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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Exzellenz. Der lebt noch.
    HOHENKEMNATH.
    Da haben wir glücklich noch einem das Leben gerettet.
    VEIT KUNZ
öffnet die Augen und blickt wirr umher. Zu Hohenkemnath.
    Wer sind Sie?
    HOHENKEMNATH.
    Ich bin der Baron Hohenkemnath. Ich komme in den Zirkus, um die kleine Eberhardt noch einmal zu begrüßen.
(Zum Diener.)
Füllen Sie eine Schale mit Wasser und kühlen Sie dem Herrn die Schläfen.
    VEIT KUNZ
sich halb aufrichtend.
    Verzeihen Sie, Herr Baron, meine Formlosigkeit. Ich habe sehr viel von Ihnen erzählen hören.
    HOHENKEMNATH.
    Ja, ja, ich habe das Mädel gekannt. Ist sie nicht hier? Ich wollte ihr noch einmal in die Augen sehen.
    VEIT KUNZ
den Strick in der Hand, schreit auf.
    Wer zerschnitt den Strick?!
    HOHENKEMNATH.
    Seien Sie froh, Sie junger Mann! Das Sterben überlassen Sie mir. Ich fahre heute noch ins Sanatorium. Deshalb eben.
(Zum Diener, der mit einer Schale Wasser ankommt.)
Helfen Sie dem Herrn auf einen Sessel.
    VEIT KUNZ
sich setzend.
    Sie waren ihr erster Freund?
    HOHENKEMNATH.
    Also ihretwegen! – So! – Ich verstehe es. – Aber wozu?
    VEIT KUNZ.
    Sobald ich sie aus den Krallen des Wahnsinns befreit hatte! Auf der Treppe ihres väterlichen Schlosses!
    HOHENKEMNATH.
    Ein edles Menschenkind!
(Da Veit Kunz von Schluchzen geschüttelt wird.)
Verzeihung! Ich begreife Sie – beneide Sie –
    VEIT KUNZ.
    Mich? – Um was?
    HOHENKEMNATH.
    Ich war schon reichlich alt, als wir uns kennen lernten, in der Sommerfrische in einem Alpendorf, als sie mir vorlas.
    VEIT KUNZ.
    Um ein winziges bißchen zuviel Freude, die ich an ihr haben wollte, alles, alles verloren!
    HOHENKEMNATH.
    Ihr Geliebter war ich nie. Ich sag' es ganz offen. Sie war noch reichlich jung. Das hätte uns zwar beide nicht gestört. Sie am allerwenigsten. Wo ist sie nur?
    VEIT KUNZ.
    Ich Tölpel, der ich sie zu kennen glaubte!
    HOHENKEMNATH.
    Aber was kennt man denn! Haben Sie schon einen Mann gekannt, der seine Frau gekannt hat? Oder umgekehrt? Als sie sich heirateten, da kannten sie sich. Oder ein Kind, das seine Eltern gekannt hat? Das ist rein logisch schon ganz und gar unmöglich.
    VEIT KUNZ
reicht Hohenkemnath die Sand.
    Ich muß mich noch etwas verschnaufen. Dann ruf' ich sie.
    HOHENKEMNATH.
    Ich wollte sie heiraten. Gar keine Verpflichtungen hätte sie gehabt. Wer weiß, wie bald wäre sie jetzt selbstherrliche Freifrau auf Hohenkemnath. Sie war sich zu gut dazu. Mit siebzehn Jahren. Ein loses Mädel.

Fünfter Akt
Neuntes Bild
Erste Szene
    Franziska in leichtem, geschmackvollem Sommerkleid. Dr. Hornstein. Der kleine Veitralf, vier Jahre alt, sehr sorgfältig gekleidet.
    DR. HORNSTEIN
das Kind auf den Knien haltend.
    Sie werden sehen, Frau Eberhardt, der Bub erholt sich jetzt viel rascher wieder, als Sie glauben. Bei dem prachtvollen Wetter lassen Sie ihn nur recht viel im Freien spielen. Springen und Laufen kann er ja natürlich noch nicht. Und dann denken Sie jetzt vor allen Dingen an sich selber. Die Anstrengung, die sie durchgemacht haben, werden Sie wohl noch ein halbes Jahr spüren. Lassen Sie sich jetzt nur zu allem hübsch Zeit. Was hilft es Ihrem Buben, wenn Sie sich durch übertriebene Aufregung um Ihre Kräfte bringen.
    FRANZISKA.
    Essen kann er jetzt also wieder alles, was auf den Tisch kommt?
    DR. HORNSTEIN.
    Nur kein rohes Obst! Fleisch und Gemüse, soviel er Lust hat. Auch Mehlspeisen.
(Zum Kind.)
Nicht wahr, Veitralf, Reisauflauf mit Apfelmus! Schmeckt dir das?
    VEITRALF.
    Das glaub' ich.
    FRANZISKA.
    Und baden darf ich ihn wie gewöhnlich?
    DR. HORNSTEIN.
    Gewiß! Nur daß Sie sich selbst dabei nicht anstrengen.
(Stellt das Kind auf die Füße.)
So, Veitralf! Ja, ja,
(Sich erhebend.)
bis man so einen kleinen Weltbürger wieder in Ordnung bringt … aber er hat eine gute Natur,
(Streichelnd.)
unser Veitralf. Da brauchen Sie sich gar nicht zu ängstigen.
    FRANZISKA.
    Hoffen wir nur!
    DR. HORNSTEIN.
    Fällt Ihnen irgend etwas auf, dann telephonieren Sie einfach. Und jetzt, liebe Frau Eberhardt, erholen Sie sich von ihren schlaflosen Nächten. Ich muß jetzt zu dem Vorarbeiter aus der Papiermühle hinüber. Was es für Zufälle gibt! Seit zwanzig Minuten steht die Maschine still. Der kommt ahnungslos mit der Ölkanne, knacks, bricht sie ihm den Arm.
    FRANZISKA.
    Wann kommen Herr Doktor wieder?
    DR. HORNSTEIN.
    Alles wieder geheilt. Geht in vierzehn Tagen in die Fabrik. – Ich komme schon wieder vorbei. Grüß' dich Gott, Veitralf! Grüß' den Onkel schön von mir …
    VEITRALF.
    Den Onkel Karl?
    DR. HORNSTEIN.
    Just

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