Dramocles
GETAN HABE STOP VIEL GLÜCK FÜR DEN KRIEG KOMMA UND VERSUCHE DEINER DICH LIEBENDEN UND SORGENVOLLEN TOCHTER DRUSILLA ZU VERGEBEN STOP ENDE
»Nun«, sagte Dramokles, »ihre Geschichte stimmt mit Ihrer überein, Chemise. Und doch hat Rufus meinen Befehl buchstabengetreu ausgeführt, anstatt ihn umzukehren, wie er es Drusilla gesagt hatte. Es ist offensichtlich, was geschehen ist. Der alte Knabe brachte es einfach nicht übers Herz, mich zu verraten. Meine eigenen Verdächtigungen haben mich in diese schlimme Lage gebracht. Gott sei Dank ist immer noch Zeit genug, den Befehl zu ändern. Rufus muß sie aufhalten.«
Sich für einen so dicken Mann ungewöhnlich schnell bewegend, griff Dramokles zum Alarm-Telefon.
37
Ein kleiner Raumkutter flog mit großer Geschwindigkeit in den Verteidigungsgürtel von Druth hinein. Er bremste erst kurz vor der Zone ab, in der die Abfangsatelliten das Feuer eröffneten. Drusilla identifizierte sich und erhielt die Erlaubnis zum Andocken. So schnell sie konnte, eilte sie durch die Korridore der Festung Druth zu Rufus’ Kommandozentrale.
»Mein Liebling«, sagte Rufus, »das ist nicht der richtige Augenblick.«
»Hör mich an, Rufus! Alles, was ich dir gesagt habe darüber, daß du Dramokles verraten sollst – es war falsch, falsch! Ich muß verrückt gewesen sein! Oh, Rufus, ich habe alles ruiniert!«
»Keineswegs, mein Liebes«, sagte Rufus. »Ich weiß, daß du nicht bei Sinnen warst, als du mich batest, deinen Vater zu verraten. Darum habe ich, anders als ich es dir versprochen hatte, die Befehle deines Vaters Wort für Wort befolgt. Ich wußte, daß du wieder zur Vernunft kommen würdest, Mädchen.«
»Was hat er denn befohlen?«
»Er ordnete an, daß ich den Feind durchlassen und keinen Widerstand leisten sollte. Äußerst unorthodox! Nur ein militärisches Genie kann einen so riskanten Zug wagen.«
»Aber Liebling, das ist sehr seltsam.«
»Das ist typisch Dramokles! Er muß noch ein As im Ärmel haben.«
»Vielleicht. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ein Fernmeldesoldat nahm ab. »Für Sie. Es ist Dramokles.«
Rufus nahm den Hörer, hörte aufmerksam zu und sagte: »Wird sofort gemacht, Sire. Ja. Was? Was haben Sie gesagt?« Er drückte mehrmals auf die Gabel und hängte dann ein. »Sonnenflecken-Störungen. Der Schluß war verzerrt. Aber sein Befehl kam klar und deutlich durch.« Er wandte sich seinem Operationschef zu und sagte: »Warten Sie weitere Befehle ab.«
»Augenblick«, sagte Drusilla.
»Hm?«
»Ich muß dir noch etwas erzählen. Bevor ich herkam, schickte ich meinem Vater ein Telegramm, in dem ich ihm berichtete, was ich getan habe.«
»Ich verstehe«, sagte Rufus. »Und was hast du darin über mich gesagt?«
»Ich schrieb, daß ich dich dazu gebracht hatte, ihn zu verraten, denn das glaubte ich zu diesem Zeitpunkt.«
»Verflucht!« sagte Rufus. »Nun, es ist alles meine Schuld. Ich hätte von vornherein ehrlich zu dir sein sollen. Betrug, auch wenn er in guter Absicht geschieht, hat immer schlimme Folgen. Wir werden das später bereinigen. Doch nun muß ich einen Befehl ausführen.«
»Wie immer er lautet«, sagte Drusilla, »du darfst ihn nicht ausführen.«
»Dru, es bleibt jetzt keine Zeit, um.«
»Du begreifst nicht! Da Dramokles mein Telegramm gelesen hat, muß er glauben, daß du ihn verrätst. Wenn das so ist, dann ist sein letzter Befehl genau das Gegenteil von dem, was er wirklich will, daß du tun sollst.«
»Das Gegenteil? Ist das möglich?«
»Nur zu gut möglich, Liebling.«
Rufus versuchte, Dramokles zu erreichen, um für Klarheit zu sorgen, doch die Sonnenflecken-Aktivität, verschlimmert durch Störsignale von Baron Johns Schiffen, machte eine Verbindung unmöglich. Rufus befahl einem seiner Techniker, es weiter zu versuchen. Er wandte sich Drusilla zu.
»Du bist sicher, daß er mich für einen Verräter hält? Mich, seinen ältesten Freund? Ist das auch bestimmt nicht wieder einer von deinen Plänen, um Dramokles’ Herrschaft zu beenden?«
»Bestimmt nicht, das schwöre ich!« jammerte Drusilla.
Rufus überlegte. Dramokles hatte ganz klar gesagt: »Halte den Feind auf!« Aber wie hatte er es gemeint? Rufus ging auf und ab, während die kostbaren Sekunden verstrichen. Schließlich fällte er eine Entscheidung.
»Wenn ich nun auch als Verräter gelte«, sagte er, »so will ich doch meine Loyalität beweisen. Ich werde dem Irrtum meines Herrn gemäß handeln, der
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