Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
die Migla bei ihren Freunden sein, und dann war ich frei! Ich war längst davon überzeugt, daß Mog die Frau war, deren Freiheit den Herren der Sterne am Herzen lag. Dasselbe Gefühl hatte mich schon bei Tulema erfüllt, hatte sich aber als trügerisch erwiesen. Aber das passierte mir nicht noch einmal.
Trotzdem rechnete ich jeden Augenblick mit der verhaßten blauen Strahlung oder der riesigen durchsichtigen Gestalt des Skorpions. Ich war ihnen ausgeliefert, war ihr Werkzeug.
Wir schritten durch die Straßen Yamans, und die dunklen Fronten von Häusern und Läden zogen vorbei, die gespenstische Leere von Plätzen und Gassen. Ich sah das rosa Mondlicht auf dem trägen Wasser des Magan-Flusses, die schemenhaften Umrisse von Inseln, die wie Wale im Wasser lagen, und das unruhige Auf und Ab der Flußboote an den Kais. In meinen Ohren hallten die bekannten leisen Nachtgeräusche einer völlig unbekannten Stadt wider. Wir eilten weiter; Mog führte uns an schmalen Straßen und breiten Treppen vorbei, die zu den Kais führten, durch immer schmalere Gassen und über glitschige Stufen, an deren Ende sich Barken im schmutzigen Wasser bewegten.
Endlich erreichten wir die Taverne von Planath dem Weinhändler.
Ein seltsamer Ort für den Anhänger einer verbotenen Religion. Ein verwachsener Baum neigte sich über das schräge Dach der Taverne. Die Fenster starrten uns blind an. Mog sah sich nach allen Seiten um, ging um das Haus und klopfte ein kompliziertes Signal an die Tür.
Die Tür wurde aufgerissen, und eine heisere Stimme flüsterte: »Herein, herein, im Namen Migshaanu der Tugendsamen, ehe wir alle verhaftet werden!«
Und wir drängten uns ins Haus, wobei sich Mog fluchend die Füße am Türpfosten stieß, und wir erreichten einen dunklen Flur, in dem offenbar Menschen darauf warteten, daß die Tür geschlossen wurde, damit sie Licht machen konnten.
Um die folgende Szene im Hinterzimmer des Getreuen Canoptic möglichst genau zu schildern, muß ich verschiedene gleichzeitig ablaufende Dinge darstellen.
Zuerst fiel mir etwas auf, das mich beschäftigt hatte, seit ich von den Herren der Sterne auf Mog aufmerksam gemacht worden war – die körperliche Erscheinung der Miglas.
Es waren keine Apims.
Die etwa zwanzig Wesen, die hier versammelt waren und auf Bänken an der Wand saßen, so daß die Mitte des mit gebohnertem Lenkholz ausgelegten Raums freiblieb, besaßen zwei Arme und zwei Beine und einen Kopf mit Gesichtszügen. Aber diese Gesichtszüge hatten wenig Ähnlichkeit mit denen eines Menschen – soweit dieser Begriff auf Kregen überhaupt noch anzuwenden ist. Die alten Frauen sahen etwa so aus wie Mog, obwohl sie nicht ganz so gekrümmt und boshaft und raffiniert wirkten. Die alten Männer dagegen wirkten dickbeinig, dickarmig und etwas idiotisch. Wenn Sie so wollen, wie Zwerge mit zu großen Köpfen, gedrungenen Körpern, grinsenden Gesichtern, mit Ohren wie Fledermausflügel, die sich ständig bewegten – sie alle starrten Mog voller Ehrfurcht, Entsetzen – und Überraschung an.
Die jüngeren Leute wirkten zwar alle weitaus anziehender, was die Körperproportionen anging, hatten aber Schlappohren und ein idiotisches Grinsen auf dem Gesicht, das wirklich nicht sehr ermutigend war. Dabei waren sie alles andere als schwachsinnig!
Sie trugen knöchellange, ärmellose Umhänge mit ausgestellten Kragen, die einheitlich rostrot gefärbt waren. Ihr Haar war dunkel und kurzgeschnitten, sogar bei den Mädchen. Als die Lampe entzündet wurde, stand ich hinter Saenda und Quaesa, während Mog vortrat. Turko stellte sich neben mir auf, und Rapechak näherte sich von der anderen Seite.
Die Miglas stimmten plötzlich ein lautes Geschrei an. Die Frauen preßten ihre Kinder an sich, und die Mädchen drängten zu den alten Leuten am anderen Ende des Zimmers hinüber. Der Lärm überfiel mich mit der Plötzlichkeit einer Explosion. Die Migla-Männer tasteten suchend hinter den Bänken herum.
Dann fuhren sie hoch und drängten sich an Mog vorbei, die sie verzweifelt aufzuhalten versuchte.
»Wißt ihr denn nicht, wer ich bin? Ich bin Mog, eure Hohepriesterin!«
Die Männer – acht an der Zahl – standen entschlossen vor uns; ihre Frauen und Kinder jammerten und kreischten im Hintergrund.
Die acht boten einen ziemlich komischen Anblick – auf den Gesichtern mit den großen Ohren zeichneten sich Erregung und Angst ab. Sie hatten Speere an sich gerissen – doch mir fiel auf, daß sie offenbar nicht besonders damit
Weitere Kostenlose Bücher