Dramen
den mein' ich. Du kennst mich. Grüß' den Onkel Karl von mir.
VEITRALF.
Den grüße ich schon!
FRANZISKA.
Herr Doktor …
DR. HORNSTEIN.
Liebe Frau Eberhardt …
FRANZISKA.
Nun?
DR. HORNSTEIN.
Die Sache geht mich nichts an. Sie haben vollkommen recht. Aber – ich spreche ganz offen – der Mensch liebt Sie.
FRANZISKA.
Herr Doktor …
DR. HORNSTEIN.
Sie denken, daß ich das Ehestiften als Nebenberuf betreibe? Keine Idee. Ich habe mich nie damit abgegeben. Aber den Karl Almer, den kenne ich doch seit zehn Jahren. Er hatte sich eine Lungenentzündung geholt. War fast so schlimm dran, wie jetzt unser Veitralf. – Wie sich der Mensch verändert hat, seit er Sie kennt. Nein, so was erleb' ich nicht wieder!
FRANZISKA.
Ich habe ein Kind.
DR. HORNSTEIN.
Das ist es ja gerade, daß Sie ein Kind haben! Das ist ja das Prachtvolle! – Komm, Veitralf. Sag' der Mama, sie soll dir den Gefallen tun und den Onkel Karl heiraten.
VEITRALF.
Mama?
DR. HORNSTEIN.
Gehen Sie, machen Sie dem Kind die Freude. Sie geben dem Kind einen Vater. Einen grundbraven Kerl. Und wie liebt er das Kind. Seien Sie doch kein solcher Don Quichote, liebe Frau!
FRANZISKA.
Was soll ich darauf antworten, Herr Doktor? Karl Almer ist mir ein lieber Freund. Er ahnt von dem allem nichts.
DR. HORNSTEIN.
Da kennen Sie ihn schlecht. Wenn Sie einmal unfreundlich mit ihm waren, das merk' ich dem sofort an. Tagelang merk' ich das. Dann schimpft er nämlich auf alle Bilder, die er gemalt hat. – Aber schlafen tun Sie jetzt gut?
FRANZISKA.
Schlafen? Jetzt? Wie kommen Sie darauf?
DR. HORNSTEIN.
Weil Sie mir einmal sagten, daß Sie früher an Schlaflosigkeit gelitten haben.
FRANZISKA.
Sobald der Bub die Augen zugetan hat, falle ich nur so hin. Manchmal schreckt's mich wohl noch auf in der Nacht, wenn er sich regt. Aber gegen früher? Nein, Herr Doktor, das kenne ich nicht mehr, seit ich den Veitralf habe. Gott sei Dank, daß die Zeiten vorbei sind!
Man hört eine alte Küchenglocke läuten.
VEITRALF.
Der Onkel Karl! Der Onkel Karl!
(Er eilt hinaus.)
FRANZISKA.
Nicht so wild, Veitralf! Du schadest dir!
DR. HORNSTEIN.
Lassen Sie ihm seine Freude, Frau Eberhardt. Ich freue mich ja auch.
Beide folgen dem Kind nach dem Hausflur.
Zweite Szene
Veit Kunz. Franziska.
VEIT KUNZ.
Du bist so entsetzt? So zu Eis erstarrt? – Du scheinst mich gar nicht erwartet zu haben.
FRANZISKA.
Weiß Gott, nein! Warum sollte ich das?
VEIT KUNZ.
Dann bitt' ich um Entschuldigung. – Breitenbach sagte mir, er fahre Dienstag nachmittag hierher, um sich mit dir zu besprechen. Heute ist doch Dienstag? Da die Angelegenheit auch mich betrifft, bat ich ihn, dir zu schreiben, daß ich an der Unterredung gerne teilnehmen würde.
FRANZISKA.
Was ist das für eine Angelegenheit? – Von Breitenbach habe ich, unberufen, seit Jahren nichts gehört.
VEIT KUNZ.
Ich habe sonst nur geschäftlich mit ihm zu tun. Ich bin dir ja auch wohl völlig aus den Augen entschwunden. Ich habe schwer durch müssen, seit du mir den Schabernack spieltest.
FRANZISKA.
Herr – wollen wir nicht von etwas anderem reden?
VEIT KUNZ.
Franziska! – Als ich dich an jenem Sommerabend im Hause deiner Mutter überraschte, als ich durchs Fenster einstieg und dir meinen Hokuspokus anpries, war ich eine verlorene Existenz. Genau dasselbe hatte ich ohne die geringste Wirkung bei anderen versucht. Aber du erfülltest mich vom ersten Augenblick an mit einem solchen Selbstvertrauen. Deine Gegenwart machte mich so sicher, so waghalsig, so tollkühn, du fachtest einen solchen Größenwahn in mir an, daß ich, solange du zu mir hieltst, über alles Mißgeschick hoch erhaben war.
FRANZISKA.
Aber die Beziehungen zu gekrönten Häuptern unterhieltst du doch damals schon?
VEIT KUNZ.
Wo lebt ein Abenteurer, der die nicht hat? Es wird nie was daraus, wenn man selber nicht Fürst wird. Ich bin's geworden. Fürst im Reiche der Pechvögel! Schwere Repräsentationspflichten!
FRANZISKA.
Mit jedem Wort muß ich fürchten, Sie zu verletzen.
VEIT KUNZ.
Sie?
FRANZISKA.
Dich!
VEIT KUNZ.
Hast du übrigens schon gehört? Der Herzog von Rotenburg, in dessen Festspiel wir damals den kolossalen Erfolg hatten, mußte abdanken.
FRANZISKA.
Das bedaure ich um deinetwillen. Meine Existenz ist gesichert.
VEIT KUNZ.
Durch des alten Hohenkemnaths Vermächtnis. Eine Lebensrente, wie man sich erzählt.
FRANZISKA.
Wenn ich dir mit einem monatlichen Zuschuß …
VEIT KUNZ.
Franziska! Was fällt dir ein! Ich bin
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