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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Machen Sie Ihrem Jammer ein Ende.
    KATHARINA.
    Sie hören ja. daß ich meinem Jammer ein Ende mache.
    FÜRST.
    Sie hegen doch seit gestern andere Gefühle für mich.
    KATHARINA.
    Versteht sich, nachdem Sie meinen Lämmergeier haben hinschlachten lassen.
    FÜRST.
    Dazu habe ich ihn ja auch hinschlachten lassen!
    Katharina geht mit geballten Fäusten auf ihn zu.
    FÜRST
in freudiger Erwartung.
    Sie explodiert! Sie explodiert!
    KATHARINA
sich besinnend.
    In Schottland bin ich vor Ihren Brutalitäten in Sicherheit.
    FÜRST.
    Katharina, ich kann Sie nicht länger so jammervoll leiden sehen.
    KATHARINA.
    Mir scheint, Sie haben die letzte Unze Verstand verloren.
    FÜRST.
    Sparen Sie doch Ihre Kräfte!
    KATHARINA.
    Wenn Sie den Abschied durchaus kurz machen wollen. –
    FÜRST
flehentlich.
    Sparen Sie Ihre Kräfte, Kathinka!
    KATHARINA.
    Nun gut.
(Will gehen.)
    FÜRST.
    Sparen Sie Ihre Kräfte für schönere Zwecke!
    KATHARINA
sehr ernst.
    Mit meiner Kraft ist es nicht so weit her, Iwan Michailowitsch. Sie täuschen sich über meine Kräfte. Jetzt, wo ich in die Welt hinausgehe, fühle ich es erst recht, wie schwach ich bin.
    FÜRST.
    Was fühlen Sie?
    KATHARINA.
    Ich fühle, wie schwach ich bin, Iwan Michailowitsch.
    FÜRST
in einen Sessel sinkend.
    Ich auch.
    KATHARINA.
    Denken Sie deswegen nicht schlecht von mir.
(Sie reicht ihm die Hand.)
    FÜRST
dumpf vor sich hin.
    Dieser Werwolf! – Dieser Höllenhund! – Dieser Judas!
    KATHARINA
teilnahmsvoll.
    Sie sind krank?
    FÜRST.
    Dieser Mamelucke!
    KATHARINA.
    Lassen Sie sich einen kalten Wickel machen.
    FÜRST.
    Einen kalten Wickel!
    KATHARINA.
    Sie bedürfen der Ruhe.
    FÜRST
aufspringend.
    Einen kalten Wickel! Um den Hals einen kalten Wickel! Bis er grün und blau im Gesicht wird! Pfeifen soll mir der Hund!
(Ab nach links.)
    KATHARINA
sieht ihm nach.
    Es ist nichts mit ihm anzufangen. – Wo nur Cölestin bleibt.
(Ab nach rechts hinten.)
Vierter Auftritt
    Fürst. Dann Schwigerling.
    FÜRST
von rechts vorn eintretend, rennt quer über die Bühne, für sich.
    Einen kalten Wickel!
(Prallt in der Tür links vorn auf Schwigerling, den er nach vorn schleppt.)
Du Falschmünzer! Du Hyäne! Einen kalten Wickel!
    SCHWIGERLING.
    Lassen Sie mich los!
    FÜRST.
    Aufknüpfen laß ich dich, wenn du mir nicht augenblicklich den Trank schaffst!
    SCHWIGERLING.
    Ich habe getan, was in meiner Macht steht.
    FÜRST.
    Ich will dir zeigen, was in deiner Macht steht, du Kabire! Ich will es dir zeigen! Staunen sollst du noch darüber, was in deiner Macht steht!
(Treibt ihn vor sich her, nach links vorn hinaus.)
Fünfter Auftritt
    Katharina. Cölestin.
    KATHARINA
von links hinten; sie trägt eine leichte Reisetasche über die Schulter.
    Haben Sie Ihren Krimskrams zusammengepackt?
    CÖLESTIN
folgt ihr; er hat die Livree mit einer gewöhnlichen Kleidung vertauscht, trägt einen Mantelsack.
    Bis auf meine noch ungedruckten Memoiren, Gräfliche Gnaden, aber …
    KATHARINA.
    Nur jetzt kein Aber mehr! – Wer schon draußen wäre, draußen auf dem wogenden Weltmeer!
    CÖLESTIN.
    Um Vergebung …
    KATHARINA.
    Was haben Sie für Pferde?
    CÖLESTIN.
    Ackergäule, Komtesse! – Mitja bewacht den Stall und Kolja die Sattelkammer.
    KATHARINA.
    Den Mangel an Feuer ersetzen die Tiere durch Ausdauer. Wir reiten die Nacht durch. Vor Sonnenaufgang sind wir in Petersburg.
    CÖLESTIN.
    Um Vergebung, Komtesse …
    KATHARINA.
    Kommen Sie!
    CÖLESTIN.
    Unmöglich, Komtesse!
    KATHARINA.
    Was haben Sie denn?
    CÖLESTIN.
    Ich kann mich nicht losreißen.
    KATHARINA.
    Sie können sich nicht losreißen? – Wenn man Sie hier ertappt, bekommen Sie die Knute!
    CÖLESTIN.
    Dann werde ich mich mit Wollust zu Tode knuten lassen!
    KATHARINA.
    Kommen Sie oder kommen Sie nicht?!
    CÖLESTIN.
    Ich lasse zuviel zurück …
(Will ihr den Mantelsack überreichen.)
Meine irdische und meine himmlische Liebe …
    KATHARINA
nimmt ihn am Arm.
    Unsinn, Verehrtester; es gibt keine Liebe …
    CÖLESTIN.
    Um Vergebung …
    KATHARINA
ihn hinausdrängend.
    Weder eine irdische, noch eine himmlische! – Trab, Galopp, Karriere, das ist jetzt die Losung!
    Beide links hinten ab.
Sechster Auftritt
    Schwigerling.
    SCHWIGERLING
von links vorn, schleicht auf den Zehen über die Bühne, öffnet die Tür rechts; nachdem er sich überzeugt, daß niemand horcht, kommt er nach vorn.
    Ich hatte sie beschworen, sich die Fingerspitzen küssen zu lassen. Als wäre das von einem gesunden achtzehnjährigen Mädchen ein so himmelschreiendes Opfer! Wenn unsereiner so

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