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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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eine Frau, geschweige denn für einen Freund aufs Spiel gesetzt hat. Ich weiß nicht, Fräulein von Geschwitz, wie reich Sie sind; aber die Ausgaben für diese Bewerkstelligungen müssen Ihre Vermögensverhältnisse zerrüttet haben. Darf ich Ihnen ein Darlehen von zwanzigtausend Mark anbieten, dessen Herbeischaffung in barem Geld für mich mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden wäre?
    Die Geschwitz
    Wie wir gejubelt haben, als die Schwester Theophila glücklich tot war! Von dem Tage an waren wir ohne Aufsicht. Wir wechselten nach Belieben die Betten. Ich hatte ihr meine Frisur gemacht und ahmte in jedem Laut ihre Stimme nach. Wenn der Professor kam, redete er sie per gnädiges Fräulein an und sagte zu mir: »Hier lebt sich's besser als im Gefängnis!« – Als die Schwester plötzlich ausblieb, sahen wir einander gespannt an, wir beide waren fünf Tage krank; jetzt mußte es sich entscheiden. Am nächsten Morgen kam der Assistenzarzt. – »Wie geht es der Schwester Theophila?« – »Tot.« – Wir verständigten uns hinter seinem Rücken, und als er hinaus war, sanken wir uns in die Arme: »Gott sei Dank! Gott sei Dank!« – Welche Mühe es kostete, damit mein Liebling nicht verriet, wie gesund er schon war! – »Du hast neun Jahre Gefängnis vor dir!« rief ich von früh bis spät. – Man läßt sie jetzt auch wohl keine drei Tage mehr in der Isolierbaracke.
    Rodrigo
    Ich habe volle drei Monate im Krankenhaus gelegen, um das Terrain zu sondieren, nachdem ich mir die Qualitäten zu einem so ausgedehnten Aufenthalt auch erst mühsam zusammenhausiert hatte. Jetzt spiele ich hier bei Ihnen, Herr Doktor, den Kammerdiener, damit keine fremde Bedienung ins Haus kommt. Wo hat je ein Bräutigam mehr für seine Braut getan? Meine Vermögensverhältnisse sind auch zerrüttet.
    Alwa
    Wenn es Ihnen gelingt, die Frau zu einer anständigen Künstlerin auszubilden, dann haben Sie sich um Ihre Mitwelt verdient gemacht. Mit dem Temperament und der Schönheit, die sie aus dem Innersten ihrer Natur heraus zu geben hat, kann sie das blasierteste Publikum in Atem halten. Dabei wäre sie durch die Wiedergabe der Leidenschaft davor geschützt, zum zweitenmal in Wirklichkeit zur Verbrecherin zu werden.
    Rodrigo
    Ich will ihr ihre Zicken schon austreiben!
    Die Geschwitz
    Da kommt er!
    Auf der Galerie werden Schritte laut; dann teilt sich der Vorhang über die Treppe, und Schigolch im langen, schwarzen Gehrock, einen weißen Entoutcas in der Rechten, tritt heraus.
    Schigolch
    Vermaledeite Finsternis! – Draußen brennt einem die Sonne die Augen aus.
    Die Geschwitz
sich mühsam aus der Decke wickelnd
    Ich komme schon!
    Rodrigo
    Gräfliche Gnaden haben seit drei Tagen kein Tageslicht mehr gesehen. Wir leben hier wie in einer Schnupftabaksdose.
    Schigolch
    Seit heute früh um neun fahre ich bei allen Lumpensammlern herum. Drei nagelneue Koffer, vollgestopft mit alten Hosen, habe ich über Bremerhaven nach Amerika spediert. Die Beine baumeln mir wie Glockenschwengel am Leib. Das soll ein anderes Leben in Paris werden!
    Rodrigo
    Wo wollt ihr denn in Paris absteigen?
    Schigolch
    Hoffentlich nicht gleich wieder im Hotel »Ochsenbutter«!
    Rodrigo
    Ich kann euch das Hotel »Montespant« am Boulevard Rochechouart empfehlen. Ich wohnte dort mit einer Löwenbändigerin. Die Leute sind geborene Berliner.
    Die Geschwitz
sich im Rohrstuhl aufrichtend
    Helfen Sie mir doch!
    Rodrigo
eilt herbei und stützt sie
    Dabei seid ihr dort sicherer vor der Polizei als auf dem hohen Turmseil!
    Die Geschwitz
    Er will Sie nämlich heute nachmittag allein mit ihr reisen lassen.
    Schigolch
    Er leidet wohl noch an seinen Frostbeulen!
    Rodrigo
    Verlangt ihr denn von mir, daß ich in den »Follies Bergère« in Schlafrock und Pantoffeln debütiere?
    Schigolch
    Hm – die Schwester Theophila wäre auch nicht so prompt gen Himmel gefahren, wenn sie sich für unsere Patientin nicht so liebevoll erwärmt hätte.
    Rodrigo
    Wenn einer den Honigmond bei ihr abzudienen hat, wird sie sich noch ganz anders zur Geltung bringen. Es kann ihr jedenfalls nicht schaden, wenn sie sich vorher noch etwas auslüftet.
    Alwa
eine Brieftasche in der Hand, zur Geschwitz, die auf eine Stuhllehne gestützt am Mitteltisch steht
    Diese Tasche enthält zehntausend Mark.
    Die Geschwitz
    Ich danke, nein.
    Alwa
    Ich bitte Sie, sie zu nehmen.
    Die Geschwitz
zu Schigolch
    Kommen Sie doch endlich.
    Schigolch
    Geduld, mein Fräulein. Es ist ja nur der Katzensprung über die Spitalstraße. – In

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