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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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machte Eindruck. »Alle Frequenzen. Sogar mit Bandabtaster«, bemerkte Snyder. »Ich will nur mal betonen, dass mich das eine ganze Stange Geld gekostet hat.«
    »Bekommst du zurück.«
    »Gibt’s denn irgendwelche Sponsoren?«
    »Mich«, sagte Wyatt.
    »Noch von dem Melbourne-Job, was?«
    Wyatt erstarrte innerlich. Loman hätte ihn vor Snyder warnen sollen. Er überhörte die Bemerkung. In Sichtweite war ein Geschäft für landwirtschaftlichen Bedarf, und er drosselte die Geschwindigkeit für einen Farmer, der die Straße überqueren wollte. Der trug schwer an zwei kugelförmigen Behältern mit Spritzmittel, einen in jeder Hand. Er lief geduckt und mit kleinen, mühsam erkämpften Schritten. Bekleidet war er mit khakifarbener Arbeitskluft und schweren Gummistiefeln.
    »Glaubst du, es stimmt, was man sich so erzählt?«
    Wyatt kannte Snyder nun seit etwa fünf Minuten und das waren genau fünf Minuten zu lang. Snyder redete zu viel, zumal dummes, unzusammenhängendes Zeug. Aber Wyatt riss sich am Riemen. »Was erzählt man sich denn so?«
    »Dass man mit Gummistiefeln leichter Schafe ficken kann. Man steckt die Hinterbeine in den Stiefelschacht, damit das Vieh nicht ausbüchsen kann.«
    Wyatt bremste, um den Bauern über die Straße schlurfen zu lassen, und fuhr dann weiter. Er schwieg, denn er sah keinen Grund zu reden.
    Sie erreichten den Stadtrand und Wyatt beschleunigte. Einige Kilometer lang fuhren sie in Richtung Norden, dann bog Wyatt ab in eine fürchterlich staubige Straße. Snyder schaute angestrengt geradeaus. Anscheinend wollte er genau wissen, wohin sie fuhren. »Auf der Farm haben wir Karten«, sagte Wyatt.
    Snyder lehnte sich zurück. Nach einer Weile sagte er: »Eddie Loman hat mir nicht viel erzählt.«
    »Ich hab ihm auch nicht viel erzählt.«
    Snyder wartete, dass Wyatt weitersprach. Als klar war, dass er dem nichts hinzufügen wollte, sagte Snyder: »Eddie meinte, ich soll Plastiksprengstoff und eine Funkstöranlage besorgen. Wenn wir uns hier nicht mitten im Nirgendwo befänden, würde ich tippen, es handelt sich um einen Geldtransporter.«
    »Genau.«
    Snyder sah Wyatt direkt an: »Hier draußen?«
    »Das Unternehmen heißt Steelgard«, erwiderte Wyatt. »Eine kleine Firma, die normalerweise nur die lokalen Bankfilialen versorgt. Aber im Augenblick arbeiten sie für ein großes Bauunternehmen, das hier ’ne Pipeline verlegt.«
    »Wochenlöhne?«
    Wyatt nickte.
    »Wo schlagen wir zu?«
    »Wir fahren gerade hin.«
    Snyder runzelte die Stirn und sah aus dem Fenster auf die Weizenfelder und die Briefkästen am Straßenrand. Da und dort führte eine von Zypressen gesäumte Auffahrt zu einem Gehöft, kleine grüne Schneisen in der trockenen, staubigen Landschaft. »Das gefällt mir nicht. Es dauert so lange, bis man sich in diese Kisten hineingeackert hat.«
    Wyatt erläuterte ihm den Plan mit dem Schlepper. »Du kümmerst dich um den Störfunk, wir verfrachten den Transporter auf die Farm und arbeiten uns in aller Ruhe vorwärts. Ohne Panik, ohne großes Durcheinander.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte Snyder. »In null Komma nichts werden die Bullen zur Stelle sein, und es wird zwischen hier und Timbuktu keine Straße mehr geben, die nicht kontrolliert wird. Ich meine, wir sollten kurzen Prozess machen, ein großes Loch reinsprengen und dann nichts wie weg.«
    Es war bei jedem Job das Gleiche, dachte Wyatt. Immer will das Fußvolk Feldmarschall spielen. Ruhig und kühl sagte er: »Wir machen es entweder so, wie ich es mir vorgestellt habe, oder gar nicht. Wenn du aussteigen willst, sag’s gleich, dann bringe ich dich zurück zur Bushaltestelle. In ein paar Tagen schicke ich dir dann das Geld für die Auslagen, sagen wir fünftausend Dollar. Falls ich jedoch mitbekomme, dass du etwas über mich oder den Job ausplauderst, dann werde ich dir einen Fahrschein in die Hölle schicken.«
    »Du meine Güte«, erwiderte Snyder, »ich dachte, ich hätte einen plausiblen Einwand formuliert. Du willst mir doch nicht erzählen, dass wir mit dem Van sauber die Straßensperren passieren werden, in der Hoffnung, die Bullen interessieren sich nicht für unser Handschuhfach? Herr im Himmel.«
    »Wir werden einfach in der Gegend bleiben«, erklärte Wyatt. »Nach zwei bis drei Tagen werden sie glauben, dass wir ihnen entwischt sind und die Straßensperren wieder abbauen. So läuft das immer.«
    Snyder musste sich mit der Hand am Armaturenbrett festhalten, als der Pick-up nun über einen Schotterweg ratterte.

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