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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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dabei im Auge hat, ein lebhaftes Bedürfnis nach Liebe in sich erwachen …
    SCHWIGERLING.
    Der macht sich über mich lustig!
    FÜRST.
    Die Person kennt keinen heißeren Wunsch mehr, als den Mann, der den Trank zu sich genommen hat, zu besitzen.
    SCHWIGERLING.
    Ist das Tatsache?
    FÜRST.
    Sobald ich mich durch Ihren Trank zufriedengestellt sehe, haben Sie Ihre volle Freiheit wieder.
    SCHWIGERLING.
    Meine Freiheit?
    FÜRST.
    Sie können sich irgendwo im Keller unten ein Laboratorium einrichten. Da mögen Sie filtrieren und Hokuspokus machen, soviel Sie Lust haben.
    SCHWIGERLING.
    Ich träume doch nicht vielleicht?
    FÜRST.
    Sparen Sie sich Ihre Verstellungskünste. Sie langweilen sich und mich damit. Sie sehen, daß Sie keinen Neuling vor sich haben.
    SCHWIGERLING.
    Ja, das sehe ich allerdings! –
(Sich erhebend.)
Ich bitte Sie, Durchlaucht, sich einen geriebneren Betrüger zu suchen! Ich kann mich auf solche Gaunereien nicht einlassen! Ich bin hier als Professor für moderne Sprachen engagiert …
    FÜRST.
    Als was sind Sie engagiert?
(Gleichfalls aufspringend.)
Ich will Ihnen zeigen, als was Sie engagiert sind!
(Ruft.)
Mitja! Kolja!
    SCHWIGERLING.
    Zum Teufel!
    Mitja, Kolja von rechts und links hinten, mit Stricken, postieren sich vor die Türen.
    FÜRST.
    Sie brauen mir Ihren Trank!
    SCHWIGERLING.
    Es gibt ein Mittel, Durchlaucht …
    FÜRST.
    Was Sie sagen!
    SCHWIGERLING
für sich.
    Zum ersten offnen Fenster hinaus!
    FÜRST.
    Was Sie zur Zubereitung brauchen, lassen Sie auf meine Kosten aus Petersburg kommen.
    SCHWIGERLING.
    Beweisen Sie der Dame, daß Sie Moskau zu Ihren Füßen gesehen! Sie nahen sich ihr bei günstiger Gelegenheit …
    FÜRST.
    Nach dem Diner zum Beispiel …
    SCHWIGERLING.
    Und applizieren ihr mit rascher Entschlossenheit …
    FÜRST.
    Ihren Trank!
    SCHWIGERLING.
    Einen Kuß!
    FÜRST.
    Einen Was?
    SCHWIGERLING.
    Einen Kuß!
    FÜRST.
    Ich? – – Ihr?
    SCHWIGERLING.
    Dann fühlen Durchlaucht sich vergöttert!
    FÜRST.
    Dann fühlen Durchlaucht sich geohrfeigt – Sie Beduine!
    SCHWIGERLING.
    Ich habe mich von Ihnen nicht als Nekromant engagieren lassen!
    FÜRST.
    He, Mitja, Kolja! Angepackt!
    Mitja, Kolja dringen auf Schwigerling ein.
    SCHWIGERLING.
    Sie sind ein Narr! Sie gehören ins Irrenhaus!
    FÜRST.
    Angepackt! Hinunter mit ihm! In den Keller!
    SCHWIGERLING
sich wehrend.
    Sehe sich vor, wem seine Knochen lieb sind!
    FÜRST
die Knute schwingend.
    Hollahoh, Kinder! Hopp! Hollahoh!
    SCHWIGERLING
überwältigt und gebunden.
    Ihr Hunde! Ihr Kosaken! Ihr Sklavenpack!
    FÜRST
während man Schwigerling hinausträgt.
    Sie brauen mir Ihren Trank, das schwöre ich Ihnen!
    SCHWIGERLING
in der Tür.
    Dieser fürchterliche Esel!
    FÜRST
nach vorn kommend.
    O Katja! –
(Stürzt einen Wutki.)
Wir sind in Rußland.

Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
    Die Fürstin rechts vorn in einem bequemen Lehnsessel, wickelt eine Stange Garn auf, die Cölestin, welcher vor ihr auf einem Schemel sitzt, über die Fußspitzen geschlagen trägt. Die Fürstin trägt gleichfalls eine Stange Garn über die Fußspitzen geschlagen, welche Cölestin aufwickelt.
    CÖLESTIN.
    Wüßten Sie, erhabene Gebieterin, wie mir angesichts der Vorgänge in diesem von Gott verlassenen Hause das Herz blutet. Dieser Idiot, zu wenig Mensch, um das Kleinod, das er in Ihnen besitzt, würdigen zu können, kennt kein höheres Ziel, als seinen kostbarsten Schatz unter die Füße zu treten, vor der Welt zu beschimpfen, an eine Abenteuerin, eine Barbarin, eine Tierbändigerin zu verraten. Wüßten Sie, welche Mühe es mich oft kostet, meinen Zorn zu bemeistern.
    FÜRSTIN.
    Der Fürst, mein himmlischer Freund, ist ein besserer Mensch, als er zu sein glaubt. Möglich, daß eine vorübergehende Laune Iwan Michailowitsch manchmal treibt, mich verraten zu wollen. Er kämpft umsonst gegen seine unwandelbare Treue.
(Sie zerrt an dem Knäuel, das sie in Händen hält.)
Seine Lage ist bemitleidenswürdig!
    CÖLESTIN.
    Es will sich nicht abwickeln?
    FÜRSTIN.
    Es ist ein Knoten darin.
(Nachdem Cölestin den Knoten gelöst.)
Ich danke Ihnen.
    CÖLESTIN.
    Sie sind die erhabenste Seele, teuerste Fürstin, die mir in diesem Leben entgegentrat!
    FÜRSTIN
während beide die Stränge vollends aufwickeln.
    Die einen tragen den Dolch in der Brust und die andern greifen sich in den Busen. Von Ihnen, mein Teurer, träumte mir, als ich noch mit jungfräulichen Kinderaugen in diese Welt sah. Schweigen wir lieber davon.
(Sich erhebend.)
Ich erinnere mich auch so genau nicht

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