Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
Ordsmot verlobt und würde zweifellos Kinder, wahrscheinlich Zwillinge, bekommen, und sicher waren die Herren der Sterne an diesen Kindern interessiert.
Meine Aufgabe schien also erledigt zu sein. Ach, was war ich doch für ein simpler Onker in jenen fernen Tagen!
Dorval Aymlo drängte mich, noch in seinem Haus zu verweilen, und schließlich lud man mich auch zur bevorstehenden Hochzeit ein, so daß ich mich bereit erklärte, noch zwölf Tage zu bleiben – zwei kregische Wochen. Dann zurück nach Vallia!
Im Verlauf der ersten Woche kleidete ich mich in eine schöne dunkelrote Tunika, weiße Hosen und einen weißen Seidenturban – Turbane waren in Ordsmot die große Mode – und spazierte durch die Stadt. Man konnte sich ziemlich frei in den acht Bezirken bewegen und mußte nur darauf achten, daß man bei Einbruch der Dunkelheit nicht zu weit vom Bezirk der eigenen Rasse entfernt war, wenn es auch relativ selten zu Zusammenstößen zwischen den Volksgruppen kam, zu denen übrigens die Chuliks nicht gehörten.
Als ich eines Abends von meinem Spaziergang zurückkehrte, kam mir Aymlo aufgeregt entgegen. Er hatte sich prunkvoll herausstaffiert; Juwelen blitzten an seinem Turban und an seinem Gürtel, und orientalisch wirkende Sandalen zierten seine Füße. Das Haus war hell erleuchtet. »Dray!« rief er. »Dray – der Vad von Tungar besucht mich!«
Ich beglückwünschte ihn.
Tungar war meines Wissens eine große und reiche Provinz des Nachbarlandes von Ordsmot. Ordsmot war eine Freie Stadt mit eigenem gewähltem Rat und Kodifex, der im Wechsel aus jedem der acht Bezirke gestellt wurde.
»Er hat große Pläne, Dray! Ihm gehört viel Land, das er erschließen möchte. Wenn mich mein Geschäftssinn nicht sehr trügt, werden wir einige gute Abschlüsse tätigen!«
»Opaz möge über dir leuchten, Dorval, mein Freund.«
»Ohne dich wäre ich das Opfer der Menschenjäger von Antares geworden!«
»Denk nicht daran, Dorval. Das ist Vergangenheit.« Draußen entstand Bewegung. Zorcahufe klapperten, Glocken schlugen an, helle Fanfarenstöße erklangen.
Ich folgte Aymlo, der mit wehendem Gewand vorauseilte.
In mir wuchs die Entschlossenheit, mich in dieser Angelegenheit zurückzuhalten. Hier ging es um Geschäfte, und davon hatte ich in meiner Zeit als Strom von Valka und später als Prinz Majister von Vallia genug erledigt – außerdem sagte mir mein Instinkt, daß Aymlo eigene Pläne hatte. Ich stellte mich also seitlich vom Eingang auf, als der Vad von Tungar aus dem Sattel seines Zorca stieg.
Er bot einen eindrucksvollen Anblick.
Ganz in rote Seide gekleidet, mit Gold und Edelsteinen reichlich behangen, das gerade Schwert Havilfars an der Hüfte – Thraxter genannt –, so eilte er mit ausgestreckter Hand die Stufen herauf und rief: »Lahal, Dorval! Lahal! Deine glückliche Rückkehr läßt Freude in mein Herz einziehen!«
Es war Aymlos Geschäft, aber dieser Mann war ein Vad, er stand einen Rang unter einem Kov, war aber dennoch sehr einflußreich. Plötzliche Sorge überkam mich, aber dann wurde jeder andere Gedanke aus meinem Kopf verbannt, als ich Tulema in den Fackelschein treten sah. Tom Durand stand hinter ihr. Tulema sah bezaubernd aus. Sie trug ein lose herabfallendes Kleid aus weißer Seide mit roten Stickereien am Hals und am Saum, der raffiniert geschlitzt war, so daß ab und zu ihre langen Beine sichtbar wurden.
Ich blickte in ihr Gesicht. Sie starrte auf den Vad von Tungar wie ein Risslaca auf ein Loloo-Ei.
Und er hielt in seiner schwungvollen Begrüßung Aymlos wie vom Blitz getroffen inne, starrte verdattert Tulema an und hatte prompt seine Geschäfte vergessen.
So starrten sie sich an, und ich starrte sie an, und ein verhaßtes Krächzen hallte mir in den Ohren nach.
»Wahrlich, Dray Prescot, du bist ein Prinz der Onkers!«
Und die blaue Strahlung erfaßte mich, riß mich hoch, trug mich fort, und ich verschwand ...
... im nächsten Augenblick spürte ich stinkendes Felsgestein unter meinem nackten Körper, nahm den durchdringenden Geruch der Sklaven wahr und wußte, daß ich wieder einmal brutal in die Sklavengehege der Menschenjäger von Faol zurückversetzt worden war.
13
Ich wollte meinen Sinnen nicht trauen. Dies mußte ein grausamer Streich der Herren der Sterne sein, um mich für meine Dummheit zu bestrafen!
Ich hatte Tulema gerettet und lange Zeit mit ihr in Ordsmot verbracht – sie mußte die Person sein, welche die Herren der Sterne gerettet sehen wollten. Ich lag
Weitere Kostenlose Bücher