Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
umzugehen wußte.
Nun eilten wir in das große Haus und stießen dort auf verschiedene weibliche Lamnias, die sich hastig bemühten, den gestohlenen Reichtum Dorval Aymlos zusammenzupacken und fortzuschaffen. Wir hinderten sie daran. Dorval Aymlo wollte nichts von Rache wissen. Wir entdeckten seine Frau und seine sechs Kinder, die in einem schmutzigen Kellerraum gefangengehalten wurden. Es gab ein begeistertes Wiedersehen. Die Sklavengruppe ließ die wiedervereinte Familie allein und machte sich auf die Suche nach Nahrung und Getränken. Dorval Aymlo schien eine ziemlich große Handelsfirma zu besitzen und war offenbar ein reicher Halbling. Sein Neffe hatte ihm eine Falle gestellt und ihn als Sklaven verkauft, und er war auf Faol gelandet, wo er auf dem großen Jikai sterben sollte. Jetzt war er wieder zu Hause und verwöhnte uns mit seiner Gastfreundschaft.
Am nächsten Tag mußten wir überlegen, was wir tun wollten. Von Ordsmot konnten viele ehemalige Sklaven in ihre Heimat reisen, und Aymlo gab ihnen großzügig Geld für die Rückfahrt – breite Golddeldys, die havilfarische Münze, die dem vallianischen Talen entspricht.
Aymlos Nachbarn eilten herbei, um ihn zu beglückwünschen, denn er war ein freundlicher Mann, den alle mochten. Zu den zehn Männern, die von der guten Nachricht angelockt wurden, gehörte auch ein großer, gutgewachsener Mann mit einem freundlichen und ehrlichen Gesicht und einem gepflegten Schnurrbart. Es war schwer zu sagen, wie alt er war.
Er hieß Tom Dorand ti Ordsmot, und er interessierte sich auffällig für Tulema. Er unterhielt enge Geschäftsbeziehungen mit Aymlo, und während er den alten Lamnia zu seiner Flucht beglückwünschte und zugleich die ersten neuen Geschäfte mit ihm abschloß, richteten sich seine Augen immer wieder auf Tulema. Sie bemerkte sein Interesse sofort und reagierte mit dem Instinkt der Frau. Sie unterhielt sich angeregt mit mir, ohne mir zuzuhören, und warf immer wieder lachend das Haar aus der Stirn, sie streckte sich nach einem Glas Wein oder einer Miscil oder einer Paline. Wir alle hatten gründlich gebadet und waren von Kopf bis Fuß neu herausgeputzt. Tulema sah bezaubernd aus, und das Lampenlicht schimmerte sanft auf ihrem Haar und in ihren funkelnden Augen.
Erleichtert zog ich mich zurück und ließ der Natur ihren Lauf, die auf Kregen ebenso zu wirken wußte wie auf der Erde.
Vorsichtshalber machte ich mir die Mühe – eigentlich keine Mühe, sondern einfache Freundespflicht –, mich nach Tom Dorand zu erkundigen. Er war ein anständiger Bürger Ordsmots, in allen acht Bezirken gleichermaßen angesehen. Er unterhielt ein Transportgeschäft, und zwar auf dem orangefarbenen Fluß. Er und Aymlo hatten früher sehr eng zusammengearbeitet, und beide hatten Vorteile davon gehabt.
Nachdem alle Halblinge, die ich vor den Menschenjägern gerettet hatte, weitergereist waren und nachdem ich Tulema nun fast los war, war nur noch Naths Schicksal ungeklärt.
»Mir ist es gleichgültig, wohin ich ziehe, Dray Prescot. Mach dir meinetwegen keine Sorgen, wenn ich dir auch dafür danke, daß du mir das Leben gerettet hast.«
»Und dabei wollen wir es bewenden lassen«, sagte ich.
Schließlich brachte Tulema ihr ›Problem‹ zur Sprache. Sie gab sich sehr ernst.
»Du findest es vielleicht seltsam, Dray, aber ich habe nicht umsonst in einer Dopataverne getanzt. Ich weiß, dein Herz ruht an einem Ort, den ich nicht erreichen kann.«
»Ich hoffe, daß du glücklich wirst, Tulema. Tom ist ein ordentlicher Mann.«
Sie errötete. »Oh, du weißt also Bescheid?«
Ich lächelte.
»Ich wollte dir nicht weh tun«, fuhr sie fort. »Aber ich kenne mich soweit aus in dieser Welt, um eine Chance zu erkennen, wenn sie mir geboten wird. Du liebst mich nicht, und ich liebe dich auch nicht. Ich werde Tom heiraten. Vorsichtshalber werde ich aber nur einen kleinen Vertrag eingehen. Ich werde glücklich sein. Ihm gehören viele Barken, und er will auch ins Vollergeschäft einsteigen. Und Dorval Aymlo ist reich und unser Freund.«
»Opaz möge dir gewogen sein, Tulema.«
Mir wollte scheinen, daß ich die Wünsche der Herren der Sterne nun erfüllt hatte. Ich fragte mich, wie ein Barkeneigner – der ins Vollergeschäft umsteigen wollte – eine Bedeutung gewinnen konnte, die ihn ins Blickfeld der Herren der Sterne rückte! Ich mühte mich hier doch sicher nicht ohne guten Grund ab! Sie hatten gewollt, daß Tulema gerettet wurde – und sie war nun mit Tom Dorand tu
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