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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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gesamte Gespräch zwischen Rufus und Drusilla in der Jagdhütte von A- nastragon. Während er zuhörte, spiegelte sich Bestürzung und Erstaunen auf seinem Gesicht wieder.
    »Verraten!« sagte er schließlich. »Und das von meiner geliebten Tochter und meinem teuersten Freund!« Er taumelte und wäre gefallen, wenn Max ihm nicht in einen leinenen Regiestuhl geholfen hatte. Auf der Rückseite der Lehne stand: Dramokles Rex. Der Boß bin ich.
    »Oh, der Zorn der gnadenlosen Götter trifft mich bis ins Mark! So ist denn die rotäugige Sorge doch noch zu mir gekommen, denn mein bester Freund – was sag ich Freund, nein, eine falschgesichtige Gurke voller Bosheit und Tücke.«
    »Sie meinen sicher: >ein falschgesichtiger Schurke<«, sagte Max.
    Dramokles’ Augen verschossen rote Blitze. Die Wachen wußten, was das bedeutete, stürzten vor und packten Max. Zu spät erkannte der unglückselige PR-Mann, daß er es in der Aufregung gewagt hatte, den Protagonisten bei einem im Augenblick höchster Erregung gesprochenen Monolog zu unterbrechen. Darauf stand der Tod. Max versuchte zu sprechen, doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Er fiel auf die Knie und rang flehend die Hände.
    »Nein, verschont ihn«, brummte Dramokles. »Ich werde später mit meinem Monolog fortfahren, wie es mein Recht ist als König und Protagonist und tragischer Held. Doch nun an die Arbeit. Rufus wird mich also verraten, indem er meine Befehle ins Gegenteil verkehrt? Bringt mir das Telefon!«
    »Rufus!« donnerte er, als die Verbindung hergestellt war. »Alles in Ordnung?«
    »Jawohl, Sire.«
    »Der Feind?«
    »Kommt näher.«
    »Du darfst dich ihnen nicht in den Weg stellen, Rufus. Zieh dich mit deinen Schiffen zurück und laß sie durch.«
    »Aber welchen Sinn soll das haben, Sire? Was wird aus Glorm? Ihre Flotte allein ist nicht stark genug, um Haldemars langhaarige Berserker und Johns kurzhaarige Drückeberger abzuwehren.«
    »Keine Angst, ich habe einen Plan.«
    »Dann werden Sie’s ihnen zeigen, alter Junge?«
    »Ja, ich werde sie mit Haut und Haaren verschlingen«, sagte Dramokles und fletschte die Zähne.
    »Verraten Sie mir den Plan?«
    »Nicht übers Telefon. Vertraue mir, alter Freund. Im richtigen Augenblick werde ich deine Hilfe noch brauchen.«
    »Gut, gut«, sagte Rufus. »Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
    Dramokles stellte das Telefon weg. »Okay. Da ich ihm gesagt habe, daß er den Feind durchlassen soll, kann er mich nur verraten, indem er die feindliche Flotte aufhält. Das gibt mir Zeit, meine Schiffe neu zu formieren, einen Gegenangriff zu planen.«
    »Dramokles«, sagte Chemise.
    »Ja, Mädchen?«
    »Sie könnten etwas tun, daß viel besser wäre.«
    »Was denn?«
    »Schließen Sie Frieden! Egal zu welchen Bedingungen, schließen Sie Frieden.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Dramokles zu ihr. »Außerdem gehört dieser Krieg zu meiner Bestimmung.«
    »Aber das ist es ja gerade!« rief Chemise. »Das ist überhaupt gar nicht Ihre Bestimmung! Man hat Sie manipuliert, Dramokles, hintergangen, getäuscht! Sie glauben, Sie selbst gäben die Befehle, aber da ist jemand, der heimlich die Fäden zieht und Sie zwingt, Dinge zu tun, die allein seinen Zielen dienen!«
    »Und wer ist diese Person?«
    »Tlaloc!«
    Dramokles schaute ihr tief in ihre blauen Augen. »Mein Schatz«, sagte er sanft, »ich habe keine Zeit für dieses Verschwörungsgerede. Es gibt keinen Tlaloc. Max hat ihn erfunden.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das hat Max auch eine Zeitlang geglaubt, doch nun weiß er es besser. In Wahrheit wurde ihm der Name von Tlaloc selbst suggeriert und mittels Astral-Telepathie von dem Planeten, wo Tlaloc lebt, hierher projiziert.«
    »Das ist doch Unsinn! Von welchem Planeten sprichst du?«
    »Von der Erde, Herr.«
    »Die Erde liegt in Trümmern.«
    »Das ist nicht die Erde, die ich meine«, sagte Chemise. »Es gibt unzählige Erden, die alle innerhalb ihrer eigenen Realitätsebene liegen. Normalerweise ist es unmöglich, von einer Realitätsebene in eine andere zu gelangen. Doch n diesem Fall gibt es eine Ausnahme, durch die eine Verbindung zwischen Glorm und dieser Erde besteht. Die beiden Welten sind durch ein Wurmloch im kosmischen Schaum miteinander verbunden.«
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte Dramokles. »Brauchen wir wirklich solche Komplikationen? Und woher weißt du das alles überhaupt?«
    »Weil ich von dieser Erde stamme, König. Ich kann das beweisen, aber das wird Zeit brauchen. Ich bitte

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