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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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hört
    Kein Lob aus dem ihm abgezwungenen Raube.
    VEIT KUNZ.
    Wenn ein Erschüttern durch das Weltall fährt,
    Und sich der Held bekennt als größten Sünder,
    Dann ist verloren, wer auf dich noch schwört!
    FRANZISKA.
    Zehn Jahr alt waren wir als Wunderkinder
    Umschwärmt, ich in Athen, auf Zion du! –
    Besiegt fleh' ich zu meinem Überwinder.
    VEIT KUNZ.
    Was gelt' ich dir in deiner üpp'gen Ruh'?! –
    Wie ich aus diesem Dasein mich entferne,
    Trägt in der Welt sich nicht noch einmal zu.
    FRANZISKA.
    Ich ward gehenkt und dann unter die Sterne
    Versetzt. Laß mich des Heils teilhaftig sein,
    Daß ich bei euch mich zu verleugnen lerne!
    VEIT KUNZ.
    Leg' der Verführung gleißnerischen Schein
    Erst ab! Begnüg' dich ruhmlos mit Gebären!
    Du bist der Hölle Helferin allein!
    FRANZISKA.
    Erhöht entring' ich mich den dunklen Sphären.
    Darf ich erst fesselfrei im Lichte weilen,
    Wird sich mein Bild so rasch wie deines klären.
    VEIT KUNZ.
    Weh dir! Schon seh' ich düstre Flammensäulen!
    Jahrhundertlang der Abergläubigen Beute,
    Wirst schuldlos du gemartert kreischen, heulen!
    FRANZISKA.
    Dann aber führt durch unbegrenzte Weite
    Gemeinsam uns der Weg vor Gottes Thron.
    Dann wandle ich gleichberechtigt dir zur Seite.
    VEIT KUNZ.
    Doch nicht, eh' zwei Jahrtausend noch entflohn!
    Sehr gut! Ausgezeichnet! Nur würde ich die Worte: »Dann wandle ich gleichberechtigt dir zu Seite« mit etwas mehr innerer Wärme sprechen.
    BREITENBACH.
    Ganz meine Ansicht. Sie müßten etwas mehr Seelenglut hineinlegen.
(Übertreibend, zwischen Veit Kunz und Franziska tretend.)
    »Dann wandle ich gleichberechtigt dir zur Seite!«
    FRANZISKA
wird von einem heftigen Lachkrampf geschüttelt.
    VEIT KUNZ.
    Da geschah etwas!
    BREITENBACH.
    Finden Sie nicht, verehrter Meister, daß sich das Gelächter ganz vorzüglich für diese Stelle eignet?
    VEIT KUNZ.
    Was heißt das, Franziska?!
    FRANZISKA
beginnt sich lachend in wildem Tanze zu drehen.
    VEIT KUNZ
schreit entsetzt.
    Ich will Wahrheit!
    Franziska stürzt lachend und tanzend hinaus. Veit Kunz folgt ihr.
    FAHRSTUHL
zu Breitenbach.
    Erzählen Sie mir jetzt bitte noch rasch den Inhalt des letzten Aktes, sonst wird meine Besprechung vor Mitternacht nicht mehr fertig!
    BREITENBACH
sehr ruhig.
    So geistreich ist doch unser Mysterium nicht, daß Sie sich das nicht selber zusammenreimen könnten! Im dritten Akt erkläre ich, Simson, daß ich ohne Helena die Unterwelt unter keinen Umständenverlasse:
    Aus keiner Höllenqual, o Helena,
    Läßt Simson je sich ohne dich befreien!
    FAHRSTUHL
schreibend.
    Weiter! Weiter! Die Minuten sind kostbar! Was geschieht weiter?
    BREITENBACH.
    Dann legt sich Sokrates ins Mittel und beweist mir, Simson, daß sich mir die Gelegenheit, von all meiner Sündenstrafe loszukommen, nicht so leicht wieder bietet. Ich gebe Helena den Abschiedskuß, ich empfehle sie der freundlichen Obhut meines Höllenfreundes Perseus und dann folgen wir einträchtiglich, Adam, Noah, die drei Erzväter, ich im Verein mit Sokrates, Platon und Aristoteles unserm Befreier in ein schöneres Dasein.
    Lautes Geschrei hinter der Szene.
    FAHRSTUHL.
    Das ist zum Verzweifeln, daß man sich hier nicht einmal in Ruhe seinen Zeitungsartikel diktieren lassen kann!
    Franziska tanzt in wildem Taumel mit den Mädchen des Chores herein. Alle drehen sich unter Dudelsacksklängen mit fliegenden Haaren, wie von
    Wahnsinn erfaßt, um sich selber. Sie sind mit Tierfellen umgürtet, mit Efeu und Blumen bekränzt und schwingen Thyrsosstäbe und Schellentrommeln in den Händen. – Veit Kunz folgt ihnen, ruhig beobachtend, und stellt sich im Proszenium so, daß er Breitenbach gegenübersteht.
    FAHRSTUHL
in heller Verzückung.
    Da kommen die Weiber wieder! Und gänzlich verändert! Es wird einem ganz übernatürlich zumute!
    DIE MÄDCHEN
singen.
    Blut haben wir getrunken,
    Uns dürstet nach Blut.
    Entfacht sind die Funken.
    Die peitschende Glut
    Jagt über alle Schranken
    Uns blitzschnell hinaus.
    Die Berggipfel wanken,
    Zertrümmern das Haus.
    Jauchzt auf durch die Täler!
    Klagt durch den dunklen Wald!
    Wir haben unsern Quäler
    In finsterm Hinterhalt
    Lebendig zerrissen
    In unersättlicher Wut.
    Als wir ihn totgebissen,
    Sprangen wir in die Flut.
    Da kühlten uns die Glieder
    Die Wasser wundersam.
    Nun tanzen wir wieder
    Und lachen aller Scham.
    Zu dulden, zu dienen,
    Des wird kein Weib mehr froh.
    Die Herrscherin ist erschienen,
    Wir herrschen ebenso.
    Warum tanzten und sangen
    Wir nicht seit Anbeginn!
    Wenn wir

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