.
Was ist das?
Terzky.
Er stürzt.
Wallenstein.
Stürzt! Wer?
Illo.
Die Tiefenbacher thaten
Den Schuß.
Wallenstein.
Auf wen?
Illo.
Auf diesen Neumann, den
Du schicktest –
Wallenstein (auffahrend).
Tod und Teufel! So will ich –
(Will gehen.)
Terzky.
Dich ihrer blinden Wuth entgegenstellen?
Herzogin und Gräfin.
Um Gotteswillen nicht!
Illo.
Jetzt nicht, mein Feldherr!
Gräfin.
O halt' ihn! halt' ihn!
Wallenstein.
Laßt mich!
Max.
Thu es nicht,
Jetzt nicht. Die blutig rasche That hat sie
In Wuth gesetzt, erwarte ihre Reue –
Wallenstein.
Hinweg! Zu lange schon hab' ich gezaudert.
Das konnten sie sich freventlich erkühnen,
Weil sie mein Angesicht nicht sahn – Sie sollen
Mein Antlitz sehen, meine Stimme hören –
Sind es nicht meine Truppen? Bin ich nicht
Ihr Feldherr und gefürchteter Gebieter?
Laß sehn, ob sie das Antlitz nicht mehr kennen,
Das ihre Sonne war in dunkler Schlacht.
Es braucht der Waffen nicht. Ich zeige mich
Vom Altan dem Rebellenheer, und schnell
Bezähmt, gebt Acht, kehrt der empörte Sinn
Ins alte Bette des Gehorsams wieder.
(Er geht. Ihm folgen Illo, Terzky und Buttler.)
Einundzwanzigster Auftritt.
Gräfin. Herzogin. Max und Thekla.
Gräfin (zur Herzogin).
Wenn sie ihn sehn – es ist noch Hoffnung, Schwester.
Herzogin.
Hoffnung! Ich habe keine.
Max (der während des letzten Auftritts in einem sichtbaren Kampf von ferne gestanden, tritt näher).
Das ertrag' ich nicht.
Ich kam hieher mit fest entschiedner Seele,
Ich glaubte, recht und tadellos zu thun,
Und muß hier stehen, wie ein Hassenswerther,
Ein roh Unmenschlicher, vom Fluch belastet,
Vom Abscheu Aller, die mir theuer sind,
Unwürdig schwer bedrängt die Lieben sehn,
Die ich mit einem Wort beglücken kann –
Das Herz in mir empört sich, es erheben
Zwei Stimmen streitend sich in meiner Brust,
In mir ist Nacht, ich weiß das Rechte nicht zu wählen.
O wohl, wohl hast du wahr geredet, Vater,
Zu viel vertraut' ich auf das eigne Herz,
Ich stehe wankend, weiß nicht, was ich soll.
Gräfin.
Sie wissen's nicht? Ihr Herz sagt's Ihnen nicht?
So will ich 's Ihnen Sagen!
Ihr Vater hat den schreienden Verrath
An uns begangen, an des Fürsten Haupt
Gefrevelt, uns in Schmach gestürzt, daraus
Ergibt sich klar, was Sie , sein Sohn, thun sollen:
Gutmachen, was der Schändliche verbrochen,
Ein Beispiel aufzustellen frommer Treu,
Daß nicht der Name Piccolomini
Ein Schandlied sei, ein ew'ger Fluch im Haus
Der Wallensteiner.
Max.
Wo ist eine Stimme
Der Wahrheit, der ich folgen darf? Uns Alle
Bewegt der Wunsch, die Leidenschaft. Daß jetzt
Ein Engel mir vom Himmel niederstiege,
Das Rechte mir, das unverfälschte, schöpfte
Am reinen Lichtquell mit der reinen Hand!
(Indem seine Augen auf Thekla fallen.)
Wie? Such' ich diesen Engel noch? Erwart' ich
Noch einen andern?
(Er nähert sich ihr, den Arm um sie schlagend.)
Hier, auf dieses Herz,
Das unfehlbare, heilig reine, will
Ich's legen, deine Liebe will ich fragen,
Die nur den Glücklichen beglücken kann,
Vom unglückselig Schuldigen sich wendet.
Kannst du mich dann noch lieben, wenn ich bleibe?
Erkläre, daß du's kannst, und ich bin euer.
Gräfin (mit Bedeutung).
Bedenkt –
Max (unterbricht sie).
Bedenke nichts. Sag', wie du's fühlst.
Gräfin.
An Euren Vater denkt –
Max (unterbricht sie).
Nicht Friedlands Tochter,
Ich frage dich, dich, die Geliebte frag' ich!
Es gilt nicht, eine Krone zu gewinnen,
Das möchtest du mit klugem Geist bedenken.
Die Ruhe deines Freundes gilt's, das Glück
Von einem Tausend tapfrer Heldenherzen,
Die seine That zum Muster nehmen werden.
Soll ich dem Kaiser Eid und Pflicht abschwören?
Soll ich ins Lager des Octavio
Die vatermörderische Kugel senden?
Denn wenn die Kugel los ist aus dem Lauf,
Ist sie kein todtes Werkzeug mehr, sie lebt,
Ein Geist fährt in sie, die Erinyen
Ergreifen sie, des Frevlers Rächerinnen,
Und führen tückisch sie den ärgsten Weg.
Thekla.
O Max –
Max (unterbricht sie).
Nein, übereile dich auch nicht.
Ich kenne dich. Dem edlen Herzen könnte
Die schwerste Pflicht die nächste scheinen. Nicht
Das Große, nur das Menschliche
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