Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Handelsschiffen kreuzten oder eine Blockade durchbrachen oder in langen, windstillen Tropennächten vor uns hin dösten, und stets stierte jener ferne Lichtfleck mich an, in der Biegung des unheimlich erhobenen Skorpionschwanzes funkelnd, und drohte mir das gleiche Schicksal an, das meinem Vater widerfahren war.
    Wir wissen heute, daß der Doppelstern Alpha Scorpii, Antares, vierhundert Lichtjahre von unserer Sonne entfernt ist und daß er viertausendmal so hell wie sie strahlt; damals wußte ich nur, daß dieser Stern eine unheimliche Faszination auf mich ausübte.
    Im Jahr der Schlacht bei Trafalgar – im gleichen Jahr, da ich wieder einmal vergeblich versucht hatte, befördert zu werden – gerieten wir in einen der schlimmsten Stürme, die ich je erlebt hatte. Unser Schiff, die Rockingham , wurde herumgeworfen von Wellen, die sich gischtend überschlugen und uns auf der Stelle vernichtet haben würden, wenn sie uns mitschiffs erwischt hätten. Die Gilling stieg steil zum Himmel auf, und sank, als der nachfolgende Brecher heranrollte, unglaublich tief hinab, als würde sie sich nie wieder heben. Unsere Bramrahen waren längst abgebrochen und der Wind ließ nun auch die Bramstangen splittern, zerfetzte sogar die harte Leinwand der Sturmsegel. Jeden Augenblick mußten wir die Kontrolle über das Schiff völlig verlieren, und noch immer hämmerten die gigantischen Wellen auf uns ein. Irgendwo vor uns lag in Lee die Küste Westafrikas, und in die Richtung wurden wir von der Wut des Sturms hilflos abgetrieben.
    Es wäre nicht richtig zu sagen, daß ich an meinem Leben verzweifelte; ich hatte genausoviel irrationalen Lebenswillen wie jeder andere; aber der war inzwischen nur mehr ein rituelles Aufbegehren gegen ein böswilliges Schicksal. Das Leben schenkte mir wenige Freuden; meine Beförderung, meine Träume – dies alles hatte sich zerschlagen und war mit der Vergangenheit untergegangen. Ich war es satt, in einem bedeutungslosen Tagesablauf zu erstarren. Wenn jene schwarzen Wellen sich über mir schlossen, würde ich kämpfen und schwimmen, bis ich nicht mehr konnte; aber wenn ich dann alles unternommen hatte, was ein Mann zur Erhaltung seiner Ehre tun konnte und sollte, gedachte ich dem Leben adieu zu sagen – mit großem Bedauern über die Dinge, die ich nicht erreicht hatte, doch ohne Bedauern um das Leben, das mir leer vorkam.
    Während die Rockingham in der aufgewühlten See schlingerte und stampfte, hatte ich das Gefühl, mein Leben verschwendet zu haben. Ich sah keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ich hatte oft und mit vielen Waffen gekämpft, ich hatte mir meinen Weg durchs Leben erfochten, rücksichtslos, schnell zur Hand, um eine Missetat zu sühnen, jeder Opposition verächtlich entgegentretend; aber schließlich hatte das Leben mich doch besiegt.
    Wir strandeten auf den Sandbänken an der Mündung eines jener breiten Flüsse, die sich aus dem Herzen Afrikas in den Atlantik ergießen, und das Schiff zerbrach und sank. Ich fand mich in der hochgehenden See wieder, klammerte mich an einen Balken, wurde hilflos umhergetrieben und halb ertrunken auf einen Strand aus grobem gelbgrauen Sand geworfen. Völlig durchnäßt lag ich dort. Wasser rann mir aus dem Mund.
    Die Krieger fanden mich im Morgengrauen.
    Ich öffnete die Augen und sah einen Ring schmaler schwarzer Schienbeine und breiter Füße. Fußbänder aus Federn und Glasperlen sagten mir sofort, daß die Schwarzen Krieger und nicht Sklaven waren. Ich hatte mich nie auf das dreckige Dreiecksgeschäft des Sklavenhandels eingelassen, wenn die Versuchung auch oft groß gewesen war; aber das konnte mir hier nicht helfen. Als ich aufstand und die Federn und den grotesken Kopfschmuck betrachtete, ihre Schilde und Speere, dachte ich zuerst, sie wollten mich als einen Weißen behandeln, der an der Küste mit den Schwarzen Handel trieb.
    Sie schrien mich an, und einer ließ versuchsweise seine Speerspitze auf meinen Magen zuzucken. Ich brüllte zurück, doch nach wenigen Sekunden erkannte ich, daß hier niemand Englisch verstand, und mein Pidgin-Englisch stammte aus Ostindien. Ich war inzwischen herangewachsen, mittelgroß und mit kräftigen Schultern, die meine Mutter schon zur Verzweiflung gebracht hatten. Meine Schultermuskeln hatten mir schon in manchem Kampf geholfen.
    Auch die Wilden überwältigten mich nicht ohne Mühe. Sie versuchten mich nicht zu töten, denn sie gebrauchten ihre Speere mit dem stumpfen Ende, und ich nahm an, daß sie mich den

Weitere Kostenlose Bücher