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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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zu schweigen.«
    »Wenn ihr Glorm habt, werdet ihr reich sein«, sagte Chuch.
    »Nein, ich will nicht«, erklärte Anne. »Der größte Teil des Profits würde für die Eroberungssteuer draufgehen. Außerdem will Haldemar Glorm vielleicht ganz für sich allein. Offen gesagt, ich glaube, niemand von uns wünscht sich Haldemar zum Nachbarn.«
    Sie diskutierten heftig, und Doris servierte Tee und ging, um Zigaretten und Sandwiches zu besorgen. Gegen Abend plünderten Haldemars Soldaten die Randgebiete von Fun City. Ein ständiger Strom von Flüchtlingen ergoß sich aus der Stadt. Sie berichteten von blonden Berserkern in Tierhäuten, die Strandkörbe benutzten, ohne zu bezahlen, die Hotels und Restaurants unsicher machten, auf Motorrädern durch die Gegend rasten (denn die Vanir gingen niemals ohne ihre Motorräder irgendwohin) und sich unbeliebt machten, wo sie nur konnten. Von diesen Umständen getrieben, ließ John seine Flotte starten. Haldemar gelang es, seine Männer zurück auf ihre Schiffe zu locken, indem er ihnen von der Beute erzählte, die sie erwartete. Bald darauf waren die beiden vereinigten Flotten im Weltraum und bereiteten sich auf die große Schlacht um Glorm vor.

30
    Prinz Chuch schloß sich nicht sofort der vereinigten Flotte an. Es war auch keine Eile nötig, denn die Schiffe von Crimsole und Vanir brauchten ihre Zeit, um Aufstellung zu nehmen und die Schlachtpläne abzustimmen. Wenn diese langweilige Arbeit erledigt war, würde Chuch sich der Flotte mit seinen eigenen Soldaten anschließen, einer Schwadron Killer-Cyborgs, die er kürzlich zu einem günstigen Preis auf Antigone erstanden hatte. Dann würde der Spaß beginnen! In Gedanken sah Chuch sich bereits an der Spitze seiner Männer kämpfen, ein blutbeschmiertes Taschentuch um die Stirn gebunden. Er würde sich mit Flammenschwert und Vibratorkolben einen Weg durch Glorms zusammenbrechende Verteidigung bahnen und schließlich zu Schloß Ultragnolle vordringen. Dort würde er sich von Raum zu Raum, von Korridor zu Korridor durchkämpfen, bis er schließlich Dramokles Auge in Auge gegenüberstand. Ah, welch glorreicher Augenblick! Vor aller Augen würde Chuch Dramokles dank seiner überragenden Schwerttechnik besiegen. Dann würde er den König töten oder ihn lediglich mit verächtlicher Geste entwaffnen und sein Leben schonen. Es würde darauf ankommen, wie er sich in diesem Augenblick fühlte.
    Die Tage vergingen, während die vereinigte Flotte die richtigen Drehungen und Kehren einübte. Vitello löste sein Versprechen ein und ging mit Hulga zu einem Rockkonzert in die berühmte Sligny Hall in Crimsole-Stadt. Es spielte eine lekkianische Band namens Nose Candy. Ihr Leadsänger behauptete, Jim Morrison zu sein, ein berühmter Rocksänger der Erde aus den sechziger Jahren. Die Geschichte, wieso er auf Crimsole Gigs gab, anstatt tot auf dem Pere-Lachaise-Friedhof in Paris zu liegen, ist zu lang, um hier näher auf sie einzugehen. Wer auch immer »Jim Morrison« war, seine Version von »Crystal Ship« wurde von Galba Davers, dem Musikkritiker der Crimsole Times, »einfach unnachahmlich« genannt. Hulga sagte, sie sei »einfach völlig von den Socken« gewesen. Das war das höchste Kompliment, daß sie zu vergeben hatte. Vitellos Ehe hatte also einen besseren Start, als ihr eher zufälliger Beginn vermuten ließ.
    Fufnir wurde von einem gastfreundlichen Trollstamm Gastfreundschaft gewährt, der in den düsteren Hügeln von Crimsoles Nordprovinz Feare lebte. Sie tauschten Zaubersprüche aus und betranken sich und redeten über die guten alten Zeiten, als die Magie noch das Universum beherrschte und die Wissenschaft lediglich aus solider Geometrie und ein bißchen Physik bestand. Chuch versuchte, mit Doris’ Folterung fortzufahren, aber es wollte ihm einfach keinen Spaß mehr machen, und das Mädchen war ihm dabei überhaupt keine Hilfe. Wenn sie nicht aufs Streckbrett gefesselt war, fegte Doris die Folterkammer aus, machte Gurken-Sandwiches, staubte die Porträts von Crimsoles ehemaligen Königen ab und schwatzte ununterbrochen. Chuch antwortete stets höflich, denn er wußte, daß es keine Entschuldigung für Mangel an guten Manieren war, ein Sadist zu sein. Aber war er überhaupt ein Sadist? Er dachte überhaupt nicht mehr an Schmerzen. Es machte ihm nun viel mehr Freude, Doris in häuslichen Dingen um Rat zu fragen. Etwa, warum er nie saubere Hemden hatte, oder, wo der Deckel des Senftöpfchens geblieben war. Obgleich er sich selbst deswegen

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