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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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macht. Definitiv die Prostitutionshauptstadt der Welt, das alte Amsterdam. Aber bei der hier erkalten die toten Hurenaugen automatisch, sobald ich abgespritzt habe, und sie ist in Gedanken schon beim nächsten Kunden, als ich losgehe, um irgendwo einen Happen zu essen.
    Ich gehe in einen der gesichtslosen Pizzaläden auf dem Damrak, die größtenteils unspektakulärer Touristennepp sind. Nach dem Essen kehre ich in mein Hotelzimmer zurück. Ich habe noch immer ihren Slip in der Tasche. Von letzter Nacht. Ich konnte diese Hure, bei der ich war, nicht bitten, ihn anzuziehen. Ich ziehe ihn über den Kopf und schnüffle, sauge ihren Geruch in meine Nüstern. Ich nehme dumpf schluchzende Laute und ein dünnes, häßliches Wimmern wahr.
    Ich nehme den Slip vom Kopf, aber außer mir ist niemand im Zimmer.

[Menü]
Der Ausschlag
    Am nächsten Morgen scheiße ich in die suppentellerflachen Kloschüsseln des Hotels. Ein kleiner Turm harter Kotklumpen starrt mich an; sie stinken faulig, lassen aber kein Anzeichen des Aliens erkennen. Aber ich weiß trotzdem, daß es da oben steckt, in meinem Inneren, sich windend und wachsend, seine Zeit abwartend, wie ein Arthur Scargill im gesunden Staatskörper des Britannien der achtziger Jahre, der innere Feind.
    Ich gehe nach draußen und besuche noch zwei andere Huren, eine Thai, eine schwarz. Die Schwarze glotzte auf meine Eier, als hätte sie noch nie weißes Fleisch gesehen. Vielleicht ist es der Ausschlag, er wird definitiv schlimmer.
    Schlimmer.
    Ich legte noch eine nachmittägliche Saufschicht ein, Heineken und Genever, ehe ich von einem Kerl in einem braunen Cafe gutes, zahnfleischbetäubendes Kokain organisierte. Dann ging's gleich wieder mit Alk weiter. Das ist das Geile an Koks: verleiht einem übermenschliche Saufkräfte. Nicht daß ich das brauchen würde.
    In einer Kneipe trinke ich eine Flasche Grolsch und sehe, daß sie diese Haschplätzchen verticken. Ich nehme eins, dann noch eins. Eine neunmalkluge Fotze hinter der Theke sagt mir, ich soll mit dem Zeug aufpassen, und ich lache bloß und nehme noch ein Stück. Ich fühle mich angenehm zugedröhnt.
    Als ich die Kneipe verlasse, kommt es wie ein Hammerschlag, und mir wird richtig schwindlig und übel.
    Die Hippiefotzen haben versucht, mich zu vergiften, mich, einen gottverdammten Polizisten. Ich werd die holländische Polizei mobilisieren und mache den Fotzen den Laden dicht. Ich taumele herum, zu verängstigt, die Straße zu überqueren, weil diese Trams aus allen Richtungen kommen und auch die Fotzen auf ihren Fahrrädern, und ich bin zu dicht am Rand des Kanals für meinen Zustand ... diese holländischen Fotzen ...
    ... die Europäische Gemeinschaft sollte das ganze beschissene Land dichtmachen ...
    Ich komme vom Damrak runter, aber dann wanke ich unsicher eine schmale Straße entlang und stoße mit jemand zusammen, der mich anschnauzt, aber ich gehe unbeirrt weiter, es ist wie n ver-fickter Alptraum, in dem man nicht zurückschaut. Ich hyperventi-liere, als ich wieder im Hotel ankomme. Bladesey liegt auf dem Bett in seinem Zimmer und sieht fern. Ich gehe direkt aufs Klo und scheiße noch mal, und ich sehe, daß ich irgendwas im Stuhl habe. Ich kann es nicht ansehen. Ich hocke eine Weile da und beruhige mich, ehe ich wieder reingehe und Bladesey gegenübertrete.
    Sein Gesicht scheint von der Wand zurückzustrahlen, und alles, was ich höre, ist diese beschissene Effektiv-und-Irgendwie-Stim-me. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber Bladesey macht mich fertig. Er ist offenbar völlig dicht und erzählt mir, er hätte ein paar Londoner getroffen und sich mit ihnen besoffen. Dann scheint das Gespräch auf Musik hinzusteuern. Ich erwähne, daß ich Mo-town mag; Marvin, Smokey und so weiter, vielmehr früher mochte, ehe ich meine LPs vernichtete, weil mir klar wurde, daß es ein Zeichen von Schwäche war, Niggermusik im Haus zu haben.
    Bladeseys Stimme ist ein schrilles, penetrantes Alkoholkreischen: – Wie kannst du Rassist sein und auf Motown stehen? winselt er, – ich meine, wie kannst du Rassist sein und Marvin Gaye mögen?
    – Marvin Gaye war kein Schwarzer.
    – Wie kannst du sowas sagen?
    – Für mich war er kein Schwarzer. Die Fotze, die ihn erschossen hat, das war ein Schwarzer. Das war n verfickter Nigger.
    – Aber das war sein Vater! – Ja. Ein Schwarzer.
    Ich kann nichts fühlen, ich spüre nicht, daß ich aufstehe und mich auf ihn zubewege, aber da ist ein vager Eindruck, daß ich Bladeseys Kehle zudrücke

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