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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Sie, einstweilen meinem Wort zu glauben. Tlaloc existiert, und er ist ein Magier von überlegener Macht. Er braucht Glorm, und er wird dafür sorgen, daß Sie nach seiner Pfeife tanzen.«
    Dramokles warf einen Blick auf einen der Monitore. Er konnte in dem Gewirr aus bunten Punkten und Strichen keinen Sinn erkennen. Raumflotten manövrierten, und die Situation war unklar.
    »Also gut«, sagte Dramokles. »Wer bist du? Was um alles in der Welt geht hier vor?«

35
    Chemise erzählte Dramokles, daß sie ein Mädchen von der Erde war. Sie war in Plainfield, New Jersey, geboren und sechsundzwanzig Jahre alt. Damals hatte sie noch Myra Gitzler geheißen. Myra war ein völlig normales junges Mädchen gewesen. Ihr einziges Problem bestand darin, daß sie mit sechzehn Jahren 102 Kilo wog. Das lag an einer merkwürdigen Drüsenstörung, gegen die die Ärzte der Erde machtlos waren. Als Myra zehn Jahre später durch das kosmische Wurmloch zwischen der Erde und Glorm reiste, verschwand diese Störung schlagartig. Doch das konnte sie damals noch nicht wissen. Mit sechzehn war sie ein aufgewecktes, einsames dickes Mädchen, das seinen Schulkameraden geistig überlegen war, ausgelacht wurde und nie Einladungen zu Pyjama-Parties erhielt.
    Ihr Leben war trostlos bis zu dem Tag, an dem sie Ron Bugleat begegnete. Ron war siebzehn, groß, dürr und rothaarig. Er war Vorsitzender des Computerclubs seiner Schule. Er war Fan-Ehrengast beim Pyong-Con gewesen, dem ersten Science-Fiction-Festival Nordkoreas. Außerdem gab er sein eigenes Magazin heraus. Es hieß Aktionen im Verborgenen: Ein Magazin, Das Über Die Geheimen Kräfte Berichtet Die Unser Leben Bestimmen. Ron hatte einen Verschwörungs-Tick.
    Ron glaubte, daß der größte Teil der menschlichen Geschichte von geheimnisvollen Mächten beeinflußt worden war, deren Existenz von den »offiziellen« Historikern geleugnet wurde. Viele Leute in Amerika glaubten etwas derartiges. Doch Ron glaubte nicht, was sie glaubten. Er verachtete die meisten Verschwörungs-Fans. Sie waren in seinen Augen leichtgläubig und naiv. Diese Sorte Leute glaubte an Atlantis, Lemuria, Monster in unterirdischen Höhlen, kleine grüne Männchen vom Mars und alles andere, das ihnen weisgemacht wurde. Diese Leute konnten von überlegenen Intellekten manipuliert werden, und nur Menschen mit großem Scharfblick fielen diese Manipulationen auf. Eine falsche Verschwörung war eine gute Tarnung für eine echte Verschwörung.
    Ron glaubte, daß die Menschheit während der bekannten Geschichte immer wieder von überlegenen Intellekten manipuliert worden war. Er war überzeugt, daß das auch gegenwärtig geschah. Er glaubte zu wissen, wer dafür verantwortlich war.
    Alle Spuren, die Ron verfolgt hatte, führten zu einer Organisation, einem Konzern namens Tlaloc Inc.
    Myra half Ron bei seinen Nachforschungen. Sie fanden immer neue Beweise für den Einfluß Tlalocs selbst auf höchster Ebene. Das Bild einer Organisation entstand, die ihm verborgenen arbeitete und durch Bestechung und psychische Beeinflussung ständig an Macht gewann. Auf irgendeine Weise gelang es Tlaloc Inc. immer neue Anhänger zu gewinnen. Die Leute, die für Tlaloc arbeiteten, schienen ein ganz bestimmtes Selbstverständnis zu haben. Sie waren intelligent und arrogant und respektierten niemanden außer ihrem Führer, dem geheimnisvollen Tlaloc persönlich.
    Als sie mit ihren Nachforschungen fortfuhren, stießen Myra und Ron zunehmend auf Beweise, daß okkulte Einflüsse am Werk waren. Einer der neueren Tlaloc-Mitarbeiter, den sie befragten, deutete an, daß die lange erwartete Hochzeit zwischen Wissenschaft und Magie bald stattfinden würde und daß Tlaloc der Führer der neuen mystischen Weltordnung sein würde. Als sie ihn später noch einmal darauf ansprachen, bestritt der Mitarbeiter, jemals etwas Derartiges gesagt zu haben, und drohte ihnen mit einer Verleumdungsklage.
    Kurz darauf erfuhr Myra, daß die Tlaloc-Organisation auf sie aufmerksam geworden war und sich durch ihre Nachforschungen gestört fühlte. Von da an wurden sie von der örtlichen Polizei belästigt. Rons Genehmigung, auf der Straße Schokoladenplätzchen verkaufen zu dürfen, wurde ohne Angabe von Gründen widerrufen. Myra wurde per Gerichtsbeschluß untersagt, weiter ihr Makramee zu verkaufen, da sie nicht beweisen könne, daß sie ausschließlich Garne aus den USA verwende. Sie erhielten obszöne Telefonanrufe und schließlich unverhohlene Drohungen.
    Gerade als ihre Lage

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