Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
die Tasse auf den Untersetzer. »Gemmelware«, sagte sie. »Sehr schön.«
»Fletcher hatte anscheinend einen guten Geschmack.«
»Fletcher hatte gute Berater. Ich hoffe, auch Sie bekommen gute Ratschläge.«
»Über Porzellan? Da bin ich völlig von Ihrer Sachkunde abhängig.«
Sie sah ihn ernst an, dann seufzte sie. »Vieles hängt von dem ab, was Sie mögen«, sagte sie. »Sie müssen sich eben entscheiden.«
Sula stand in ihrem erbärmlichen Büro, betrachtete die beiden Waffen, die hinter dem Schreibtisch an der Metallwand hingen, und zählte die Toten in ihrem Leben. Caro Sula, PJ Ngeni, Casimir.
Anthony, ihr Beinahe-Stiefvater, Richard Li, ihr früherer Kapitän, und die gesamte Besatzung der Dauntless.
Auch Lamey, ihr Geliebter auf Spannan, war mit Sicherheit tot.
Tausende von Naxiden, die aber eigentlich nicht zählten, weil sie keinen von ihnen persönlich gekannt hatte.
Jeder Todesfall war wie ein Würfelspiel. Wider alle Wahrscheinlichkeit hatte sie jedes Mal gewonnen. Andere hatten Pech gehabt.
Jetzt war Martinez wieder in der Nähe, und sie fragte sich, ob ihm bewusst war, in welcher Gefahr er schwebte. Er war der glücklichste Mann, den sie kannte – der glücklichste Mann im Universum, hatte sie einmal zu ihm gesagt. Ob sein Glück nun dem Pech zum Opfer fiel, das sie anderen brachte?
Gewisse Berechnungen waren möglich. Der fruchtbare Martinez hatte seine Pflicht erfüllt und einen Chen-Erben gezeugt. Vielleicht konnte Martinez sich nun von der Frau scheiden lassen, die er sowieso nur sieben Tage lang gesehen hatte. Lord Chen hatte sicherlich nichts dagegen, wenn seine Tochter von diesem Emporkömmling befreit würde und einen würdigen Partner heiraten konnte.
Selbst wenn jemand Widerstand leistete, gab es gewisse Möglichkeiten. Sula kannte genügend Leute, die sich auf solche Probleme spezialisiert hatten.
Sie stellte sich vor, wie sie als perfekte, hingebungsvolle Stiefmutter den kleinen Gareth auf dem Knie wiegte, der mit winzigen Fingern nach ihren Medaillen griff. Ein Ersatz für die Mutter, die er kaum gekannt hatte, und die so tragisch ums Leben gekommen war …
Sie malte es sich aus und verwarf das Bild. Blutvergießen war keine Grundlage für eine neue Beziehung. Sie wollte mit Hoffnung und nicht mit Mord beginnen.
Außerdem wollte sie nicht in der Schuld von Leuten wie Sergius Bakshi stehen. So etwas konnte nur ein schlimmes Ende nehmen.
Wenn sie Fortschritte machen wollte, dann konnte dies nur auf konventionelle Weise geschehen. Drama und Wut, Zorn und Leidenschaft, Kummer und Betrug.
Sie wollte die Würfel werfen und sehen, wie sie fielen.
Die beiden Schiffe beschleunigten stetig mit einem Grav, die Mannschaften strichen oder polierten die Wände oder tauschten abgenutzte Teile aus. Hin und wieder gab es Übungen, damit niemand vergaß, was er zu tun hatte. Einstweilen verlief das Leben recht gemächlich.
Die Kommunikation mit der Außenwelt war beschränkt. Die zerstörten Wurmlochstationen waren noch nicht ersetzt worden. Wichtige Meldungen wurden mit Raketen übermittelt, doch auf den beiden Schiffen geschah nichts, was den Abschuss einer Rakete gerechtfertigt hätte.
Schließlich hatten die Schiffe die Hälfte der Reise hinter sich und drehten sich, um mit dem Gegenschub zu beginnen. Kurz danach sprangen sie ins Magaria-System und schickten dem Oberkommandierenden, der im Ring von Magaria sein Hauptquartier eingerichtet hatte, ihre Ehrenbezeugungen. Ein Stabsoffizier quittierte routinemäßig den Empfang.
Einen Tag später ging doch noch eine Nachricht von Tork ein.
Sie enthielt neue Befehle für Sula. Nach ihrer Aussage vor dem Ausschuss in Zanshaa sollte sie mit einem Flottentransporter nach Terra fliegen und den Ring des Planeten befehligen.
Das soll meine Strafe sein?, dachte Sula entzückt. Zwei oder mehr Jahre im Exil auf einem entlegenen Planeten, weit entfernt von allen wichtigen Handelsrouten.
Terra. Die Erde. Dort konnte sie mit eigenen Augen die uralten Städte Byzanz, Xi’an und SaSuu sehen. Den alten Marmor mit eigenen Händen berühren, das kostbarste Porzellan des ganzen Reichs bestaunen. Dort konnte sie im Meer baden, aus dem die unzähligen Lebensformen des Planeten entstanden waren.
Das sollte eine Strafe sein?
Wenn der gute Tork wüsste, dachte sie.
Martinez verbrachte die langen Tage mit Berechnungen, vielleicht auch mit Fantasien. In der ritualisierten und künstlichen Welt der Illustrious und der Confidence war es
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