Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
konnte. »Du hast es auf die blonde Lilah abgesehen, die sich Prinzessin nennt!«
»Beim Schwarzen Chunkrah! Haben wir denn sonst noch Freunde in Havilfar, wenn du schon nicht wieder nach Hause willst?«
Ich wollte mich überzeugen, ob Lilah wirklich unversehrt heimgekehrt war; aber das sagte ich ihr natürlich nicht.
Sie schien in diesem Augenblick meine Warnung wegen der Führer vergessen zu haben; sie vermutete selbstverständlich, daß Lilah und auch die anderen gejagten Sklaven entkommen waren.
Ohne mich auf weitere Diskussionen einzulassen, ging ich zum Flugboot, und wir aßen von unseren geringen Vorräten und tranken Flußwasser. Dann rief ich: »Ich starte jetzt! Wer mitkommen will, soll an Bord gehen!« Und das genügte, um alle augenblicklich ins Flugboot zu locken. Man machte es sich mit viel Hin und Her bequem, während ich den Voller über den Fluß steuerte und schließlich in den Himmel zog.
Nath na Thothangir, der neben mir an den Kontrollen saß, lenkte uns nach Südosten. Aber zuerst mußten wir uns in Richtung Osten halten, denn wir hatten keine Lust, direkt über die Sklavengehege zu fliegen, was eine sofortige Verfolgung durch andere Flugboote ausgelöst hätte.
»Hyrklana liegt an der Ostküste Havilfars, ein großes und mächtiges Königreich«, sagte Nath mit einer Verbitterung, die ich nicht verstand und über die ich auch gar nichts wissen wollte. Mit einem schnellen Seitenblick auf mich fügte er hinzu: »Das Dopa-Tanzmädchen. Sie hat da einen Namen genannt ...«
»Na und?«
»Sie hat von Prinzessin Lilah gesprochen. Kennst du sie? Fliegst du ihretwegen nach Hyrklana?«
»Mag sein.« Ich hatte keine Lust, mich dem jungen Mann anzuvertrauen.
»Du wirst es bereuen, unaufgefordert nach Hyrklana zu kommen. Wie in Hamal gibt es dort viele Arenen, die ständig neue Opfer suchen.«
»Wir werden sehen.«
Und mit dieser herablassenden Antwort mußte sich der rothaarige junge Mann, der sich Nath na Thothangir nannte, zunächst zufriedengeben.
Wir überquerten eine Meerenge und ließen Faol hinter uns zurück. Nach kurzer Zeit breitete sich eine neue Landmasse unter uns aus, die Nath Hennardrin nannte. Wir bogen ab und flogen an der Küste entlang nach Süden. Am Spätnachmittag passierten wir den Weißen Felsen von Gilmoy – wenn es Lilah geschafft hatte, mußte sie dem Kurs gefolgt sein, den wir nun einschlugen.
Nath begann unruhig zu werden, als uns der Südkurs über Land führte. Unter uns breitete sich dichter Wald aus, da und dort von Lichtungen durchsetzt, auf denen Ortschaften lagen. Bisher hatte noch niemand den Wunsch geäußert, abgesetzt zu werden. Da wir alle hungrig und durstig waren, kündigte ich an, daß wir bald landen würden, um uns das Abendessen zu erjagen.
Einer der Halblinge drängte sich durch die Gruppe der Sklaven und glättete sich das gelbe Fell um Augen und Mund. »Wenn du noch vier oder fünf Dwaburs auf diesem Kurs bleibst«, sagte er aufgeregt, »erreichst du eine schöne Stadt an einem großen orangefarbenen Fluß. Die Stadt ist Ordsmot. Dort finden wir genug Nahrung und Wein. Weißt du«, sagte er, und ich spürte eine große Erleichterung, »ich bin nämlich Dorval Aymlo aus Ordsmot!«
Stimmen erhoben sich, die diese Mitteilung willkommen hießen. Dorval Aymlo gehörte einer Rasse von Halblingen an, die manchmal Lamniarese oder Lamnias genannt wird und von der ich wenig wußte. Nicht daß ich dem Mann mißtraute, Ord ist das kregische Wort für Acht, und smot ist eine große Stadt, so daß ›Achtstadt‹ vermutlich in acht große Sektionen unterteilt war, in denen jeweils eine andere Rasse zu Hause war.
»Einverstanden«, sagte ich schließlich. »Und vielen Dank, Horter Aymlo.«
Horter ist das havilfarische Gegenstück zur vallianischen Anrede Koter – oder Herr.
Das Flugboot raste in der zunehmenden Dunkelheit dahin. Wir hatten seit unserem Start eine ziemlich große Entfernung zurückgelegt, und ich stellte fest, daß dieser Voller weitaus schneller flog als die Boote, die ich bis jetzt kennengelernt hatte. Auch hatte ich den Eindruck, als wäre dieses Boot nicht ganz so störanfällig wie die Flugboote, die von den Havilfarern an Vallia und Zenicce und andere überseeische Kunden verkauft wurden.
Tulema machte mich auf die große Flußbiegung aufmerksam, die im rosa Licht der aufsteigenden Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln schimmerte. Eine kreisförmige Masse funkelnder Lichter, von vier gewaltigen Straßenzügen unterteilt, die
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