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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Zweifel an dem besten Erfolg ihrer Bemühungen aufkommen lassen!
    Klara
bricht plötzlich in die Kniee und windet sich in Krämpfen auf der Erde
    O womit habe ich das verdient! Womit habe ich das verdient! Nein, ich bin kein hysterisches Weibsbild! Ich bin nicht hysterisch! Ich bin es nicht! Aber ich kann nicht anders! Ich kann mir nicht anders helfen! O Gott, womit habe ich das verdient! O Gott, o Gott! ich bin nun einmal so! Die ganze vergangene Nacht habe ich an den fürchterlichsten Herzkrämpfen gelitten! Was Wunder, daß jetzt alles zum Ausbruch kommt. – O Gott, o Gott, o Gott, wenn mich doch jemand durchpeitschte! Wenn mich nur jemand peitschen wollte. Peitschenhiebe, bis ich kein Gefühl mehr in den Gliedern habe. Nur kein Gefühl mehr im Körper. Peitschenhiebe brauche ich. Nur kein menschliches Gefühl mehr! Um Gottes Barmherzigkeit willen die Peitsche. – Die Peitsche!
    Josef
kniet neben ihr nieder und streichelt ihr geschäftig Stirn und Wangen
    Beruhigen Sie sich, mein Fräulein! Beruhigen Sie sich, mein Kind! Beruhigen Sie sich doch in des drei Teufels Namen! Habe ich als Ihr Lehrer denn nicht die Pflicht, mich darum zu kümmern, was aus Ihnen wird? Ich versichere Ihnen, daß ich Ihr Geschick während der ganzen Zeit Ihrer Gefängnishaft nicht eine Minute aus dem Kopfe verloren habe!
(Er richtet sie langsam empor)
Und Gott sei's gedankt, hat sich Ihr Los doch seit dem Beginn Ihres Prozesses stetig zum Besseren gewandt. Vergessen Sie das doch bitte nicht! Sie sind jetzt auf dem allerbesten Wege, sich Ihr künstlerisches Leben neu zu gestalten. Denken Sie doch nur zurück! Unendlich viel schlimmer als der Aufenthalt hier im Gefängnis war doch für Sie die Zeit, die Sie in Antwerpen verlebt haben! Ihre Existenz war damals vollständig aussichtslos! War es denn da ein so unverantwortungsvolles Verbrechen von mir, daß ich Ihnen als Ihr Lehrer den Rat gab, nach Deutschland zurückzukommen, sich kurzerhand verurteilen zu lassen und in aller Stille Ihre Strafe zu verbüßen?. Jetzt können Sie doch endlich Ihre ganze Lebenskraft wieder frei und ohne Hindernisse für Ihre Kunst einsetzen! Bedenken Sie doch, was Sie durch die Quälereien, die Sie hier erdulden mußten, gewonnen haben! Die Hälfte der über Sie verhängten Strafen haben Sie ja nun schon glücklich überstanden! Und wie ich eben andeutete, findet das Rätsel Ihres Geschickes ja in diesem Augenblick vielleicht schon eine ganz unerwartete günstige Lösung!
    Klara
unter seinen Liebkosungen wollüstig erschauernd
    Wie wohl das tut! – O Gott, wie wohl das tut!
    Josef
    In Antwerpen kannten Sie keine menschliche Seele! Deutschland war Ihnen verschlossen! Zu Ihrer Mutter in die Schweiz zurückzukehren war Ihnen, solange Ihre künstlerische Zukunft nicht wieder frei und offen vor Ihnen lag, gleichfalls unmöglich!
    Klara
    Sie hatten recht, Herr Professor! Gottes Gnade behüte mich davor, die Tage noch einmal erleben zu müssen, die ich in Antwerpen verbrachte! Das war schrecklicher als alles, was ich hier in den vier Monaten ausgestanden! Vor meinem Fenster der schwarze Kanal, in den ich hinunterstarrte, während ich Woche um Woche kein Wort über die Lippen brachte! Kein Klavier! Keine Noten! Tat ich einmal den Mund zum Singen auf, dann war mir meine Stimme das gellende Verdammungsurteil, vor dem ich mich in den dunkelsten Winkel verkroch! Ein zermalmender Donnerschlag war mir der leiseste Laut, den ich sang! Und in der Schweiz meine Mutter, deren Briefe mir gewissenhaft nachgeschickt wurden! Die nicht ahnen durfte, wo ihr Kind war, geschweige denn, weshalb es dort war! Ich las und las und sah keine Möglichkeit, ihr ein Lebenszeichen von mir zu geben!
    Josef
    Ja, was ich noch sagen wollte…
    Klara
    Als du dann schriebst, es wäre wohl das beste, zurückzukommen, weil ich ja doch voraussichtlich freigesprochen würde…
    Josef
    Mein gnädiges Fräulein…!
    Klara
    Ja, ja! Gewiß. – Meine Richter dachten im Traum nicht daran, mich freizusprechen. Sie verurteilten mich zu acht Monaten Gefängnis und ließen mich aus dem Sitzungssaal in diese Zelle bringen! Aber trotzdem ist mir doch die Fahrt von Antwerpen hierher als das reinste, schönste Glück im Gedächtnis, das mir seit den Erlebnissen meiner frühesten Kindheit zuteil geworden ist.
    Josef
    Sie spannen mich absichtlich auf die Folter
    Klara
    Wie es freilich jetzt um meine künstlerische Zukunft aussieht, das liegt einstweilen für mich noch im dunkeln. Legen Sie hier doch einmal

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