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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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fünf Minuten bin ich mit ihr hier.
    Alwa
    Sie bringen sie her?
    Schigolch
    Ich bringe sie her. – Oder fürchten Sie für Ihre Gesundheit?
    Alwa
    Das sehen Sie doch, daß ich nichts fürchte.
    Rodrigo
    Der Herr Doktor ist nach dem letzten Drahtbericht auf der Reise nach Konstantinopel begriffen, um seinen »Totentanz« von Haremsdamen und Kastrierten vor dem Sultan zur Aufführung bringen zu lassen.
    Alwa
die Mitteltür unter der Galerie öffnend
    Sie gehen hier näher.
    Schigolch und die Gräfin Geschwitz verlassen den Saal. Alwa verschließt die Türe hinter Ihnen.
    Rodrigo
    Sie wollten der verrückten Rakete noch Geld geben.
    Alwa
    Was geht Sie das an?!
    Rodrigo
    Mich honoriert man wie einen Lampenputzer, obschon ich sämtliche Schwestern im Spital habe demoralisieren müssen. Dann kamen die Herren Assistenten und Geheimräte an die Reihe. Und dann…
    Alwa
    Wollen Sie mir im Ernste weismachen, daß sich die Assistenzärzte durch Sie haben beeinflussen lassen?
    Rodrigo
    Mit dem Gelde, das mich diese Hunde gekostet haben, könnte ich in Amerika Präsident der Vereinigten Staaten werden.
    Alwa
    Fräulein von Geschwitz hat Ihnen doch jeden Pfennig, den Sie ausgegeben haben, zurückerstattet. Soviel ich weiß, beziehen Sie außerdem noch ein monatliches Salär von fünfhundert Mark von ihr. Es fällt einem manchmal ziemlich schwer, an Ihre Liebe zu der unglücklichen Gefangenen zu glauben. Wenn ich eben Fräulein von Geschwitz darum bat, meine Hilfe anzunehmen, so geschah es gewiß nicht, um Ihre unersättliche Goldgier aufzustacheln. Die Bewunderung, die ich vor Fräulein von Geschwitz in dieser Sache hegen gelernt, empfinde ich Ihnen gegenüber noch lange nicht. Es ist mir überhaupt unklar, was Sie an mich für Ansprüche geltend machen. Daß Sie zufällig bei der Ermordung meines Vaters zugegen waren, hat zwischen Ihnen und mir noch nicht die geringsten verwandtschaftlichen Bande geschaffen. Dagegen bin ich fest davon überzeugt, daß Sie, wenn Ihnen das heroische Unternehmen der Gräfin Geschwitz nicht zugute gekommen wäre, heute ohne einen Pfennig irgendwo betrunken im Rinnstein lägen.
    Rodrigo
    Und wissen Sie, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie das Käseblatt, das Ihr Vater redigierte, nicht um zwei Millionen veräußert hätten? – Sie hätten sich mit dem ausgemergeltsten Ballettmädchen zusammengetan und wären heute Stallknecht im Zirkus Humpelmeier. Was arbeiten Sie denn? – Sie haben ein Schauerdrama geschrieben, in dem die Waden meiner Braut die beiden Hauptfiguren sind und das kein anständiges Theater zur Aufführung bringt. Sie Nachtjacke Sie! Ich habe auf diesem Brustkasten noch vor zwei Jahren zwei gesattelte Kavalleriepferde balanciert. Wie das jetzt mit der Plauze werden soll, ist mir allerdings rätselhaft. Die Französinnen bekommen einen schönen Begriff von der deutschen Kunst, wenn sie mir bei jedem Kilo mehr den Schweiß aus den Trikots tröpfeln sehen. Ich werde den ganzen Zuschauerraum verpesten mit meiner Ausdünstung.
    Alwa
    Sie sind ein Waschlappen.
    Rodrigo
    Wollte Gott, Sie hätten recht! Oder wollten Sie mich vielleicht beleidigen? – Dann setze ich Ihnen die Fußspitze unter die Kinnlade, daß Ihnen Ihre Zunge an der Tapete spazierengeht.
    Alwa
    Versuchen Sie das doch!
    Tritte und Stimmen werden von außen hörbar.
    Alwa
    Was ist das…?
    Rodrigo
    Es ist ein Glück für Sie, daß wir hier kein Publikum haben.
    Alwa
    Wer kann das sein?
    Rodrigo
    Das ist meine Geliebte! Seit einem vollen Jahre haben wir uns jetzt nicht mehr gesehen.
    Alwa
    Wie wollten denn die schon zurück sein! – Wer mag da kommen! – Ich erwarte niemanden.
    Rodrigo
    Zum Henker, so schließen Sie doch auf!
    Alwa
    Verstecken Sie sich!
    Rodrigo
    Ich stelle mich hinter die Portière. Da habe ich vor einem Jahr auch schon einmal gestanden.
    Rodrigo verschwindet hinter der Portière rechts vorn. Alwa öffnet die Mitteltüre, worauf Alfred Hugenberg, den Hut in der Hand, eintritt.
    Alwa
    Mit wem habe ich… Sie? – Sind Sie nicht…?
    Hugenberg
    Alfred Hugenberg.
    Alwa
    Was wünschen Sie?
    Hugenberg
    Ich komme von Münsterberg. Ich bin heute morgen geflüchtet.
    Alwa
    Ich bin augenleidend. Ich bin gezwungen, die Jalousien geschlossen zu halten.
    Hugenberg
    Ich brauche Ihre Hilfe, Sie werden sie mir nicht versagen. Ich habe einen Plan vorbereitet. – Hört man uns?
    Alwa
    Wovon sprechen Sie? – Was für einen Plan?
    Hugenberg
    Sind Sie allein?
    Alwa
    Ja. – Was wollten Sie mir mitteilen?
    Hugenberg
    Ich

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