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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und geadeltes, leider aber auch enorm lautes, zeitaufwendiges und Aufmerksamkeit erregendes Verfahren.«
    Ein Ausdruck von Bedauern zog über ihr Gesicht. Sie griff nach seiner Hand und streichelte sanft über den Handrücken. »Sei nicht so.«
    »Wie bin ich denn? Ich sag nur, wie es ist. Wir sitzen da zwanzig, dreißig Minuten, vielleicht sogar eine Stunde mitten auf der Straße, und schneiden uns zum Geld vor und hoffen, dass kein Kängurujäger oder Dorfbulle vorbeikommt.«
    Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Oder wir schneiden ihn einfach woanders auf.«
    »Und wo?«
    »In unserem Versteck.«
    »Im Versteck. Und wie, bitte, kommen wir dahin, wenn wir nicht einmal in den Van hineinkommen, weil die eventuell ein Notfallblockiersystem in Betrieb gesetzt haben?«
    Leah goss Wein nach, sie liebte dieses kleine Ritual und zog es in die Länge. »Wir schleppen ihn ab.«
    Eine kurze Pause entstand. Dann sagte Wyatt lächelnd: »Mit einem Abschleppwagen oder einem Tieflader. Und wir brauchen jemand, der weiß, wie man das ganze Zeug bedient.«
    Sie lächelte zurück. »Ich geh mal telefonieren.«
    Sie verließ den Raum und ging in die Küche. Wyatt nippte am Wein. Offensichtlich wollte sie ihre Quellen geheim halten, also mischte er sich nicht ein. Trotzdem fühlte er sich jetzt sehr verletzbar. Nicht weil Leah nun mitbestimmen sollte oder weil er ihr einiges zutraute, sondern weil er das Gefühl hatte, von denjenigen abgeschnitten zu sein, mit denen er sonst zusammenarbeitete. Er musste sehr vorsichtig sein. Er kannte Leahs Kontakte nicht und war sich überhaupt nicht sicher, ob er ihnen trauen konnte. Er sagte sich zwar, dass es auch nicht anders war, als sich auf Leute wie Eddie Loman zu verlassen, was Männer und Ausrüstung betraf. Doch das beruhigte ihn nicht sonderlich. Eddie Loman konnte ihn zwar jederzeit verraten, genau wie Leahs unbekannte Kontaktmänner, aber wenigstens kannte er Loman persönlich, wusste, wo er zu finden war. Und Loman kannte Wyatt, und wusste genau, wenn er versucht, ihn aufs Kreuz zu legen, hätte er mit einer Kugel zu rechnen, die keinen zweiten Gedanken mehr zuließ.
    Leah wählte. In der Ecke des Wohnzimmers stand ein Nebenapparat und ratterte aufgeregt vor sich hin, während sie die Wählscheibe betätigte. Wyatt zählte mit. Neunstellige Nummer, also Ferngespräch. Er hörte sie noch ›Ich bin’s, Leah‹ sagen, aber dann senkte sie die Stimme. Er unternahm keinen Versuch, von der Nebenstelle aus mitzuhören. Wichtig war, sich während der kommenden Wochen gute Rückendeckung zu verschaffen.
    Er dachte über den Abschlepplaster nach. Im Grunde war das eine ausgezeichnete Idee. Sie war so einfach, und das gefiel ihm. Die Frage war nur, wie sie es anstellen sollten, den Transporter hochzuhieven und durch die Gegend zu fahren, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Die Antwort war nahe liegend, und sie war mindestens so einfach und bestechend wie Leahs Idee. Brava-Construction. Brava-Fahrzeuge – auffälliges Hellblau und als Firmenlogo einen schnaubenden Stier an jeder Tür – schoben sich seit langer Zeit regelmäßig durch die Straßen und gehörten mittlerweile zum Landschaftsbild.
    Leah kam zurück ins Wohnzimmer. Heute Abend trug sie Schwarz und es stand ihr ausgezeichnet. Schwarzer Fifties-Rock, schwarze Nylons, eine verzierte Weste aus Kambodscha über einem schwarzen T-Shirt. Sie wirkte entspannt und ein bisschen frech. Ihr war klar, dass sie nun mit von der Partie war. Er spürte, dass er sie gern hatte. Er begehrte sie. Es war bestimmt ihr letztes Trinkgelage bis nach Erledigung des Jobs, sicherlich lag es teilweise am Alkohol. Aber nur zu einem kleinen Teil.
    »Und?«
    »Alles klar. Ich habe Namen und Adresse. Wir schauen ihn uns morgen an. Er erwartet uns.«
    »Erzähl mir ein bisschen von dem Typ.«
    »Meine Kontaktperson sagte, dass er sich mit Schwertransportern sehr gut auskennt. In der Vergangenheit war er an Diebstählen von Anhängern und Cargolastern beteiligt und er ist ein hervorragender Mechaniker. Außerdem soll er zuverlässig sein.«
    Wyatt schob seinen Stuhl zurück und wollte aufstehen. »Nicht«, sagte Leah. Ihre Stimme war ganz leise, fast ein Gurren. Wyatt setzte sich wieder.
    Sie kam herüber zu ihm und blickte auf ihn hinunter. Ihr Knie berührte seines. Dann setzte sie sich rittlings auf seine Oberschenkel, und als seine Hände unter ihren Rock glitten, wölbte sich ihr Rücken vor Erregung. Vor fünf Jahren hatte sie das auch geliebt.

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