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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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nannte den Preis. Er nahm Lettermans Geldscheine entgegen, als wären sie verseucht. Ein trüber Zeitgenosse und Letterman wünschte, die Sache wäre schon erledigt. Er sehnte sich danach, irgendwo an einem schönen, sonnigen Ort Chablis zu trinken und Austern zu schlürfen.
    Letterman war als Erster im Bus. Er setzte sich auf seinen Platz und beobachtete die anderen Fahrgäste beim Einsteigen. Wenn es hier Ärger gäbe, wollte er ihn wenigstens kommen sehen. Er sah jedoch nur Snyder mit einer Tüte Chips in der Hand, einen ziemlich verpennt aussehenden Soldaten, einen Teenager mit den Kopfhörern eines unsichtbaren Walkmans im Ohr und etwa ein halbes Dutzend gestörter Individuen mit Revolverblättern und Plastiktüten bewaffnet.
    Um halb zehn verließ der Bus den Bahnhof und fuhr in Richtung Norden. Letterman sah wogende Ähren auf weiten Feldern und seine innere Trostlosigkeit wuchs. Er hasste das alles, hasste die Leere, die Weite, die hysterischen Schafe, die Bauernkinder, die mit ihren blöden offenen Mündern jeden passierenden Bus anstarrten. Dann fiel ihm ein, dass er möglicherweise noch viele solcher Überlandfahrten vor sich hatte auf der Suche nach Wyatt. Er sorgte sich um seine Anzüge. Seine Laune verdüsterte sich.
    Kurz vor halb zwölf erreichte der Bus Vimy Ridge, und der Fahrer kündigte einen kurzen Aufenthalt an. Alle stiegen aus, blinzelten in die Sonne und streckten sich. Letterman hatte nur leichtes Gepäck. Eine kleine Reisetasche, die auf der Gepäckablage über seinem Kopf lag. Er griff danach, überquerte gelassen die Straße und betrat ein Café, als hätte er nie irgendwo anders hingehört.
    Das Interieur bestand aus einer Ansammlung von Reliquien und Replikaten der Kolonialzeit des Städtchens, doch Letterman nahm all das nicht wahr. Er saß mit dem Blick auf den Bus gerichtet. Er bestellte Kaffee und nippte an ihm herum, während er die nächsten zehn Minuten den parkenden Bus nicht aus den Augen ließ. Dann drängelten sich die Passagiere wieder in den Bus, der kurz darauf los fuhr. Snyder blieb zurück wie ein stehen gelassener Zirkusclown.
    Nach einer Weile sah Snyder mehrmals nervös auf die Uhr. Er rieb sich die Nase und blickte links und rechts die Straße hinunter. Plötzlich sah Letterman nur wenige hundert Meter entfernt einen alten Holden-Pick-up anfahren. Er hatte die ganze Zeit dort gestanden, schon als der Bus eingefahren war. Letterman sah nun, wie er neben Snyder hielt. Der Fahrer machte kein Zeichen, ließ Snyder aber nicht aus den Augen. Snyder nahm seine Tasche und ging auf den Wagen zu. Er öffnete die Beifahrertür und steckte seinen Kopf hinein, wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer. Dann stieg er ein und der Pick-up brauste davon.
    Letterman zahlte und erkundigte sich nach einem Hotel. Seine schlechte Laune war wie weggeblasen. Er hatte Wyatt.

Zwanzig
    »Wo wir jetzt hinfahren, gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten«, sagte Wyatt. »Wenn du also noch irgendetwas brauchst – Zahnpasta, spezielle Arbeitskleidung, was auch immer – besorg’s dir besser gleich hier.«
    »Ein bisschen Scotch wäre nicht schlecht«, erklärte Snyder.
    Wyatt betrachtete ihn. Snyder hatte das rote, zerknitterte Gesicht und den schweren, aufgedunsenen Körper eines jeden tüchtigen Trinkers. »Das kommt nicht in Frage. Es ist mir gleichgültig, was ihr hinterher macht, aber die nächsten paar Tage sind absolut alkoholfrei.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Snyder und zog eine Grimasse. Wyatt schob sich in quälend langsamem Tempo durch das Städtchen. Die anderen ebenso, aber das tröstete Snyder nur mäßig. »Wohin fahren wir überhaupt?«
    »Verlassenes Gehöft, zirka ’ne halbe Stunde entfernt von hier. Unser Basislager, bis die Sache durchgezogen ist.«
    »Die ganze Zeit über?«
    Wyatt hörte eine gewisse Beunruhigung heraus. Er hoffte inständig, dass Snyder keiner von denen war, der sofort die Zitterpappel kriegt, wenn ihm das Fläschchen entzogen wurde. »Im Prinzip ja. Also nochmal: Wenn du was brauchst, besorg’s dir jetzt.«
    »Naja, okay, ich mein, wie sieht’s dort aus? Gibt’s Betten? Badezimmer? Strom?«
    »Dafür ist gesorgt. Feldbetten, Schlafsäcke, Handtücher, Lebensmittel, Gaskocher und Sturmlichter.«
    »Wer hat das bezahlt?«
    »Ich.«
    »Das geht dann von meinem Anteil ab, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Oho! Wie spendabel«, tönte Snyder. Dann öffnete er seinen Alukoffer. Wyatt hatte keine Vorstellung davon, wie ein Störsender aussah, aber das Radiogerät

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