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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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breites Blatt. Also hatte er das falsche Ende genommen.
    Er sah sich nach den anderen Werkzeugen um, Schaufeln und Harken. Einige Sägen unterschiedlicher Größe und Art, sämtlich nutzlos, weil die Ritzen zwischen den Brettern zu schmal waren, um eine Säge quer hineinzuschieben.
    Aber es gab einen Vorschlaghammer. Eine große Metallfaust am Ende eines Stiels, und das passte. Genau so fühlte er sich. Er würde diesen Wandabschnitt einreißen und dann vielleicht einfach weitermachen.
    Seine linke Hand wollte nichts greifen, aber er zwang sie dazu und schwang das Metall heftig wie ein durchgedrehter Wikinger und hörte Holz splittern, und die Axt löste sich, kam mit dem Blatt auf ihn zu, und er sprang zur Seite und sah, wie sie zu Boden fiel. Dann schwang er den Hammer erneut und krachte durch ein Brett, der uralte Schuppen gab jetzt nach, und der Hammer blieb stecken, und er musste nah ran und ihn wieder rausziehen.
    Galen schnaufte. Der Hammer schwer und die Luft immer heißer. Gesplittertes Brett, und jetzt attackierte er das Nachbarbrett, spürte, wie das Eisen einen Bogen durch die Luft beschrieb, spürte die unaufhaltsame Kraft, als es durchs Holz krachte. Wucht. Ein Hammer war ein Zeichen. Er war Schicksal und Verhängnis. Er war genau wie die Wucht unseres Lebens. Unmöglich, einen Hammer aufzuhalten, wenn er einmal in Bewegung war. Man konnte nur daran festhalten und den Aufprall spüren.
    Das obere Ende zweier Bretter war gebrochen, und jetzt zielte er tiefer, um sie an ihren Wurzeln zu packen. Ein Krocketschläger. Auf dem Rasen hatten sie in seiner Kindheit sonntagnachmittags gespielt, rote und blaue Bälle und Tore, und seine Großeltern am weißen Eisentisch unter dem Feigenbaum. Etwas, an das er sich so lange nicht mehr erinnert hatte. Seine Mutter mit einem Sonnenhut, der unter dem Kinn gebunden wurde. Komischer Hut, aus einer anderen Zeit, als hätte sich seine Kindheit vor fünfzig oder sogar hundert Jahren abgespielt.
    Doch Erinnerung war nur Ablenkung. Er musste sich von allen Erinnerungen befreien, musste sich auf das Schwingen des Metalls durch die Luft konzentrieren, den Aufprall. Holz splitterte, und das Brett zitterte, nur in der Mitte fest, wo es an einen Querbalken genagelt war. Galen ging zum Nachbarn über, schmetterte auf ihn ein, bis beide dort bebend hingen, mitsamt dem Pickel.
    Die Erinnerung ist ein Problem, weil sie uns erzählt, was wir hören wollen. Sie hat keine eigene Gestalt.
    Galen ließ den Vorschlaghammer fallen, ein schwerer Aufprall und eine Staubwolke in der stillen Luft. Warum gab es in diesem Sommer bloß keinen Wind. In früheren Sommern hatte es Wind gegeben, aber in diesem sollten sie wohl ihre eigene Luft wieder einatmen, ein schleichender Verlust von Sauerstoff und Gedanken. Nichts weiter zu tun in diesem Sommer, als den Verstand zu verlieren.
    Ich brauche eine Säge, sagte Galen. Er konnte durch die schmalen Ritzen zwischen den Brettern den Querbalken durchsägen und so die beiden Bretter lösen. Aber ihm fehlte jetzt schon der Vorschlaghammer, das Gefühl der Kraft, also hob er ihn wieder auf, obwohl keine Chance bestand, den Balken hinter den Brettern durchzubrechen.
    Galen holte kräftig aus, und der Aufprall schoss ihm in die Hände, zu fest und unversöhnlich. Er ließ den Hammer fallen und hechelte, bis der scharfe Schmerz in seiner zerquetschten Hand nur noch pulsierte. Staub in den Nasenlöchern.
    Er trat aus dem Geräteschuppen und betrachtete die über den Boden verstreuten Werkzeuge. Als hätte die Erde diese Geräte dargeboten, als seien sie dem Boden entsprungen. Werkzeuge von der Farbe des Bodens, abgegriffenes braunes Holz und ausgeblichenes Eisen.
    Er wählte eine Baumsäge mit zackigen Zähnen. Kurzer dicker Griff wie eine uralte Pistole, Galen ein Eroberer von vor knapp fünfhundert Jahren. Er wusste, dass eine normale Handsäge, mit der man Brennholz zerkleinerte, besser wäre, aber diese gefiel ihm, wie sie aussah, wie sie sich anfasste. Sie würde haken und hängen, und das erschien ihm passend. Er wollte nur mit Mühe in den Schuppen kommen.
    Er setzte das Blatt zwischen die Bretter, bis er auf den Balken traf, und zog, um die erste Kerbe zu sägen. Schob, und das Blatt blieb stecken, regte sich nicht. Also hob er die Säge an, platzierte sie neu und zog, um eine tiefere Kerbe zu schneiden, das Sägemehl hellgelb, schob wieder und blieb stecken. Noch ein Zeichen. Wie die Schwerkraft, wie Stagnation. Rückwärts kein Problem, vorwärts

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