Drecksau

Stadtrat.
    – Eine von den Torfhasen mußte ich wegen Meckerns vom Platz stellen. Tatsachenentscheidung bleibt Tatsachenentscheidung. Aber das Arschloch wollte keine Ruhe geben, nicht mal, als ich ihm die rote Karte gezeigt hatte. Einer von der Sorte ist immer dabei, eh!
    – Dreckige Feniersau, schnaubt Bill Armitage.
    – Ich geb gerne zu, fährt der Schiedsrichter fort, – ein bißchen peinlich war es schon, das ganze am nächsten Tag in Scotball zu sehen. Aber die Jungs waren klasse, haben sich bei den Wiederholungen auf ein Minimum beschränkt und die aus der rückwärtigen Perspektive ganz ausgelassen. Na ja, ich hab nach dem Match im Blue Room mit dem Spielbeobachter der SFA geredet, und er hat die Situation voll und ganz verstanden. Wie sich rausstellte, ist er mit dem kleinen Sammy Kirkwood in einer Loge. Den kleinen Sammy kennst du doch noch! sagt er zu mir.
    Ich nicke. Der kleine Sammy hat mir früher Magazine besorgt. Ganz gute Sachen, wenn auch nicht ganz so gut wie die von Hector-dem-Bauern. Ich muß den alten Sack mal anrufen und fragen, ob er was Neues auf Lager hat.
    – Na, jedenfalls, ich kann mich beim Kommentator bedanken. Er sagte, ich hätte die Szene unmöglich sehen können, weil ich nicht auf Ballhöhe war. Die Jungs von der Presse waren auch Spitze, haben die ganze Sache runtergespielt und nicht erwähnt, daß die Telefone heißgelaufen sind. Es war bloß die Rede von ein oder zwei obligatorischen Celtic-Fanatikern, die ja immer was zu meckern haben.
    – Die Fotzen sind paranoid, lacht Armitage.
    – Der Sportchef von einer der Tageszeitungen hat mir beim Logentreffen gesagt, also, der sagt: normalerweise hätten wir das nicht so sang- und klanglos abgehakt, aber es nützt keinem was, wenn wir den schottischen Fußball runtermachen.
    Dann hören wir uns an, was Armitage über das neue schottische Parlament zu sagen hat. – Wird ne gute Sache sein. Mehr Möglichkeiten für unsere Leute. Natürlich müssen wir uns mit den Papisten arrangieren, aber das ist ja nichts Neues. Die Partei in Schottland hat immer mit diesem Kuhhandel zwischen der katholischen Mafia und den Freimaurern gelebt. Ich hätt nichts dagegen, denen ihren Abtreibungsparagraphen zu schenken, wenn im Tausch der Vorsitz in ein paar vielversprechenden Ausschüssen und Gremien rausspringt ... besonders bei der Lizenzvergabe, grinst er. – Das heißt doch bloß, daß so n dummes kleines Gör, das sich hat anbumsen lassen, mit dem Bus nach Carlisle fahren muß, um sich ausräumen zu lassen. Nicht grade ne existenzielle Katastrophe, würd ich sagen.
    – Allerdings, sagt Ray nickend, dann dreht er sich zu mir um und flüstert: – Wie wär's mit ner Nase Koks?
    Meine Nase Koks habe ich heute abend schon gehabt, ich hatte sogar zufällig was dabei. Besonders nach Toals Neuigkeit, daß Drummond das Team leitet. Toal. Die Fotze ist erst glücklich, wenn er mich zum Junkie gemacht hat.
    Ich mich vor nem dummen kleinen Mädchen verantworten?

    schütteln Bladesey ab, nachdem ich der blöden Fotze noch mehr Informationen über Buntys seelische Verfassung aus der Nase gezogen hab. Dann setzen wir uns in seine Wohnung ab. Rays Hütte ist im post-thatcheristischen Nouveau-Schlichtwohnungs-Sin-gle-Aufreißerstil möbliert, will sagen, Stil kann man das kaum nennen. Dominiert wird sie von einer roten Polstergarnitur, einer zweisitzigen Veloursliebescouch mit passendem Sessel. Sieht aus wie ein Hurenzimmer in Amsterdam! Ich setze mich nicht auf die Couch, da sollte Lennox seinem Schicksal danken. Dieser Scheiß-Inglis, der würde sich drauf stürzen! Nicht daß er irgendwas fühlen würde, wenn es Lennox wäre, der ihn ihm reinsteckt! Ray sucht nach dem Set mit Spiegel, Löffelchen und Rasierklinge, das ich ihm aus Amsterdam mitgebracht habe. Er meint, damit würden die Lines feiner, und benutzt jetzt im Haus nie mehr Kreditkarten. Ich realisiere plötzlich, daß mich das Set umgerechnet zwanzig Pfund gekostet hat, und Arger regt sich in mir. Es war ein Moment der Schwäche, Lennox ein Geschenk mitzubringen, auch wenn ich es ihm nur geschenkt hab, um ihn zu animieren, mich mit Posh zu versorgen. Ich drücke aus Frack die Glut meiner Zigarette in sein Samtpolster und verspüre einen befriedigenden Adrenalinkick und einen Kloß im Hals, als es beim ersten, zweiten, dritten und vierten Kontakt braun wird und zurückweicht. Dann bewundere ich mein Werk, ehe ich fix das Polster umdrehe, um die vier neuen Löcher zu verbergen.
    Lennox kommt