Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
allen Yamanern töten.«
Ich fragte mich, worauf die Anordnungen der Herren der Sterne hinausliefen.
»Keine Opfer?« fragte ich. »Aber du drohst mir doch ständig die schlimmsten Dinge an, die Migshaanu mit mir anstellen wird!«
Sie starrte mich mit ihren leuchtenden Achataugen an. Ihr Hexengesicht war tränenüberströmt, sie greinte, ihre Hakennase lief. Sie sah abscheulich aus, aber sie hatte etwas Mitleiderregendes, und zum erstenmal sah ich Mog die Hexe wirklich als Mensch.
»Migshaanu die Allherrliche ist friedlich und sanft, und ihre Liebe leuchtet über allem. Nur die Canops tun jene schrecklichen Dinge, von denen ich gesprochen habe! Ich erwähne sie nur, um ... um ...«
Sie brauchte nicht weiterzusprechen.
»Ich habe sagen hören, daß man keine Religion völlig unterdrücken kann. Es gibt doch sicher Menschen, die die Hohepriesterin wieder im Land haben möchten.«
»Ja. Einige wenige. Da und dort, schwache Gruppen, die sich verstellen müssen, die sich den verdammten Canops beugen müssen, während die Verzweiflung an ihren Herzen nagt.«
»Nun, dann ist die Sache klar. Ich bringe dich zu deinen Freunden.«
Sie schien plötzlich keine Energie mehr zu haben, sie hockte in der Achterkabine und begann den Oberkörper hin und her zu bewegen und begann laut vor sich hinzusummen. Saenda rief ihr zu, sie solle den Mund halten, aber die alte Frau hörte nicht auf sie. Ich hörte sie zwischen den einzelnen Abschnitten ihres Singsangs sagen: »Oh, Mag, Mag, wo bist du jetzt?« Und dann ging das Jammern und Wippen weiter, und Saenda fluchte und setzte sich zu mir an die Kontrollen.
Ich achtete nicht auf ihr munteres Geplapper – dazu machte ich mir zu große Sorgen um Mog. Ich hatte mir vorgenommen, daß ich sie retten und in ihre Heimat bringen würde – und das würde ich auch tun. Sie hatte nicht mitgewollt. Ich hatte das ihrer Angst zugeschrieben. Als Hohepriesterin war sie entehrt und in die Sklaverei verkauft worden. Wenn sie jetzt zurückkehrte, würden die Canops nicht zögern, sie umzubringen.
Als wir über die ersten winzigen Inseln flogen, die diesem Teil der Havilfar-Küste vorgelagert waren, verstärkte sich mein Verdacht, daß Mog, die Hohepriesterin der Miglas, noch manche andere Überraschung für mich auf Lager hatte. Zumindest die Reaktion des kleinen Xaffer ließ außer Zweifel, daß er schon von der Macht der Priesterschaft der Migla gehört hatte.
Ich rief Rapechak zu mir und bat ihn eine Zeitlang an die Kontrollen. Zu meiner eigenen Überraschung verließ ich mich fast blindlings auf diesen Rapa, obwohl mir seine Rasse bisher nie ganz geheuer gewesen war. Er verzog sein Schnabelgesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln bedeuten sollte, und sagte: »Ich hoffe, daß ich bald in meine Heimat zurückkehren kann, eine Insel im Südwesten von Havilfar. Ich bin dort seit fast sechzig Jahren nicht mehr gewesen.«
Mir fiel auf, daß er den Namen der Insel nicht nannte, ging aber nicht darauf ein. Seine Geheimnisse gingen mich nichts an.
Rapechak setzte sich an die Kontrollen, und ich ging nach achtern, um mich ernsthaft mit Turko zu unterhalten.
Mog war dabei, ihm ein Mittel einzuflößen. Sie hatte ihren Hokuspokus beendet und blickte zu mir auf, als ich mich bückte, um in die Kabine zu klettern.
»Ich habe beschlossen, nach Yaman zu meinen Freunden zu gehen und mich aus allem Ärger herauszuhalten. Bei Migshaanu, wenn du darauf bestehst, mich in meine Heimat zu bringen, will ich mich nicht sträuben – aber danken werde ich es dir nicht!«
Meine Laune besserte sich sofort. Diese Einstellung erinnerte mich doch mehr an die gute alte Mog.
»Einverstanden, Mog. Dann ist also alles abgemacht.« Sie stand auf, wischte Turko noch einmal mit einem sauberen Tuch über die Lippen und ließ uns allein.
Turko lehnte sich auf dem bequemen Sitz zurück und musterte mich mit einem Blick, der mir etwas zu spöttisch-weise erschien. »Also, Turko, wir müssen beschließen, was aus dir werden soll.«
»Größten Spaß würde mir machen, dich mit nach Herrelldrin zu nehmen, Dray Prescot, um zu sehen, wie du dich dort gegen ein paar Khamorros durchsetzt – ohne Waffen!«
Oho! dachte ich. Das bekümmert den Guten also. Wenn die Herren der Sterne einverstanden waren, mochte sich sein Wunsch eines Tages erfüllen, obwohl ich es sehr bezweifelte.
»Vielleicht treffen wir Khamorros in Havilfar – dann mag es Gelegenheit geben, dich zu erfreuen.«
»Was das angeht, so dürfen wir zwar
Weitere Kostenlose Bücher