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Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis

Titel: Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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fröhlich für dieses Thema klang.
    »Wichtige Neuigkeiten wie diese machen doch sonst viel schneller die Runde.«
    Der Cree drehte die lichtempfindlichen Flecken in ihre Richtung. Sula spürte, wie ihr Körper leicht vibrierte, als er sie mit dem Sonar abtastete.
    »Vielleicht wird dies bald geschehen, neugierige Frau, aber der Vorfall ereignete sich erst heute Morgen. Ich habe es vom Fenster aus gehört.«
    Er hatte es gehört und nicht gesehen. Die lichtempfindlichen Flecken konnten nicht viel wahrnehmen, doch die breiten und hohen Ohren hatten ihm einen guten Eindruck vermittelt.
    Das Alte Drittel war ein ganzes Stück entfernt im Norden der Stadt. Dank des Leitsystems auf den Schnellstraßen konnte man es jedoch in weniger als einer Stunde erreichen. Tatsächlich gab es zahlreiche Spuren von Einschüssen in den Mauern, viele geborstene Fenster und Blutspritzer auf dem Pflaster.
    Den Rest erfuhr sie später, als im Hauptarchiv die Todesurkunden ausgefertigt wurden. Bei der vom Mob getöteten Naxidin handelte es sich um eine Wartungsarbeiterin, die im falschen Stadtviertel Feierabend gemacht hatte. Die Polizei hatte nicht Hunderte, sondern etwa sechzig Einwohner getötet.
    Danach hatten sich die Naxiden das Krankenhaus in der Nähe vorgenommen und jeden erschossen, den sie in der Notaufnahme angetroffen hatten. Dabei hatten sie unterstellt, die Verletzungen seien während des vorherigen Polizeieinsatzes entstanden. Es war ein schlechter Tag für jeden, der sich ein Bein gebrochen hatte. In der Klinik waren noch einmal achtunddreißig Bürger getötet worden.
    In der nächsten Ausgabe des Widerstand veröffentlichte Sula eine bewusst unvollständige Liste der Toten, weil sie nicht offenbaren wollte, dass sie einen Zugang zum Hauptarchiv besaß. Einige melodramatische Zutaten entsprangen ihrer Fantasie: Die Eltern, die gestorben waren, als sie versucht hatten, die Kinder zu schützen, der wütende Geschäftsinhaber, der mit einem Besen die Polizei aufgehalten und von Kugeln durchsiebt worden war, die panischen Zivilisten, die in eine Sackgasse getrieben und niedergeschossen worden waren, die Blutspuren an den Ziegelsteinen.
    Schon während sie es aufschrieb, wusste sie, wie unzulänglich ihre Worte waren. Was sie sagte, konnte die Schrecken und Tragödien nicht einmal annähernd wiedergeben. Die Hilflosigkeit und das Entsetzen der Opfer, das Knattern der Waffen, das Stöhnen der Sterbenden, das Kreischen der Verwundeten …
    All das hatte sie allerdings bei der Schlacht am Axtattle Parkway selbst erlebt. Die erfundenen Grausamkeiten waren gemessen an diesen Erinnerungen geradezu harmlos.
    Es wird noch viele weitere Tote geben. Menschliche Wärme ist nicht gerade mein Spezialgebiet.
    Sie schrieb: Wie üblich konnten die Naxiden ihre wahren Gegner nicht finden und verlegten sich darauf, wahllos jeden zu töten, der ihnen gerade im Weg war.
    Unser wichtigster Kritikpunkt am Angriff der Torminel ist der, dass sie den falschen Naxiden getötet haben. Fast einhundert Tote im Austausch für eine Kanalarbeiterin, das ist ein schlechter Tausch.
    Bürger, sucht euch beim nächsten Mal einen Beamten, einen Polizisten, einen Gefängnisaufseher, einen Abteilungsleiter oder einen Richter. Und sorgt dafür, dass die Leiche nicht in eurem Viertel gefunden wird.
     
    Zwei Tage später jagte sich eine ältere Rentnerin, eine Torminel, in ihrer Wohnung mit einer selbstgebastelten Bombe in die Luft. Da das halbe Haus in Flammen aufging, hatte es sich offenbar um eine Brandbombe gehandelt.
    Die Naxiden machten die Kinder der Frau ausfindig und erschossen sie.
    Während Sula in den Todesurkunden nach der Torminel und ihren Angehörigen suchte, stellte sie fest, dass ein Naxide durch einen Bombenanschlag von »Anarchisten und Saboteuren« getötet worden war. Der Naxide war ein kleiner Angestellter im Finanzministerium und nicht wichtig genug gewesen, um eigene Leibwächter zu haben. Die Bombe war klein gewesen, mit Nägeln durchsetzter Sprengstoff.
    Die nächste Ausgabe des Widerstand betrauerte die alte Torminel als entschlossene Loyalistin, die über die Todesfälle im Alten Drittel empört gewesen sei, und stellte den Finanzbeamten als Schurken dar, der nach einer geheimen Verhandlung von den Mitgliedern der Untergrundarmee unter Führung von Octavius Hong hingerichtet worden sei.
    Daraufhin erschossen die Naxiden einhundertundeine Geisel. Es war gewissermaßen zur Gewohnheit geworden, dass sie Primzahlen bevorzugten.

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