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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Ich hab eben noch nie mit ’ner Tussi gearbeitet, das ist alles.«
    »Da war noch eine Kleinigkeit«, bemerkte Leah. »Ich bin keine Tussi.«
    »Dann sagen Sie mir einfach Ihren Namen.«
    Wir drängen ihn zu sehr, dachte Wyatt. Er hat das Gefühl, er gibt und bekommt nichts in die Hände. »Kein Problem«, sagte er dann gelassen. Er nannte Tobin die Namen und beschrieb sein Vorhaben. »Alles klar?« fragte er. »Sind Sie dabei?«
    »Ein Geldtransporter«, sagte Tobin und schnalzte mit der Zunge. Dann runzelte er die Stirn und zögerte, als wäre er ein echter Profi, der erhebliche Zweifel an dem Job hatte. »Aber die Aufschrift muss schon richtig echt aussehen!«
    »Genau.«
    »Also, Sie sind hier schon richtig«, erklärte Tobin und wurde wieder recht mitteilsam. Er deutete aus dem Fenster in den Hof. »Sehen Sie die beiden Vans dort? Hab ich selbst beschriftet. Layout, Schriftzug, Buchstaben, alles.«
    Wyatt nickte bewundernd. »Toll.«
    Tobin streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin dabei«, sagte er.
    Wyatt schüttelte sie und dachte, ’nen Haufen Muskeln, aber wenig Grips. Doch der Job brauchte auch einen mit Muskeln, und wenn es ihm gelang, die Sache straff zu organisieren, dann fielen die Schwachpunkte nicht so ins Gewicht.

Vierzehn
    Letterman sah Pedersen aus dem Haus kommen und in einen Range Rover steigen. Der Range Rover schien brandneu. Er ließ den Fairmont an, um Pedersen zu folgen. Das alles erinnerte ihn an das Einstellungsangebot eines Wach- und Sicherheitsdienstes, damals, als er bei den Bullen rausgeschmissen worden war. Sie seien an seinen Qualitäten als Detektiv interessiert, meinten sie. Könnten ihre Kontakte spielen lassen und ihm eine Lizenz als Privatdetektiv verschaffen, Anfangsgehalt 700 Dollar die Woche. Das Geld war okay, die Arbeit nicht. Letterman wusste, wie das mit Privatdetektiven war. Zuerst kamen sie sich vor wie Spenser oder Cliff Hardy und dann wurden sie vor Langeweile gallig. Denn als Privatschnüffler lebte man im Auto und war immer an fünf Sachen gleichzeitig dran – hier den Gatten oder die Gattin bespitzeln, dort Kredit- oder Beschäftigungsverhältnisse abchecken, andauernd Kaffee aus Thermoskannen in sich hineinschütten, während schadensersatzberechtigte Unfallopfer fröhlich auf dem Tennisplatz herumhüpften. Gelegentliche Ausflüge in Konfektionshäuser, um eine Pelzmodenschau vor randalierenden Tierschützern zu bewahren. Ein Witz.
    Die Rücklichter des Range Rovers leuchteten auf, das rechte heller als das linke. Letterman beschattete Pedersen nun schon seit zwei Tagen. Am ersten Tag hatte er, als Pedersen gerade bei einem Buchmacher verschwunden war, das Glas der Bremsleuchte mit einem Stein eingeschlagen. Er wusste zwar nicht, ob Pedersen nachts viel herumfahren würde, aber wenn, würde es nun auf jeden Fall einfacher, ihn im Auge zu behalten.
    Pedersen fuhr aus der Parklücke heraus. Kurz darauf zog Letterman nach. Auf der Nicholson Street war dichter Verkehr und er folgte ihm im Abstand von zwei Wagen, immer das hell leuchtende Bremslicht im Blick.
    Bislang war Pedersens heutiger Tagesablauf die reinste Kopie des gestrigen. Er schlief bis Mittag, nachmittags war er wieder beim Buchmacher, dann folgten ein Pub- und ein Bordellbesuch, der Kauf eines Brathähnchens fürs Abendessen, und gegen acht Uhr abends zog er erneut los. Gestern Abend fuhr Pedersen ins Stadtzentrum, in die King Street. Letterman sah, wie er seinen Wagen im Halteverbot parkte, eine schwarze Lederjacke überstreifte, die vielleicht vor zehn Jahren einmal modern gewesen war, und Einlass in einen der Clubs begehrte. Der wurde ihm sowohl im ersten, als auch im zweiten Club ein paar Türen weiter verwehrt. Letterman sah auch die wütenden Gesten, die sich gegen die Türsteher richteten. Alle Türsteher, die Letterman kannte, waren Ex-Knackis mit einem langen Vorstrafenregister, meist Gewaltverbrechen. Pedersen konnte von Glück sagen, dass sie nicht Kleinholz aus ihm machten. Letterman hätte das durchaus verstanden. Pedersen wirkte deplatziert, mit den tiefen Furchen in seiner bleichen Haut, seinen fahrigen Bewegungen und seinen furchtbaren Klamotten. Außerdem sah er ziemlich alt aus, zu alt für die Clubs in King Street.
    Aber heute Abend variierte er das Programm. Heute hielt Pedersen vor einem Pub in Fitzroy. Auf dem Gehweg kündigte eine Hinweistafel ein Ereignis an, bei dem sich Damen im Schlamm wälzen und gegenseitig an den Haaren ziehen. Schon eher was für ihn, dachte Letterman,

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