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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Zweckgemeinschaften verhält. Leah gab sich sogar Mühe, ein bisschen Konversation mit ihm zu machen. Sie merkte, dass Wyatt absolut nichts mit ihm anfangen konnte. Aber in einem unbeobachteten Moment eröffnete sie Wyatt, dass sie ihre Tochter, hätte sie eine, niemals mit diesem Mann allein lassen würde.
    Wyatt erreichte das Tor und wartete auf Tobin. Als der Truck herankam, öffnete er das Tor ganz und stellte sich mitten auf die Straße. Er gab Zeichen mit einer Taschenlampe. Tobin reagierte mit der Lichthupe.
    Wyatt wartete, bis der Truck das Gatter passiert hatte und schloss es dann. Er kletterte auf das Trittbrett der Fahrertür.
    Tobin grinste breit.
    »Na, alle da?«
    »Ja.«
    »Die Frau auch?«
    »Hör auf, von Frauen zu quatschen. Sag mir lieber, wie du an den Truck gekommen bist.«
    »Frisch geklaut heute Nachmittag. Die Nummernschilder sind von einem Wrack am Straßenrand.«
    »Morgen wird lackiert. Wenn das erledigt ist, werden die Fingerabdrücke entfernt, und danach wird nur noch mit Handschuhen gearbeitet.«
    Tobin schaltete in den zweiten Gang und murmelte gekränkt: »Du gibst einem das Gefühl, als wäre man ein blutiger Anfänger.«
    »Deine Gefühle interessieren mich nicht. Wir alle haben unsere Aufgaben. Eine meiner Aufgaben ist es, sicher zu stellen, dass wir nichts vergessen haben.«
    Tobin schaute missmutig drein. Im Licht der Scheinwerfer tauchten nun hintereinander die Schuppen, Speicher und das Hauptgebäude auf. Leah und Snyder standen auf der Veranda und hielten die Hände vor die Augen, um nicht geblendet zu werden.
    »Fahr in den länglichen Schuppen auf der rechten Seite«, sagte Wyatt. »Ich schließe das Tor hinter dir.«
    Er stieg vom Trittbrett und sah Tobin beim Rangieren zu. Als alles unter Dach und Fach war, brachte er Tobin über den Hof und stellte ihn Snyder vor. Tobin begrüßte auch Leah, indem er einen Arm um sie legte und breit grinste. »Hab doch gesagt, wir sehen uns wieder.«
    Er hielt sie eine Sekunde zu lang fest und sie zog eine Grimasse. »Tatsächlich?«
    »Jawohl«, sagte Tobin und grinste weiter.
    Die Stimmung entspannte sich. Sie gingen in den größten Raum im Erdgeschoss, wo Leah und Wyatt bereits alles Nötige vorbereitet hatten und wo auch der Gaskocher stand. Während Snyder auf einer Platte Toasts anbräunte, nutzte Leah die zweite, um einen Eintopf aus der Dose warm zu machen. Wyatt holte das Plastikgeschirr und die Löffel und goss Mineralwasser in die Emailletassen. Tobin lag ausgestreckt auf dem Boden, sein Kopf ruhte auf einem Fußball, den er aus seiner Tasche gekramt hatte. »Nur Drinks für Warmduscher hier oder was?« Grinsend schaute er von Leah zu Snyder und wartete auf eine Reaktion. Leah lächelte nur müde und Snyder ignorierte ihn völlig. Wyatt ebenso.
    Tobin legte ein Bein über das andere und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. »Wie ist das Bettenarrangement? Wo schläft Leah?«
    Leah deutete mit dem Kopf auf eine der Türen am anderen Ende des Raumes. »Dort.«
    »Gut, gut«, meinte Tobin. Dann schwieg er einen Moment und wägte die nächsten Worte ab. »Ich nehme an, die Jungs im einen, die Mädels im anderen Zimmer, was?«
    »Jeder von uns bekommt sein eigenes Zimmer«, erwiderte Leah.
    »Keine Mehrfachbelegung oder so?«
    »Nein.«
    Wyatt verfolgte aufmerksam den Dialog. Alles an Tobin war Provokation. Er ließ geradeheraus durchblicken, dass er an Leah Gefallen fand und eventuell rangehen werde – ganz nach dem Motto, was wollt ihr anderen dagegen unternehmen?
    Getrennte Zimmer war Leahs Idee gewesen. Wyatt verstand nun die Gründe. Wieder einmal musste er feststellen, dass jeder Job zehn Prozent Arbeit und neunzig Prozent psychologisches Feingefühl verlangte. Wenn die Sache noch dazu Abwarten erforderte, dann potenzierte sich das Dilemma. Dass alle Leute ihr Päckchen mit sich herumschleppten, auch wenn sie sich eigentlich gerade auf eine Sache konzentrieren sollten, war ihm klar. Er kannte versteckte Trauer, Ausraster, Irrsinn und Langeweile. Er wollte der Liste nicht auch noch Sexualneid hinzufügen. Er wollte nicht, dass Snyder und Tobin in ihren Zimmern eingingen, während er und Leah sich im Nebenraum vergnügten. Über Leah brauchte er sich keine Sorgen machen. Sie wusste sich zu wehren.
    »War ’n langer Tag heute«, sagte Tobin und streckte sich auf seinem Platz. »Ich werd schlafen wie ein Murmeltier heute Nacht. Sagt Bescheid, wenn das Abendessen fertig ist.« Er schloss die Augen.
    Im Haus hatte noch ein

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