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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Das Transportunternehmen war am hinteren Ende der Reihe und davor parkten zwei Vans. Ein bereits abblätternder Schriftzug verhieß ›KT Transporte, Express Service ins Umland‹.
    »Voilà, Mr. Keith Tobin«, sagte Leah. »Kein Auftrag zu klein.«
    Sie hielten an und stiegen aus. Unter einem der Vans war ein Mann zugange. Er trug robuste Wanderstiefel. Während er mit Metall auf Metall hämmerte, zuckten und tanzten die Sohlen seines rustikalen Schuhwerks vor Begeisterung im Takt.
    »Mr. Tobin?« fragte Leah.
    Die Stiefel hielten inne. Eine gedämpfte Stimme sagte: »Wer will das wissen?«
    »Ein gemeinsamer Bekannter von uns hat bei Ihnen angerufen. Sie erwarten uns.«
    Tobin war kein Blitzmerker. Seine Stiefel schienen zu inhalieren, was Leah eben gesagt hatte. Nach einer Weile rutschte er unter dem Van hervor. »Jetzt versteh ich«, sagte er.
    Wyatt beobachtete die Szene und hoffte, dass sie keine Rückschlüsse auf seine Arbeit zuließ. Vor ihm stand ein kräftiger Mann um die dreißig im Arbeitsoverall. Kleine blaue Tätowierungen schmückten seine Unterarme. Seine Haare waren stoppelkurz und unter seiner leicht pockigen Nase spross ein buschiger Schnauzbart. Er war laut und fröhlich, hatte etwas leere Augen in einem ansonsten ganz lebendigen Gesicht und sah aus, dachte Wyatt, wie ein Cricketspieler. Während er ihn betrachtete, zog Tobin den Overall aus und enthüllte grüne Shorts, ein blaues Unterhemd und viel gesunde, gebräunte Haut. Dann setzte Tobin eine Sonnenbrille mit orangefarbenen Spiegelgläsern auf die Nase und murmelte hastig: »Kommen Sie mit ins Büro.«
    Bevor sie eintraten, blickte sich Wyatt rasch um. Wenn hier irgendjemand herumlungern sollte, der nicht hierher gehört, dann würde er auf dem Absatz umkehren. Er sah niemanden. Er folgte Tobin und Leah ins Büro.
    Dort sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aktenordner, zerknüllte Rechnungen und Auftragsbestätigungen müllten den Schreibtisch und den gesamten Fußboden zu. Bierdosen standen auf den Fenstersimsen. Wyatt hatte keine Lust, hier seine Zeit zu vergeuden. Er wartete nicht erst, bis Leah sprach, sondern fragte: »Haben Sie Vorstrafen?«
    Tobin nahm die Sonnenbrille ab. »Wie bitte?«
    Wyatt wartete ab. Anders ging es nicht. Der Sekundenzeiger tickte, während Tobins Hirn versuchte, die Frage zu verstehen.
    »Ich doch nicht, Alter«, sagte er schließlich. Ein beleidigter Zug verdunkelte den offenen, leeren Blick, mit dem er sie empfangen hatte. »Was geht Sie das überhaupt an?«
    »Können Sie Schwertransporter bedienen?«
    Jetzt sprach Wyatt in einer Sprache, die Tobin verstand. »Kein Problem.«
    »Tieflader, Abschlepplaster, solche Sachen?«
    »Jap.«
    »Sind Sie diese Woche frei?«
    »Warum? Was soll das Ganze? Mir wurde gesagt, ihr hättet da was laufen.«
    »Wie sieht’s nächste Woche aus? Können Sie die Arbeit hier ohne Probleme verschieben?«
    Tobin sah jetzt eher verdrossen aus. »Ich bin nicht überlaufen mit Aufträgen.«
    »Wie sieht’s aus mit Familie, Freundinnen, Freunden?« fragte Leah. »Gibt es jemanden, der Sie vermissen würde, wenn Sie ein paar Tage weg wären?«
    »Nö. Aber Sie sagen mir jetzt besser, worum’s bei dem Job überhaupt geht, ansonsten können Sie gleich wieder abhauen, alles klar?«
    Leah schien zu wissen, was sie tat. Wyatt überließ ihr den Rest. »Was haben Sie am Donnerstag vor?« fragte sie ihn. »Fahren Sie da zufällig in Richtung Norden?«
    »Könnte sein. Warum interessiert Sie das?«
    »Wir würden Ihnen gern etwas zeigen. Fahren Sie Burra an?«
    »Einmal die Woche. Ein Typ dort schuldet mir noch einen Kasten Scotch, fünfhundert Zigaretten, Videobänder …«
    Leah nickte. »Wir treffen uns dort. Donnerstag um zehn.«
    »Hören Sie, mir geht das tierisch auf die Nerven. Zeit ist Geld. Wenn Sie einen Profi wollen, müssen Sie schon was dafür springen lassen, und ich will einen Vorschuss.«
    »Kein Vorschuss«, sagte Wyatt. »Alle Spesen werden bezahlt und Sie bekommen Ihren Anteil von der Beute, wenn Sie mitmachen. Die gleichen Regeln für alle.«
    »Wie viel?«
    »Zwischen fünfzig und hundert Riesen.«
    »Für jeden?«
    Wyatt nickte.
    Tobin pfiff anerkennend. Dann deutete er mit dem Kopf auf Leah. »Ist sie auch dabei?«
    »Haben Sie ein Problem damit?«
    »Naja, ich meine, Sie wissen schon.«
    Wyatt drehte sich um und ging zur Tür. »Okay, das war’s, wir finden jemand anderen.«
    »Nein, Mann, hey, bleib hier«, rief Tobin. »Ich hab’s nicht so gemeint.

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