Dramocles
ergibt keinen Sinn.«
»Sie wurden zu meiner Feindin ausersehen, vom Universum, wenn Sie so wollen, oder vom Gesetz des dramatischen Kampfes, das alles Leben bestimmt, und das verlangt, daß jeder Protagonist einen Antagonisten hat. Es ist mir nicht gestattet, im Vakuum zu operieren, Chemise. Ich brauche einen Gegner. Ich bin sehr zufrieden, daß sie es sind.«
»Ich kann Ihre Zufriedenheit verstehen«, sagte Chemise. »Ich bin kein sehr ernst zu nehmender Feind, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Tlaloc lächelnd, »ich würde Sie nicht als ernst zu nehmend bezeichnen.«
»Aber wenn Sie mich töteten, bestünde die Gefahr, daß das Universum sich einen schwierigeren Gegner für Sie aussucht. Richtig?«
»Exakt. Ich bedaure, daß meine übereifrigen Gefolgsleute Ihren netten Freund Ron getötet haben. Wenn Sie beide gegen mich gearbeitet hätte, wäre mein Sieg sicher gewesen. So ist er es nur zu 99 Prozent.«
»Sie sind ein Scheusal«, sagte Chemise.
»Na, Sie sind auch nicht gerade besonders liebreizend«, sagte Tlaloc.
»Aber durch die Reise zwischen den Wirklichkeiten werden Sie schlank werden. Sie werden nämlich nach Glorm reisen. Darin besteht Ihre einzige Hoffnung, mich besiegen zu können.«
»Und wie soll ich dorthin gelangen?«
»Ich werde Sie selbst hinbefördern. Ich freue mich immer, wenn ich einem Feind einen Gefallen tun kann. Aber nur, wenn Sie wirklich nach Glorm wollen.«
»Und ob ich will!« sagte Chemise.
Eine Beschreibung der Reise von der Erde nach Glorm wird später folgen. Fürs erste sei nur gesagt, daß Chemise sich nach bestimmten Instruktionen und Vorbereitungen in Drusillas Schloß in Ystrad wiederfand.
Der Versuch, Vitello zu heiraten, war ihre erste Bemühung gewesen, in dieser Welt eine einflußreiche Stellung zu erreichen. Chuch hatte dies zunichte gemacht, indem er sie in den Limbus geschickt hatte. Sie hatte Tlalocs Hilfe benötigt, um von dort wieder wegzukommen. Die Reise zwischen den Wirklichkeiten hatte sie von einem dicken, unattraktiven Mädchen in eine schlanke, schöne Frau verwandelt. Mit ihren kürzlich geweckten hellseherischen Fähigkeiten hatte sie die Lage der Dinge erkannt und gespürt, daß etwas Seltsames mit Drusilla vorging. Sie war ihr nach Anastragon gefolgt und hatte ihre Unterredung mit Rufus auf Band aufgenommen.
36
Dramokles’ beste Techniker drängelten sich um den großen, dreidimensionalen Auswertungstank. Sie versuchten, das sich ständig wandelnde Muster aus bunten Punkten, Lichtstreifen zu interpretieren, das die Bewegungen der drei Raumflotten von Druth, Crimsole und Vanir darstellte. Dramokles trat hinzu, und Max und Chemise folgten ihm. Dramokles konnte nichts aus dem Wirrwarr ablesen; er vertraute darauf, daß die dafür ausgebildeten Männer ihm sagten, was vorging.
Schließlich machte der Operationschef sich ein paar Notizen und wandte sich dann dem König zu.
»Ein erster Bericht, Sire.«
»Lassen Sie hören.«
»Die Sektoren 3A und 6B melden einen Siebenundsechzig-Grad-Schwenk um die Achse 3J, und.«
»Reden Sie glormisch mit mir, Mann.«
»Also gut, der Feind bewegt sich genau auf Glorm zu. Langsam, aber mit wachsender Geschwindigkeit.«
»Und Rufus’ Flotte?«
»Die Flotte von Druth zieht sich zurück.«
»Er läßt den Feind durch?«
»Ja, Sire, wie Sie es angeordnet haben.«
Dramokles schüttelte den Kopf. »Nicht einmal auf den besten Freund ist mehr Verlaß. Warum verrät Rufus mich nicht, wie es von ihm erwartet wird? Chemise, sind Sie sicher, daß Sie sich auf Anastragon nicht verhört haben?«
»Ganz sicher, Herr.«
»Was ist dann die Erklärung?«
In diesem Augenblick trat Dramokles’ Computer, der im Hintergrund gelauscht und gekichert hatte, vor und sagte: »Vielleicht liefert dies hier die Erklärung.« Er zog ein Telegramm unter seinem Umhang hervor.
»Du und deine gräßlichen Botschaften!« sagte Dramokles. Er riß den Umschlag auf und las schnell.
Das Telegramm kam von Drusilla. Der Text lautete:
VATER KOMMA ICH KONNTE DICH NICHT ERREICHEN KOMMA DESHALB SCHICKTE ICH DIESE BOTSCHAFT DEINEM COMPUTER KOMMA DAMIT ER SIE DIR GIBT STOP OH KOMMA VATER KOMMA VOLLER SCHAM MUSS ICH DIR GESTEHEN KOMMA DASS ICH RUFUS ÜBERREDETE KOMMA DICH ZU VERRATEN WEGEN ETWAS KOMMA DAS ICH FÜR DAS ALLGEMEINWOHL HIELT STOP MEIN ANALYTIKER HAT MIR GEZEIGT KOMMA DASS IN WIRKLICHKEIT EIN KINDHEITSKOMPLEX SCHULD WAR STOP ES TUT MIR SO LEID STOP ICH WERDE TUN KOMMA WAS ICH KANN KOMMA UM UNGESCHEHEN ZU MACHEN KOMMA WAS ICH
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