Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
Anscheinend wollten sie sich die Munition für die Schlacht aufheben.
Die ersten Einheiten der Loyalisten, die in das System eindrangen, waren relativistische Raketen, die schon Tage zuvor von den Ringen in Zarafan, Chijimo und Antopone abgefeuert worden waren. Sie rasten durch Zanshaas Nachbarsysteme, ohne auch nur eine einzige Kurskorrektur vornehmen zu müssen, und würden unentdeckt bis Zanshaa vorstoßen. Dort sollten sie keine feindlichen Schiffe zerstören, sondern die gegnerischen Sensoren überlasten und der Orthodoxen Flotte die Positionen der feindlichen Schiffe übermitteln.
Gleichzeitig mit den Attrappen aus vier anderen Systemen sprang Torks Flotte durch das Wurmloch acht. Die Naxiden erwarteten sie schon und hatten die Radargeräte abgeschaltet. Nirgends waren Triebwerksstrahlen zu sehen. Anscheinend schwebte die gesamte Flotte der Naxiden bei null Grav durch den Weltraum, um nicht entdeckt zu werden. Die Orthodoxe Flotte wurde nicht durch Ziellaser erfasst, aber das war auch nicht nötig, denn die Naxiden wussten auch so genau, wo sie war.
Dank der vorausfliegenden Raketen war jedoch auch die loyalistische Flotte mit den neuesten taktischen Informationen versorgt.
Martinez saß auf der Illustrious im Kapitänssitz und beobachtete das taktische Display. Das Neunte Kreuzergeschwader flog hinter Torks Einheiten im dichten Verband.
Es dauerte mehrere Minuten, bis die Laserechos die Position der naxidischen Flotte anzeigten. Zweiundfünfzig Kriegsschiffe waren von einem Schwarm von zweihundert Attrappen umgeben. Sie flogen gerade ein Swing-by-Manöver um den Gasriesen Stendis und wollten wohl weiter in Richtung Zanshaa, um die Orthodoxe Flotte in etwas mehr als vier Tagen abzufangen.
Die Kurse der beiden Flotten entsprachen der Schlachtordnung, die Tork sich vorgestellt hatte. Sie konnten sich gegenseitig mit Raketen beharken, bis nach einer Zermürbungsschlacht schließlich die Seite mit den meisten Schiffen gewann. Eine Seite würde vernichtet, die andere trotz des Sieges schwere Verluste erleiden.
Tork hat offenbar gewusst, wo sie sind , dachte Martinez. Es konnte kein Zufall sein, dass die Orthodoxe Flotte ins System hineinsprang und den Feind genau dort vorfand, wo Tork ihn haben wollte. Anscheinend hatte der Kommandeur im Zanshaa-System Spione, die ihn über die Manöver der Feinde auf dem Laufenden hielten.
Zum ersten Mal seit einigen Tagen atmete Martinez auf. Der Kampf würde frühestens in drei Tagen beginnen. Er nahm den Helm ab, kratzte sich am Kinn und bestellte bei Alikhan Sandwiches und Kaffee.
Zehn Stunden später, nachdem er in seiner Kabine ein paar Stunden geschlafen hatte, rief Kazakov ihn dringend auf die Brücke. Ein Blick auf das taktische Display verriet ihm, dass etwas völlig Unerwartetes geschehen war.
Die naxidischen Schiffe blieben nicht etwa auf dem eingeschlagenen Kurs, um in drei Tagen auf die Orthodoxe Flotte zu treffen, sondern beschleunigten stark und rasten mit fünf Grav auf Zanshaa zu, als wollten sie unbedingt vor Tork dort ankommen.
Oder als wollten sie fliehen.
Martinez zog den Vakuumanzug an. Er ahnte, was als Nächstes geschehen würde.
Seine Vermutung erwies sich als zutreffend. Tork ließ die Orthodoxe Flotte beschleunigen.
Das Problem war nur, dass Tork die Gegner nicht einholen konnte. Die Naxiden hatten neun Stunden Vorsprung gewonnen, bevor das Licht ihrer Triebwerksstrahlen bei der Orthodoxen Flotte angekommen war. Außerdem konnte Tork nicht so stark beschleunigen wie die Gegner, weil die Lai-own mit ihren Röhrenknochen nur eine Beschleunigung von zweieinhalb Grav ertragen konnten. Tork würde zurückfallen, wenn er nicht die lai-ownischen Einheiten ausgliederte.
Martinez beobachtete, wie sich der Vorsprung der Gegner vergrößerte. Sie hatten Tork um seine konventionelle Entscheidungsschlacht geprellt. Jetzt musste er einen Bogen um Zanshaa fliegen und konnte den Kampf nur noch aufnehmen, wenn die Naxiden wieder abbremsten und sich von Tork einholen ließen.
Martinez konnte sich nicht vorstellen, warum die Naxiden mit so hohem Tempo nach Zanshaa rasten.
Das Rätsel wurde gelöst, als aus Zanshaa eine in Klartext gesendete Funkbotschaft eintraf. Meisterfunkerin Nyamugali schnaufte erstaunt, als sie die Botschaft las, dann kicherte sie.
»Das sollten Sie sich ansehen, Lord Kapitän.«
Auch Martinez war verblüfft, als er das Bild auf dem Display sah. Lady Caroline Sula in ihrer ganzen Schönheit. Das Blut kochte in seinen Adern, während
Weitere Kostenlose Bücher