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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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habe zwei Pläne nacheinander wieder fallen lassen. Was ich Ihnen jetzt sage, ist bis auf jeden möglichen Zwischenfall durchgearbeitet. Wenn ich Geld hätte, würde ich Sie nicht ins Vertrauen ziehen. Ich dachte zuerst lange daran – – Wollen Sie mir nicht erlauben, Ihnen meinen Entwurf auseinanderzusetzen?
    Alwa
    Wollen Sie mir bitte sagen, wovon Sie denn eigentlich sprechen?
    Hugenberg
    Die Frau kann Ihnen unmöglich so gleichgültig sein, daß ich Ihnen das sagen muß. Was Sie vor dem Untersuchungsrichter zu Protokoll gaben, hat ihr mehr genützt als alles, was der Verteidiger sagte.
    Alwa
    Ich verbitte mir eine derartige Unterstellung.
    Hugenberg
    Das sagen Sie so; das verstehe ich natürlich. Aber Sie waren doch ihr bester Entlastungszeuge.
    Alwa
    Sie waren der! Sie sagten, mein Vater habe sie zwingen wollen, sich selbst zu erschießen.
    Hugenberg
    Das wollte er auch. Aber man glaubte mir nicht; ich wurde nicht vereidigt.
    Alwa
    Wo kommen Sie jetzt her?
    Hugenberg
    Aus einer Besserungsanstalt, aus der ich heute morgen ausgebrochen bin.
    Alwa
    Und was beabsichtigen Sie?
    Hugenberg
    Ich erschleiche mir das Vertrauen eines Gefängnisschließers.
    Alwa
    Wovon wollen Sie denn leben?
    Hugenberg
    Ich wohne bei einer Prostituierten, die ein Kind von meinem Vater hat.
    Alwa
    Wer ist Ihr Vater?
    Hugenberg
    Er ist Polizeidirektor. Ich kenne das Gefängnis, ohne daß ich jemals drin war; und mich wird, so wie ich jetzt bin, kein Aufseher erkennen. Aber darauf rechne ich gar nicht. Ich weiß eine eiserne Leiter, von der man vom ersten Hof aus aufs Dach und durch eine Dachluke unter den Dachboden gelangt. Vom Innern aus führt kein Weg dorthin. Aber in allen fünf Flügeln liegen Bretter und Latten unter den Dächern und große Haufen Späne. Ich schleppe die Bretter und Latten und Späne an fünf Enden zusammen und zünde sie an. Ich habe alle Taschen voll Zündmaterial, wie es zum Feuermachen gebraucht wird.
    Alwa
    Dann verbrennen Sie doch!
    Hugenberg
    Natürlich, wenn ich nicht gerettet werde. Aber um in den ersten Hof zu kommen, muß ich den Schließer in meiner Gewalt haben, und dazu brauche ich Geld. Nicht daß ich ihn bestechen will; das würde nicht gelingen. Ich muß ihm das Geld vorher leihen, damit er seine drei Kinder in die Sommerfrische schicken kann. Dann drücke ich mich morgens um vier, wenn die Sträflinge aus geachteten Familien entlassen werden, zur Tür hinein. Er schließt hinter mir ab. Er fragt mich, was ich vorhabe; ich bitte ihn, mich am Abend wieder hinauszulassen. Und eh' es hell wird, bin ich unter dem Dachboden.
    Alwa
    Wie sind Sie aus der Besserungsanstalt entkommen?
    Hugenberg
    Ich bin zum Fenster hinausgesprungen. Ich brauche zweihundert Mark, damit der Kerl seine Familie in die Sommerfrische schicken kann.
    Rodrigo
aus der Portière tretend
    Wünschen der Herr Baron den Kaffee im Musikzimmer oder auf der Veranda serviert?
    Hugenberg
    Wo kommt der Mensch her?! – Aus derselben Türe! – Er sprang aus derselben Türe heraus!
    Alwa
    Ich habe ihn in Dienst genommen. Er ist zuverlässig.
    Hugenberg
sich an die Schläfen greifend
    Ich Dummkopf! – ich Dummkopf!
    Rodrigo
    Ja, ja, wir haben uns hier schon gesehen! Scheren Sie sich zu Ihrer Frau Vize-Mama! Ihr Brüderchen möchte seinen Geschwistern gerne Onkel werden. Machen Sie Ihren Herrn Papa zum Großvater seiner Kinder. Sie haben uns gefehlt! Wenn Sie mir in den nächsten vierzehn Tagen noch einmal unter die Augen kommen, dann schlage ich Ihnen den Kürbis zu Brei zusammen.
    Alwa
    Seien Sie doch ruhig!
    Hugenberg
    Ich Dummkopf!
    Rodrigo
    Was wollen Sie mit Ihren Brennmaterialien! – Wissen Sie denn nicht, daß die Frau seit drei Wochen tot ist?
    Hugenberg
    Hat man ihr den Kopf abgeschlagen?
    Rodrigo
    Nein, den hat sie noch. Sie ist an der Cholera krepiert.
    Hugenberg
    Das ist nicht wahr.
    Rodrigo
    Was wollen Sie denn wissen! – Da, lesen Sie; hier!
(Zieht ein Zeitungsblatt hervor und deutet auf eine Notiz darin)
»Die Mörderin des Dr. Schön… «
(Gibt das Blatt an Hugenberg.)
    Hugenberg
liest
    »Die Mörderin des Dr. Schön ist im Gefängnis auf unbegreifliche Weise an der Cholera erkrankt.« – Da steht nicht, daß sie gestorben ist.
    Rodrigo
    Was will sie denn sonst getan haben? Sie liegt seit drei Wochen auf dem Kirchhof. In der Ecke links hinten, hinter den Müllhaufen, wo die kleinen Kreuze sind, an denen kein Name steht, da liegt sie unter dem ersten. Sie erkennen den Platz daran, daß kein Gras darauf wächst. Hängen Sie

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