Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
und auf sie aufpassen.
Leider reichte ihr Wissen nicht aus, um den Leuten Anleitungen zum Bau von Feuerwaffen anzubieten.
Die Naxiden hatten Zeichnungen von zwei Terranern veröffentlicht, die nach dem Anschlag auf Lord Makish geflohen waren. Die Bilder waren aufgrund von Zeugenaussagen entstanden, vermutlich hatte vor allem die naxidische Lehrerin dazu beigetragen.
Beide Zeichnungen zeigten Männer, die weder Sula noch Macnamara auch nur entfernt ähnelten.
Sula fragte sich, ob sie deshalb beleidigt sein sollte. Sie war schlank, aber sicher nicht knabenhaft. Selbst in einem Overall sollte deutlich werden, dass sie eine Frau war.
Daraus schloss sie, dass die Naxiden Schwierigkeiten hatten, einzelne Terraner auseinanderzuhalten.
Als sie das Mitteilungsblatt in Portionen von jeweils ein paar Tausend Stück verschickte, hörte sie draußen auf der Straße Rufe und ein lautes Krachen. Ein schwarzhaariger Terraner war durch die Stände der Straßenhändler gestürmt, um der Polizei zu entkommen, war aber trotzdem gefasst worden. Als sie den Mann abführten, fragte Sula sich, ob er ein Verbrecher, eine neue Geisel oder ein Loyalist war, der hingerichtet werden sollte.
Andere Passanten beobachteten die Vorgänge neugierig, ließen sich aber äußerlich nichts anmerken. Wahrscheinlich bewegten sich ihre Gedanken in ähnliche Richtungen. Früher war eine Verhaftung eine relativ überschaubare Angelegenheit gewesen. Jetzt drohten tausend neue Gefahren, zumal die Behörden möglichst schnell neue Geiseln auftreiben wollten.
Im Uferviertel spielte sich das Leben zu einem großen Teil auf der Straße ab, weil die Wohnungen für die Familien oft zu klein waren. Jetzt mussten die Einwohner sich genau überlegen, was sie taten, und die Risiken gegeneinander abwägen. War es ein Hauch frischer Sommerluft wirklich wert, geschnappt und erschossen zu werden?
Einige Tage später lieferte das Team 491 regelmäßig Kakao, Tabak und Kaffee an Restaurants und Clubs in der ganzen Stadt. Abgesehen vom Profit waren diese Fahrten auch eine gute Möglichkeit, Klatsch aufzuschnappen. Die Mitarbeiter der Restaurants erfuhren eine ganze Menge von ihren Gästen.
Die Operation war lukrativ genug, um einen eigenen Lieferwagen anzuschaffen. An der Seite des Fahrzeugs waren Chamäleontafeln angebracht. Seit der Zerstörung des Rings war jede Werbung, die Strom aus dem öffentlichen Netz verbrauchte, verboten. So konnte Sula die Werbeflächen des Lieferwagens vermieten und sogar noch mehr Geld einnehmen.
Die Aussichten, das naxidische Regime zu stürzen, waren nicht sehr gut, doch Sula und ihr Team konnten immerhin stolz darauf sein, als höchst erfolgreiche Unternehmer in Erscheinung zu treten.
Sie unternahmen jetzt nichts mehr gegen die Naxiden, obwohl Sula bei ihren Fahrten immer wieder nach geeigneten Zielen Ausschau hielt. Wir sollten etwas tun, dachte sie häufig.
Andere traten in Aktion. An einer Schule verübte eine Gruppe einen erfolglosen Anschlag auf einen naxidischen Flottenoffizier, der mit dem Zug nach Hause fuhr. Den offiziellen Meldungen konnte man nicht viel entnehmen, doch sie hatten vermutlich die Absicht gehabt, den Offizier niederzuschlagen und ihm die Waffe zu stehlen.
Zwei Angreifer kamen ums Leben, die anderen wurden gefangen. Im Verhör gaben sie zu, Mitglieder einer »anarchistischen Zelle« zu sein und verrieten wahrscheinlich einige andere, weil es kurz danach unter Schülern und Lehrern weitere Verhaftungen gab.
Die Schule wurde durchgekämmt, danach übertrug der Exekutionskanal die Folterungen der angeblichen Anarchisten. Die Angehörigen der Schüler wurden erschossen.
Der Widerstand betrauerte sie als Märtyrer, die für die echte Regierung und die Praxis gestorben seien.
Ein Cree, der in Grandview Fisch an ein Restaurant lieferte, erzählte Sula von einem Naxiden, der von einem Mob getötet worden sei. Dies habe sich angeblich im »Alten Drittel« abgespielt, einem von Torminel bewohnten Stadtteil. Die nachtaktiven Torminel hätten einen Naxiden in die Enge getrieben, und am nächsten Morgen sei die naxidische Polizei in das Viertel eingedrungen und habe willkürlich die Einwohner erschossen. Wie der Cree sagte, seien Hunderte Bürger getötet worden.
»Warum habe ich nichts davon gehört?«, fragte sie. Sensationen wie diese verbreiteten sich gewöhnlich wie ein Lauffeuer in der Stadt.
»Es kam nicht in den Nachrichten«, erklärte der Cree mit seiner musikalischen, gurgelnden Stimme, die viel zu
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