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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Wasser frisch schimmerte und fröhlich plätscherte. An beiden Ufern erstreckte sich eine Ebene aus grünlich-gelbem Gras, deren Grenzen vor einem hitzeflimmernden Horizont verschwammen. Der Himmel strahlte weißlich auf mich herab. Ich stemmte mich auf die Ellenbogen hoch. Ich war splitternackt. Meine Handgelenke waren wund, und der Schmerz nagte unangenehm an etwas in meiner Erinnerung.
    Im nächsten Augenblick erstarrte ich und rührte mich eine Zeitlang nicht mehr. Das Blatt war groß, gut fünf Meter lang, und sein gekrümmter Stengel erhob sich in einem anmutigen Bogen wie der Hintersteven einer altgriechischen Galeere. Ich saß stumm und reglos am Bug. Wo sich bei einem gewöhnlichen irdischen Boot der Steuermann befunden hätte, hockte ein fünf Fuß langer Skorpion.
    Das Ungeheuer hatte eine rötliche Hautfarbe und pulsierte im Takt seiner Bewegungen, die es auf seinen acht haarigen Beinen vollführte. Die Augen saßen auf Stengeln, waren rund und scharlachrot, halb bedeckt von einer dünnen Membrane, und sie bewegten sich auf und nieder, auf und nieder, mit einer hypnotischen Kraft, die ich gewaltsam bezwingen mußte. Die Scheren hätten einen mittelgroßen Hund zerdrücken können. Die Spitze des stachelbewehrten Schwanzes erhob sich in die Luft und der Stachel, von dem eine giftig aussehende grüne Substanz tropfte, war genau auf mich gerichtet.
    Um das Maul bebten Fühler, und die Eßwerkzeuge knirschten gegeneinander. Wenn die Kanten sich um meinen Hals schlossen ...
    Dieses makabere Tableau blieb eine Sekunde lang unverändert, während mein Herz einige heftige Schläge tat, die mich ziemlich erschreckten. Ein Skorpion! Das Wesen war kein vergrößerter Erd-Skorpion. Innerhalb des grotesken Körpers, der von einem ektoskelettähnlichen Schutzpanzer umgeben war, mußte es ein richtiges Säugetierskelett haben, das sein Gewicht stützte. Und die ständig bewegten Augen waren nicht die Augen eines normalen Skorpions. Aber die Scheren, die Eßwerkzeuge – und der Stachel!
    Ein Skorpion! Ich erinnerte mich an die afrikanische Nacht und an das Lagerfeuer und die blitzenden Speere und die wilde Flucht durch den Dschungel. Wie konnte ich mich nun plötzlich hier befinden, auf einem Fluß, auf einem riesigen Blatt, mit einem riesigen Skorpion als Steuermann? Antares – jener rote Stern, der mir so mächtig geleuchtet hatte, als ich fliehen wollte – Antares, gegen den ich meinen winzigen Haß geschleudert hatte; ohne jeden Zweifel wußte ich, daß eine unbegreifliche Macht mich von der Erde entführt hatte und daß Antares, Alpha Scorpii, nun grell am Himmel über mir leuchtete.
    Sogar die Schwerkraft war anders, geringer; ich fühlte mich freier, und das, so überlegte ich, mochte mir eine kleine Überlebenschance gegen das furchteinflößende Monstrum geben.
    Skorpione suchen ihre Nahrung in der Nacht. Am Tage lauern sie unter Ästen und Felsen. Vorsichtig zog ich zuerst ein Bein und dann das andere zurück und richtete mich in eine hockende Stellung auf. Und die ganze Zeit waren meine Augen auf die schwankenden Augenstengel vor mir gerichtet. Eine Chance hatte ich. Eine winzige Chance – wenn ich zunächst den zupackenden Schlägen der doppelten Scheren, dann dem herabzuckenden Stich auswich und dann versuchte das Ding mit mächtigem Ausheber über Bord zu werfen.
    Meine leeren Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn ich nur eine Waffe gehabt hätte! Irgend etwas, eine kräftige Wurzel, eine zerbrochene Flasche oder ein Ruderholz, sogar ein Stutzsäbel hätte mir genügt – ein Mann mit meiner Vergangenheit weiß, was eine Waffe bedeuten kann, und respektiert sie deswegen. Wie geschickt ich auch mit bloßen Händen einem Gegner das Genick brechen oder die Augen ausstechen konnte – die natürlichen Hilfsmittel eines Sterblichen sind ein armseliger Ersatz für die Waffen aus Bronze und Stahl, mit denen sich die Menschheit aus den Höhlen und Dschungeln hervorwagte. In diesem Augenblick spürte ich meine Nacktheit, war mir meines ungeschützten Fleisches, meiner zerbrechlichen Knochen und meiner armseligen Muskeln bewußt, und sehnt mich nach einer Waffe. Die unbekannte Kraft, die mich hierher versetzt hatte, war nicht so freundlich gewesen, mir auch noch eine Pistole oder einen Säbel, einen Speer oder Schild zu geben – und ich hätte Schwäche vermutet, hätte die geheimnisvolle Macht so gehandelt.
    Mir kam damals nicht in den Sinn, daß ich über Bord springen und ans Ufer schwimmen könnte. Ich weiß

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