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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Seidenbluse auf meiner Haut. Ich liebe
    Mein Kopf schwirrt. Es ist, als wäre Bruce hier bei mir. Bald.
    Es ist Zeit zum Ausgehen. Ich gehe nur kurz weg, Mum.
    Sag Stacey, es wird nicht spät.
    Bye.
    Die Bar ist groß, ideal zum Leute-Gucken. Viele kleine Nischen und Ecken, in denen man sich verstecken kann.
    Hier sitze ich, allein, und erinnere mich an meine erste Begegnung mit Bruces Eltern. Sie waren anständige Leute, aus einem Bergbaustädtchen in Midlothian. Das war, bevor sie von diesem Scargill verdorben wurden, der Familien entzweite und alle gegeneinander aufhetzte. Bruce hegt aber keinen Groll gegen sie, obwohl sie so grausam waren, ihn zu verstoßen, ihren eigenen Sohn. Das ist doch genau das, was diese Leute wollen: die Familie zerstören. Ihnen bedeutet das nichts, aber ich sehe es so, wenn du keine Familie hast, hast du gar nichts. Bruce denkt genauso. Es ist so bedauerlich, daß Stacey diese entsetzlichen Dinge erzählt hat, aber wir machen unserem kleinen Mädchen keinen Vorwurf, alle Kinder ma-
    chen diese Phase durch, in der sie dumme kleine Lügen erzählen. In Staceys Fall glaube ich, liegt es einfach an den falschen Leuten, mit denen sie sich in dieser Schule eingelassen hat.
    Wie dem auch sei, ich muß sagen, ich sehe zum Anbeißen aus, und ich erkenne an der Art, wie der Kerl hinter der Theke mich anstarrt, daß er derselben Meinung ist. Tja, gucken ist erlaubt, aber berühren verboten, mein Freund! Ich hab meine Hochhackigen, diese Seidenbluse und den Faltenrock an. Zufallig sehe ich mein Bild im Spiegel. Nicht übel, Carole. Nicht übel.
    Ich weiß, was sie denken; eine Frau, die alleine trinkt. Sie denken, ich sei eine Prostituierte, oder daß ich leicht zu haben bin. Ich tue nichts weiter, als sie mit ihrem eigenen Begehren zu konfrontieren. Das ist es, was sie nicht ertragen können.
    Sie wollen mich.
    Alle diese Männer, sie alle wollen Carole Robertson.
    Aber es gibt nur einen Mann, der mich haben kann, obwohl ich mich auch anderen Männern hingeben würde, wenn er es von mir verlangte, aber dann nur ihm zuliebe. Er würde nicht wollen, daß ich mich irgendeinem Mann in dieser Bar hingebe.
    Ich habe bewiesen, was ich beweisen wollte, Jungs, und jetzt breche ich auf, um meine Tochter zu sehen. Ich bin eine gute Mutter und eine gute Ehefrau.
    Alle Augen folgen mir, als ich die Bar verlasse. Ich habe bewiesen, was ich beweisen wollte.
    Draußen verschwimmt mir alles vor den Augen. Alle Ladenschilder und Leuchtreklamen wirken wie in einer fremden Sprache geschrieben. Ich fühle mich hier nicht sicher. Ich muß da hingehen, wo ich mich sicher fühle.

[Menü]
Die Nachtwache
    Der Morgen ist angebrochen; nicht mit einem Bums, sondern mit einem Winseln, so schüchtern, wie Bladesey an meine Tür klopft und mich fragt, ob ich zum Frühstück runterkommen will. Irgendwie. – Aye, aber ich sag dir eins, Bladesey, ich geh nicht da runter für so n kontinentales Scheißfrühstück. Schinken, Käse, Brötchen? Nee, Arschlecken. Am Haarlemerweg ist ein britisches Café. Gehen wir.
    Wir gehen in forschem Tempo die Singel runter, lassen uns vom frischen Wind die morgendlichen Spinnweben aus den Köpfen pusten und betreten Barney's Breakfast Bar. Sie ist brechend voll mit Studenten- und Langhaarigenabschaum auf knappem Budget, darum ist es mir ein innerer Vorbeimarsch, ostentativ mit meinem Geldbündel zu wedeln, während ich ein Frühstück mit allem Drum und Dran bestelle: Speck, Eier, Würstchen, Tomaten, Pilze, gebratene Blutwurst, Toast und Tee.
    – Du hast dich gestern unerlaubt von der Truppe entfernt, Bruce, sagt Bladesey tadelnd. – Irgendwelche interessanten Ladies kennengelernt?
    – Ja, hab ich tatsächlich. Ich hab in ner Bar ne kleine Schottin kennengelernt. Sie war wirklich nett.
    – War sie, eh ... du weißt schon ... eine Schöne der Nacht?
    Ich betrachte mit großer Gereiztheit dieses erbärmliche Häuflein Elend, das sich irgendwie in mein Leben gedrängt hat. – Nein. War sie nicht. Glaubst du, ich kann keine Frauen außer Prostituierten kennenlernen? Ist es das, was du denkst?
    – Nein ... ganz und gar nicht..., stammelt er abbittend.
    Ich richte mich im Stuhl auf. Ich glaube, ich stoße der Fotze besser ein für allemal Bescheid. – Tja, ich will dir mal was sagen, Kumpel: ich hab mehr Weiber gehabt als du warme Mahlzeiten. Und ich rede von Qualitätsficks. 1-a-Muschi. Und da brauch ich gar nicht lange zurückzudenken. Denk bloß nicht, weil ich aus Bequemlichkeit Huren

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