Drecksau
Medieninteresse wieder aufgeflammt. Das Forum hat ziemlichen Lärm geschlagen. Du scheinst da in puncto Gemeindekontakte und Öffentlichkeitsarbeit ein bißchen lax gewesen zu sein. Und genau auf dem Gebiet liegen Amandas Stärken. In der Beziehung ist sie unser bestes Pferd im Stall, Bruce, nickt Toal halb entschuldigend. – Du wirst dich in diesem Fall schon meinen Wünschen fügen müssen, schnarrt er gehässig,
während ich fühle, wie die Worte Hör mal Bruder Toal in meiner Kehle verdorren.
Ich kann nur dastehen wie ne alte Tücke vor dem Männerklo ner Schwulenaufreißdisco bei Lokalschluß, während Toal den Telefonhörer abhebt. – Amanda, Bruce ist zurück. Kannst du mal raufkommen und ihn über den letzten Stand der Dinge informieren?
Er legt den Hörer auf.
– Weißt du, eh, Gus Bain hat mich schon ins Bild gesetzt fange ich an. Ich will nur noch gehen. Ich muß erst mal Inventur machen, ehe ich dieser hämischen Lesbe Drummond gegenübertreten kann.
– Gus ist nicht auf dem laufenden, Bruce, der ist doch abgemeldet, sagt Toal ungeduldig.
Es geht mir sofort besser, weil ich Gus als beinahe ernstzunehmenden Konkurrenten im Rennen um die Beförderung auf der Liste hatte. Allerdings ist es ne miese Tour, wie Toal über die alte Fotze herzieht.
Trotzdem, eine gute Neuigkeit für mich. Ich bin schon wieder besser aufgelegt, als Drumsticks reinkommt und mir einen distanzierten Blick zuwirft, und noch wohler wird mir, weil sie das hier offensichtlich genauso ankotzt wie mich. – Hi Mandy, sage ich lächelnd.
– Hattest du einen schönen Urlaub, Bruce? fragt sie Toal zuliebe mit gezwungener Höflichkeit.
– Gar nicht übel.
– Warst du nicht in Holland?
– Ja. Ist ne nette Spritztour. Ein sehr zivilisiertes Land.
– Die Landschaft ist ein bißchen flach, oder? fragt Toal dazwischen.
– Mir gefällt's, sage ich achselzuckend, – ist mal ein interessanter Kontrast zu Schottlands eher zerklüftetem Terrain.
– Was kann man da denn unternehmen? bohrt Drummond nach. Sie will, daß ich in Toals Beisein »Rumhuren und Drogen nehmen« sage.
– Ist ein sehr zivilisiertes Land. Man kann im Café sitzen und einfach bei einer schönen Tasse Kaffee die Welt an sich vorbeiziehen lassen, ich bekomme ein leichtes Zittern, weil der Kater einsetzt. Die dreckigen Fotzen versuchen mich abzunerven. Aber was wissen die schon? Nichts, nicht die Bohne, einen feuchten Dreck, alles in allem: eine schöne runde Null.
– Wie ich höre, hat Amsterdam mit einem großen Drogenproblem zu kämpfen, sagt Toal und sieht mich herausfordernd an.
– Ja, das ist die Schattenseite der Stadt. Viel zu liberal, und als Ergebnis zieht sie jeden Abschaum an. Na, aber jetzt genug des müßigen Geredes über Urlaub, was ist mit dem Fall? sage ich kalt und energisch und lasse Toal und Drummond als die lachhaften Dünnbrettbohrer dastehen, die sie sind. Toal guckt leicht ver-grätzt, daß ich gegen ihn gepunktet habe. Daran sollte er sich gewöhnen, denn wenn ich erst befördert worden bin, wird das der Normalfall. Ich will verrecken, ehe ich mir dann noch irgendwas von ihm bieten lasse.
Drummond fängt an, allen möglichen Schwachsinn runterzu-rasseln, der, egal, wie hübsch man ihn verpackt, daraufhinausläuft, daß sich ein Scheißdreck getan hat, während ich weg war, genau wie ich vermutet hatte. Fuck, wie konnten sie jemals erwarten, in einem Fall wie diesem Fortschritte zu machen, solange der wichtigste Mann nicht auf dem Platz ist? Das ist das Problem mit unserer kleinen Mannschaft: zu viele Stronachs, nicht genug Dalglishs.
– ... und Valerie Johnston, das Mädchen an der Garderobe, hat ausgesagt, daß Alex Setterington und David Gorman an diesem Abend unzweifelhaft im Club waren.
Drummond trägt eine weiße Bluse und darunter deutlich sichtbar einen BH in dunklerer Farbe. An die Titten würde ich gern mal grapschen, nur als persönliche Gefälligkeit ihr gegenüber, wohlgemerkt. Dann hätte sie was zu giften! Sie registriert, wohin mein Blick fällt, und schließt ostentativ ihre Jacke. Aye, hättest du gern, du blöde Scheißkuh.
– Also sollten wir als nächstes Setterington und Gorman zur Befragung vorladen, fährt sie fort.
– Ich glaube nicht, daß wir es so anpacken sollten, Mandy-Schätzchen, schalte ich mich liebenswürdig ein, und sie will mich zurechtweisen, aber ich hebe meine Stimme etwas und falle ihr ins Wort: – Setterington und Gorman sind knallharte Kriminelle.
Veteranen, was Verhöre angeht.
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