Dramatische Werke
– Heute Abend ist große
Opéra Dido
– das süperbeste Feuerwerk – eine ganze Stadt brennt zusammen – Sie sehen sie doch auch brennen? Was?
Präsident.
Ich habe Feuerwerk genug in meinem eigenen Hause, das meine ganze Herrlichkeit in die Luft nimmt – Sie kommen erwünscht, lieber Marschall, mir in einer Sache zu rathen, thätig zu helfen, die uns Beide poussiert, oder völlig zu Grund richtet. Setzen Sie sich.
Hofmarschall.
Machen Sie mir nicht Angst, mein Süßer.
Präsident.
Wie gesagt – poussiert, oder ganz zu Grund richtet. Sie wissen mein Project mit dem Major und der Lady. Sie begreifen auch, wie unentbehrlich es war, unser Beider Glück zu fixieren. Es kann Alles zusammenfallen, Kalb. Mein Ferdinand will nicht.
Hofmarschall.
Will nicht – will nicht – ich hab's ja in der ganzen Stadt schon herumgesagt. Die Mariage ist in Jedermanns Munde.
Präsident.
Sie können vor der ganzen Stadt als Windmacher dastehen. Er liebt eine Andere.
Hofmarschall.
Sie scherzen. Ist das auch wohl ein Hindernis?
Präsident.
Bei dem Trotzkopf das unüberwindlichste.
Hofmarschall.
Er soll so wahnsinnig sein und sein Fortune von sich stoßen? Was?
Präsident.
Fragen Sie ihn das und hören Sie, was er antwortet.
Hofmarschall.
Aber,
mon Dieu
! was kann er denn antworten?
Präsident.
Daß er der ganzen Welt das Verbrechen entdecken wolle, wodurch wir gestiegen sind – daß er unsere falschen Briefe und Quittungen angeben – daß er uns Beide ans Messer liefern wolle – das kann er antworten.
Hofmarschall.
Sind Sie von Sinnen?
Präsident.
Das hat er geantwortet. Das war er schon Willens, ins Werk zu richten – Davon hab' ich ihn kaum noch durch meine höchste Erniedrigung abgebracht. Was wissen Sie hierauf zu sagen?
Hofmarschall (mit einem Schafsgesicht).
Mein Verstand steht still.
Präsident.
Das könnte noch hingehen. Aber zugleich hinterbringen mir meine Spionen, daß der Oberschenk von Bock auf dem Sprunge sei, um die Lady zu werben.
Hofmarschall.
Sie machen mich rasend. Wer sagen Sie? von Bock sagen Sie? – Wissen Sie denn auch, daß wir Todfeinde zusammen sind? Wissen Sie auch, warum wir es sind?
Präsident.
Das erste Wort, das ich höre.
Hofmarschall.
Bester! Sie werden hören, und aus der Haut werden Sie fahren – Wenn Sie sich noch des Hofballs entsinnen — es geht jetzt ins einundzwanzigste Jahr – wissen Sie, worauf man den ersten Englischen tanzte, und dem Grafen von Meerschaum das heiße Wachs von einem Kronleuchter auf den Domino tröpfelte – Ach Gott, das müssen Sie freilich noch wissen!
Präsident.
Wer könnte so was vergessen?
Hofmarschall.
Sehen Sie! da hatte Prinzessin Amalie in der Hitze des Tanzes ein Strumpfband verloren – Alles kommt, wie befreiflich ist, in Allarm – von Bock und ich – wir waren noch Kammerjunker – wir kriechen durch den ganzen Redoutensaal, das Strumpfband zu suchen – endlich erblick ich's – von Bock merkt's – von Bock darauf zu, reißt es mir aus den Händen – ich bitte Sie! – bringt's der Prinzessin und schnappt mir glücklich das Compliment weg – Was denken Sie?
Präsident.
Impertinent!
Hofmarschall.
Schnappt mir das Compliment weg – Ich meine in Ohnmacht zu sinken. Eine solche Malice ist gar nicht erlebt worden. – Endlich ermann' ich mich, nähere mich Ihrer Durchlaucht und spreche: Gnädigste Frau! von Bock war so glücklich, Höchstdenenselben das Strumpfband zu überreichen, aber wer das Strumpfband zuerst erblickte, belohnt sich in der Stille und schweigt.
Präsident.
Bravo, Marschall! Bravissimo!
Hofmarschall.
Und schweigt – Aber ich werd's dem von Bock bis zum jüngsten Gerichte noch nachtragen – der niederträchtige, kriechende Schmeichler! – Und das war noch nicht genug – wie wir beide zugleich auf das Strumpfband zu Boden fallen, wischt mir von Bock an der rechten Frisur allen Puder weg, und ich bin ruiniert auf den ganzen Ball.
Präsident.
Das ist der Mann, der die Milford heirathen und die erste Person am Hof werden wird.
Hofmarschall.
Sie stoßen mir ein Messer ins Herz. Wird? wird? Warum wird er? Wo ist die Nothwendigkeit?
Präsident.
Weil mein Ferdinand nicht will und sonst Keiner sich meldet.
Hofmarschall.
Aber wissen Sie denn gar kein einziges Mittel, den Major zum Entschluß zu bringen? — Sei's auch noch so bizarr, so verzweifelt! – Was in der Welt kann so widrig sein, das uns jetzt nicht willkommen wäre, den verhaßten von Bock auszustechen?
Präsident.
Ich
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